Unauffällig, so muss man den Bluthochdruck beschreiben. Viele Betroffene ahnen nicht, dass sie unter Druck stehen. Selbst wenn sie es wissen, bleiben sie oft lange untätig. Nur jeder Dritte diagnostizierte Patient befindet sich nach Angaben der Deutschen Hochdruckliga in Behandlung. Helmuth Schmitt, selbst Hochdruckpatient und Leiter einer Frankfurter Selbsthilfegruppe für Menschen mit Bluthochdruck, kennt das Problem: »Der Bluthochdruck als Krankheit wird von vielen nicht so ernst genommen, weil er nicht wehtut, weil man ihn kaum spürt.«
Nach Schmitts Erfahrung denkt mancher um, wenn er von den möglichen Folgen des Bluthochdrucks hört. »Sobald die Krankheit den Leuten gut bekannt ist, haben sie Angst, im Rollstuhl zu landen. Dann nehmen sie die Krankheit ernster.« Rollstuhl und Bluthochdruck? Der Zusammenhang lässt sich schnell erklären: Ein Mensch mit unbehandeltem Bluthochdruck hat gegenüber einem Gesunden ein sechs bis achtzehnfach höheres Schlaganfallrisiko mit der Gefahr bleibender Behinderungen.
Ist der Hochdruck erkannt, können Betroffene gut gegensteuern. Und das, obwohl in den meisten Fällen seine genauen Ursachen rätselhaft bleiben. Professor Dr. Felix Beuschlein vom Klinikum der Universität München schätzt, »dass nur in zehn Prozent der Fälle der Arzt eine einzelne Ursache für einen Bluthochdruck findet«. Trotzdem lässt sich der Druck in den Schlagadern senken. Dazu müssen sich Betroffene vor allem um Risikofaktoren kümmern, die den Bluthochdruck fördern. Weit oben auf der Liste steht Übergewicht. Abspecken gilt als eine der wichtigsten Empfehlungen der Hochdruckliga. Aber Betroffene können noch mehr tun.
Zehn Grundregeln der Hochdruckliga
- den Blutdruck regelmäßig messen
- die Empfehlungen des Arztes beachten
- Normalgewicht anstreben
- den Alkoholkonsum einschränken
- Kochsalz durch andere Gewürze Ersetzen
- reichlich Obst und Gemüse essen
- pflanzliche Fette und hochwertige Öle bevorzugen
- sich mehr bewegen, Sport treiben
- Stress mindern, für Ruhepausen und Entspannung sorgen
- Rauchen einstellen
Falls das Zehn-Punkte-Programm nicht reicht, können zusätzlich vom Arzt verschriebene Arzneimittel (siehe oben) den Blutdruck senken. Eventuell müssen mehrere Arzneimittel unter ärztlicher Anleitung getestet werden, um das passende Präparat zu finden. Möglicherweise empfiehlt der Arzt ein Kombinationspräparat mit zwei Wirkstoffen in einer Tablette, wenn ein einzelner Wirkstoff nicht ausreicht.
Der Aufwand mit Abnehmen, weniger Alkohol und Kochsalz, mehr Bewegung und Medikamenten hat ein klares Ziel: Den Blutdruck senken, mindestens unter die Marke von 140/90 Millimeter Quecksilbersäule (kurz: mmHg, Maßeinheit des Blutdrucks). Aber es gibt Menschen, bei denen er noch weiter sinken sollte. Bei Diabetikern etwa unter 130/80 mmHg. Bluthochdruck und Diabetes schädigen beide die Blutgefäße, was besonders die Nieren trifft. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Nierenschäden bis hin zur Dialysepflicht. Wer seine Blutdruck- und Blutzuckerwerte niedrig hält, kann die Gefahr deutlich vermindern. Das gilt nicht nur für die Nieren, sondern auch für das Herz und vor allem für das Gehirn.