09.11.2018
„Es ist wichtig, eine Diskussion darüber zu führen, dass Apotheken ebenfalls eine wichtige Anlaufstelle im Notdienst sind“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des ApothekerverbandsNordrhein e.V. Denn es sind durchaus nicht wenige Patienten, die während der Nacht- und Notdienstzeiten die Apotheke aufsuchen. Oft geht es dabei um Arzneimittel auf Rezept, noch häufiger um rezeptfreie Medikamente wie Nasenspray, Schmerzmittel oder die „Pille danach“. Neben der Versorgung mit Arzneimitteln haben Apotheken als niedrigschwellige Anlaufstelle zudem auch Lotsenfunktion. „Wir brauchen die flächendeckende Versorgung durch Apotheken und durch Ärzte“, betonte Preis.
Viele subjektiv als Notfall wahrgenommene Gesundheitsbeschwerden, wie Zahnschmerzen oder ein Migräne-Anfall, können schon mithilfe rezeptfreier Medikamente gelindert werden. Andere benötigen ein Rezept. Um ambulante Notfall-Anlaufstellen zu entlasten, Patienten Zeit zu sparen und Apotheken zu stärken, sei zu überlegen, ob man nicht den ein oder anderen Wirkstoff aus der Rezeptpflicht zu entlassen könnte, so Gesundheitsökonom Prof. Dr. Uwe May von der Hochschule Fresenius. In anderen Ländern etwa gebe es mehr Wirkstoffe rezeptfrei als bei uns. Ein vielversprechender Kandidat für einen solchen Switch wären aus seiner Sicht zum Beispiel antibiotische Augentropfen oder –salben zur Behandlung einer Bindehautentzündung, medizinisch Konjunktivitis, die es derzeit nur auf ärztliches Rezept gibt.
Eine andere Idee zur Verbesserung der Notfallversorgung warf Dr. med. Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen VereinigungNordrhein ins Rennen: Eine Notfallapotheke immer dort etablieren, wo auch eine Notfallpraxis oder Portalpraxis ist. Aus Sicht von König macht es keinen Sinn, den ambulanten und stationären Sektor enger zusammenzuführen, Ersteinschätzungsverfahren zu etablieren und Rettungsdienste einzubinden und eine wichtige Säule – die Apotheken – außen vor zu lassen. Eine Idee, für die sich auch Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, erwärmen konnte – zumindest in der Theorie. Aus Sicht des Apothekervertreters liegt die Umsetzbarkeit jedoch noch in weiter Ferne: „Vorher müssten viele Gesetze auf Bundesebene geändert werden“, so Engelen.
HH