Fibromyalgie

Erkrankung unklarer Ursache mit ständigen Schmerzen am ganzen Körper im Bereich der Muskulatur, des Bindegewebes und der Knochen.

Was ist das? - Definition
Erkrankung unklarer Ursache mit ständigen Schmerzen am ganzen Körper im Bereich der Muskulatur, des Bindegewebes und der Knochen.

 

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • generalisierte Tendomyopathie

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
Unsere Muskeln setzen über Sehnen an den Knochen an. Kommt es zur Überreizung oder Entzündung dieser Sehnenansatzstellen, resultieren lokale Schmerzen, die sehr schmerzhaft sein können. Die Fibromyalgie ist eine Unterform des so genannten Weichteilrheumatismus, einer Rheumaform, der Entzündungen oder Verschleißerscheinungen an Muskeln, Sehnen, Sehnenscheiden und Bändern zu Grunde liegen.
Betroffen sind meist Frauen zwischen 30 und 60 Jahren, die Erkrankung kann aber in jedem Lebensalter auftreten. Die Ursache der Fibromyalgie ist unbekannt, doch man vermutet einen psychosomatischen Hintergrund.

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Die Patienten beklagen seit Monaten bestehende Schmerzen am ganzen Körper ("mir tut alles weh"). Meist begannen die Beschwerden lokal und haben sich langsam über den ganzen Körper ausgebreitet. Oft werden die Symptome durch Wettereinflüsse, psychischen Stress oder Bewegung verstärkt.
Nicht selten werden zusätzlich Beschwerden wie leichte Ermüdbarkeit, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwitzen, Mundtrockenheit oder ähnliches beschrieben.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Auf Grund der unterschiedlichen Symptomatik und den häufig psychischen Einflüssen ist die Fibromyalgie schwierig zu behandeln.
Es handelt sich um eine chronisch verlaufende Erkrankung. Die meisten Patienten leiden über Jahre unter Schmerzen wechselnder Stärke und Dauer. Nur selten lässt sich eine Heilung erreichen.

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Treten die Schmerzen nicht am ganzen Körper, sondern nur an bestimmten Sehnen - häufig am Unterarm oder Ellenbogen - auf, handelt es sich um eine Sehnenscheidenentzündung.
Beklagen ältere Menschen Schmerzen im Schulter- und Beckenbereich, die besonders in den frühen Morgenstunden sehr ausgeprägt sind, muss eine rheumatische Erkrankung wie die Polymyalgia rheumatica als mögliche Ursache ausgeschlossen werden.

Was rät die Großmutter? - Hausmittel und Verhaltenstipps

  • Kälte- oder Wärmeanwendungen im Bereich der gereizten Sehnen wirkt schmerzlindernd, ebenso wie Entspannungsbäder, Massagen oder Krankengymnastik.

Bearbeitungsstand: 05.12.2011

Quellenangaben:
Andreae, von Hayek, Weniger, Krankheitslehre für Altenpflege, Thieme, (2006) - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Arolt, Reimer, Dilling, Basiswissen Psychiatrie und Psychotherpaie, Springer, (2011), 7. Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Fibromyalgie (Fibromyalgiesyndrom, FMS): Therapie

Dem Krankheitsbild Fibromyalgie, auch Fibromyalgiesyndrom (kurz FMS genannt) liegen keine organischen Ursachen zugrunde. Vielmehr handelt es sich dabei um eine funktionelle Störung. Aufgrund der fehlenden körperlichen Ursachen gibt es manche Ärzte, die der Fibromyalgie keinen Krankheitswert zuschreiben oder sie als psychosomatische Erkrankung ausgeben. Die Fibromyalgie ist jedoch in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation aufgeführt. Der Patient soll zu Beginn der Therapie darauf hingewiesen werden, dass die von ihm empfundenen chronischen Schmerzen in verschiedenen Körperregionen zwar ungefährlich, aber trotz fehlender körperlicher Ursachen ernst zu nehmen sind und eine Behandlung berechtigt ist.

Fibromyalgie selbst ist durch medizinische Maßnahmen nicht heilbar. Deshalb zielt die Therapie darauf ab, die Funktionsfähigkeit im Alltag und die Lebensqualität zu erhalten beziehungsweise zu verbessern und die Beschwerden zu lindern.

Der Patient soll zu Beginn der Therapie darüber informiert werden, dass er die Beschwerden durch eigene Aktivitäten wie Herz-Kreislauf-Training, Funktionstraining und meditative Bewegungstherapien lindern kann.
Darüber hinaus können bei Fibromyalgie Medikamente, die sich gegen die Schmerzen und seelische Begleiterkrankungen richten, zum Einsatz kommen. Auch psychologische Verfahren, die den Umgang mit den Beschwerden erleichtern, kommen zur Behandlung infrage.

