Frauengesundheit

Blasenentzündung: Wann Antibiotika wirklich nötig sind

NAS  |  10.03.2025 10:23 Uhr

Bislang wurde bei einer Blasenentzündung häufig schnell zu Antibiotika gegriffen. Doch die aktualisierte medizinische Leitlinie empfiehlt nun, zunächst andere Behandlungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen – zumindest für Menschen unter 70 Jahren.

Frau, trinkt Tee.
Eine Blasenentzündungen kann zunächst mit pflanzlichen Präparate, Schmerzmitteln und ausreichend Flüssigkeit behandelt werden.
© Mariia Skovpen/iStockphoto

Die S3-Leitlinie zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfektionen wurde nach sieben Jahren überarbeitet. Besonders auffällig ist die Empfehlung, nicht sofort Antibiotika einzusetzen. Stattdessen sollen Patienten unter 70 Jahren zunächst mit schmerzlindernden Mitteln oder pflanzlichen Präparaten behandelt werden.

Studien zeigen, dass dies in vielen Fällen funktioniert:

  • Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac ermöglichten in bis zu 67 Prozent der Fälle einen Verzicht auf Antibiotika.
  • Pflanzliche Präparate mit Bärentraubenblättern halfen in 64 Prozent der Fälle.
  • Eine spezielle Kombination aus Liebstöckel, Rosmarin und Tausendgüldenkraut führte sogar in 84 Prozent der Fälle zum Erfolg.

„Vor diesem Hintergrund ist es vertretbar, Patienten mit einer akuten unkomplizierten Zystitis eine nicht antibiotische Behandlung anzubieten“, heißt es in der Leitlinie. Der Grund für die neue Strategie: Ein zu häufiger Einsatz von Antibiotika kann dazu führen, dass Bakterien resistent gegen die Wirkstoffe werden und die Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren. 

Was ist eine unkomplizierte Harnwegsinfektion?

Von einer „unkomplizierten“ Blasenentzündung spricht man, wenn keine weiteren Erkrankungen oder anatomischen Besonderheiten vorliegen, die die Infektion begünstigen. Dazu zählen zum Beispiel Nierenprobleme oder Diabetes. 

Bei Männern wird ein Harnwegsinfekt in der Regel immer als „kompliziert“ eingestuft, weil oft auch die Prostata betroffen ist. Deshalb müssen sie anders behandelt werden.

Welche Antibiotika werden empfohlen?

Es gilt jedoch: Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb von zwei bis drei Tagen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser entscheidet dann, ob ein Antibiotikum nötig ist. Diese Wirkstoffe gelten laut Leitlinie als Mittel der ersten Wahl:

Andere Antibiotika wie Fluorchinolone sollten nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden.

Besondere Empfehlungen für ältere Patienten

Erstmals unterscheidet die Leitlinie zwischen jüngeren und älteren Patienten. Denn bei Menschen über 70 Jahren kann eine Blasenentzündung ganz anders verlaufen. Oft zeigen sie keine typischen Symptome wie Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen. Stattdessen können Verwirrtheit oder allgemeine Schwäche auftreten.

Auch die Therapie muss bei älteren Menschen individuell angepasst werden. Der Körper verarbeitet Medikamente im Alter anders, und es gibt ein höheres Risiko für Nebenwirkungen. Falls eine langfristige Antibiotika-Behandlung notwendig ist, müsse der Erfolg überprüft werden.

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