28.08.2015
„In unserer Studie zeigte sich, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes bis zu 15 Jahre vor der Diagnose deutlich mehr Antibiotika einnahmen als eine gesunde Kontrollgruppe“, sagt einer der Autoren, Kristian Hallundbæk Mikkelsen vom Gentofte Hospital in Hellerup, Dänemark. Im Durchschnitt lösten Diabetiker 0,8 Rezepte pro Jahr ein, Menschen ohne Zuckerkrankheit dagegen nur 0,5. Wurden mehr Antibiotika eingenommen, stieg die Wahrscheinlichkeit einer Diabetes-Diagnose an, berichten die Forscher im Fachblatt Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism. Viele Antibiotika standen dabei mit einem höheren Diabetes-Risiko in Verbindung, doch der stärkste Zusammenhang sei bei Wirkstoffen wie Phenoxymethylpenicillin zu sehen gewesen, so die dänischen Wissenschaftler.
Wie genau der gefundene Zusammenhang zu interpretieren ist, sei jedoch noch unklar. Die Forscher sehen die Möglichkeit, dass Antibiotika die Gefahr für Typ-2-Diabetes erhöhen könnten. Aus früheren Studien gehe hervor, dass die Einnahme von Antibiotika die Zusammensetzung der Darmflora verändere. Andere Studien wiederum lassen vermuten, dass bestimmte Darmbakterien an der schlechteren Verarbeitung von Zucker bei Diabetikern beteiligt sein könnten, erläutern die Wissenschaftler. Eine andere Erklärungsmöglichkeit sei, dass sich die Zuckerkrankheit bei Betroffenen über Jahre entwickle und in dieser Zeit anfälliger Infektionen mache. Der genaue Zusammenhang müsse in weiteren Studien untersucht werden.
Wer von seinem Arzt ein Antibiotikum verordnet bekommt, sollte dies nicht aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen nicht einnehmen oder absetzen. Damit kann man Schaden anrichten, denn beim vorzeitigen Absetzen des Arzneimittels werden nicht alle Bakterien abgetötet. Die verbliebenen Erreger können dann resistent werden oder die Infektion wiederbeleben, gegen die das Antibiotikum verordnet wurde.
HH