Frauengesundheit

Erblich bedingter Brustkrebs: Früher Test rettet Leben

UKM/NAS  |  04.10.2024

Bestimmte Genmutationen erhöhen das Risiko für Brustkrebs erheblich. Bei einem Verdacht können Frauen testen lassen, ob sie betroffen sind. Bei Astrid Witte war dies der Fall – dank engmaschigen Untersuchungen wurde ein bösartiger Tumor bei ihr frühzeitig erkannt.

Astrid Witte und Dr. Joke Tio
"Ich bin froh, dass der Tumor durch die intensivierte Früherkennung zeitig aufgefallen ist“, sagt Astrid Witte (links), die sich im Universitätsklinikum Münster von Dr. Joke Tio (rechts) und ihrem Team behandeln lässt.
© UKM/ Heine

Spätestens seit sich Schauspielerin Angelina Jolie vorsorglich ihre beiden Brüste amputieren ließ, haben viele schon einmal von erblich bedingten Genmutationen gehört, die das Risiko für Brustkrebs stark erhöhen.

Auch Astrid Witte wusste, dass Krebserkrankungen erblich bedingt sein können. „Eigentlich hatte ich es schon geahnt“, erinnert sich die heute 55-Jährige an den Moment zurück, als sie 2018 erfuhr, dass ihr Brustkrebs-Risiko wegen einer Genveränderung stark erhöht war. Im Jahr zuvor war bei ihr bereits Eierstockkrebs diagnostiziert worden. „Mein Vater ist ein Familienmensch und organisiert regelmäßig Sippentreffen. Da ist mir aufgefallen, dass sich die Krebserkrankungen in der Familie häufen. Ich wollte es wissen – nicht nur für mich.“ Denn wenn eine vererbbare Genmutation bekannt ist, können auch Familienangehörige in spezialisierten Zentren testen lassen, ob sie ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben.

"Ich konnte den Tumor selbst noch nicht tasten"

„Die Genetik ist relevant, um das Risiko für zukünftige oder erneute Erkrankungen möglichst genau vorhersagen zu können“, erklärt Prof. Frank Tüttelmann, Direktor der Klinik für Medizinische Genetik am Universitätsklinikum Münster (UKM). Bei Astrid Witte wurde am UKM durch den Test eine Mutation im sogenannten BRCA2-Gen (abgekürzt von BReast CAncer) nachgewiesen, wodurch die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs auf 60 bis 80 Prozent erhöht war. „Ich habe dann an den engmaschigen Untersuchungen zur Früherkennung teilgenommen. Im Sommer dieses Jahres wurde dadurch eine bösartige Veränderung in der linken Brust entdeckt“, erzählt Witte. Es folgten Operation, Chemo- und Strahlentherapie. „Das volle Programm war notwendig. Das kostet Kraft“, beschreibt die gelernte Arzthelferin aus Rosendahl die körperlich und psychisch belastende Zeit. „Aber ich bin froh, dass der Tumor durch die intensivierte Früherkennung zeitig aufgefallen ist. Ich konnte ihn selbst noch nicht tasten.“

Frühe Diagnose durch engmaschige Überwachung

„Frauen, bei denen eine der entsprechenden Genveränderungen nachgewiesen wurde, werden engmaschiger bilddiagnostisch überwacht“, erklärt Dr. Joke Tio, Koordinatorin des zum WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster gehörenden Brustzentrums am UKM. Ultraschall-, MRT- und Mammographie-Untersuchungen werden dabei in verkürzten Abständen durchgeführt. Zusätzlich stehen den Betroffenen auch verschiedene medikamentöse und operative Optionen zur Prävention zur Verfügung. „Natürlich ist das Wissen um ein erhöhtes Erkrankungsrisiko auch mit vielen Ängsten und Sorgen verbunden und erfordert oft weitreichende Entscheidungen“, so die Gynäkologin. Daher gebe es für die Betroffenen das Angebot, sich auch psychoonkologisch beraten zu lassen.

Astrid Witte hat sich inzwischen von der anstrengenden Zeit erholt. „Es geht mir wieder gut. Ich gehe viel spazieren und tanke Kraft in der Natur. Im Herbst möchten wir gerne ein paar Tage mit dem Wohnmobil verreisen.“ Witte ist dankbar für die Unterstützung, die sie von ihrer Familie und Freunden bekommt, mit denen sie offen über ihre erblich bedingten Krebserkrankungen spricht, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

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