Da die Beschwerden und Beeinträchtigungen beim Fibromyalgiesyndrom von Patient zu Patient unterschiedlich ausgeprägt sind und nicht jeder gleich gut auf die verschiedenen Maßnahmen anspricht, muss die Therapie individuell angepasst werden.

Welche Ärzte sind für die Behandlung zuständig?

Der erste Ansprechpartner für Patienten mit Fibromyalgie ist der Hausarzt. Aber auch Ärzte anderer Fachrichtungen, psychologische Psychotherapeuten und Krankengymnasten bzw. Physiotherapeuten mit Erfahrung in der Behandlung von Fibromyalgie können miteinbezogen werden. Ärzte und Therapeuten sind vor allem dafür zuständig, über die Möglichkeiten der Therapie aufzuklären und bei der Selbstbehandlung (z.B. Entspannungsverfahren, Funktionstraining) zur Seite zu stehen. Darüber hinaus nimmt der Patient selbst einen wichtigen Stellenwert in der Therapie ein, insofern, dass er das am besten geeignete Therapieverfahren auswählt und eigenständig regelmäßig anwendet. Das Therapieverfahren kann in der Regel in Abhängigkeit von Beschwerden, Ansprechen auf die verschiedenen Maßnahmen, der örtlichen Verfügbarkeit und letztendlich nach der eigenen Vorliebe angewendet werden.

Patientenschulung

Eine Patientenschulung hat zwar keine direkte Auswirkung auf die Beschwerden, jedoch kann sie dabei helfen, mit der Erkrankung umzugehen. In Gruppen von 6 bis 8 Personen lernen Patienten mit Fibromyalgie, was sie gegen die Schmerzen tun können und welche Therapie sinnvoll ist. Zu den vermittelten Inhalten gehört außerdem Wissen über

  • die Vorgänge im Körper,
  • Krankheitsbild- und Verlauf,
  • Wirkungen der verschiedenen Therapieformen,
  • Schmerz und Schmerzbewältigung und
  • Alltagsbewältigung und Lebensperspektiven.

Klären Sie im Vorfeld ab, ob eine Patientenschulung von Ihrer Krankenkasse übernommen wird.

Bewegung

Der Betroffene kann durch körperliche Aktivität selbst etwas dafür tun, um bei Fibromyalgie seine Lebensqualität zu verbessern und seine Funktionalität zu erhalten. Deshalb beinhaltet die Therapie verschiedene Formen von Bewegung. Bei einer geringen Ausprägung von Fibromyalgie kann es ausreichen, regelmäßig leichtes Ausdauertraining zu betreiben. Dazu eignen sich zum Beispiel Aktivitäten wie

  • Radfahren bzw. Ergometertraining,
  • Walking,
  • Aquajogging oder
  • schnelles Spazierengehen.

Das Ausdauertraining soll regelmäßig 2 bis 3 mal pro Woche für jeweils 30 bis 40 Minuten erfolgen. Bei schweren Formen der Fibromyalgie wird empfohlen, das Ausdauertraining mit weiteren Maßnahmen zu ergänzen. So kann Funktionstraining helfen, Schmerzen und Müdigkeit zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Das Funktionstraining umfasst Trocken- und Wassergymnastik, bei der mit den Mitteln der Krankengymnastik oder Ergotherapie gezielt Muskeln und Gelenke trainiert werden. Die Übungen werden in Gruppen und unter Anleitung eines Physiotherapeuten absolviert. Auch leichtes Krafttraining mit Dehnungsübungen ist beim Fibromyalgiesyndrom als ergänzende Therapie empfehlenswert.

Als weitere Behandlungsmaßnahmen kommen Entspannungsverfahren und meditative Bewegungstherapie wie Qi-Gong, Tai-Chi und Yoga zum Einsatz.

Kognitive Verhaltenstherapie

In einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Schmerztherapie lernen Sie, negative Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit den Beschwerden der Fibromyalgie zu erkennen und diese durch positive Gedanken, Gefühle und angemessene Verhaltensweisen (z.B. Einteilen der Kräfte, regelmäßige Aktivitäten im Wechsel mit Pausen) zu ersetzen. Darüber hinaus trainieren Sie in der Therapie Entspannungsverfahren und weitere Techniken zur Stressbewältigung. Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie ist es, die Stimmungslage zu verbessern.

In sehr seltenen Fällen kann es vorkommen, dass die Schmerzen durch diese Therapiemaßnahme zunehmen.

Medikamentöse Behandlung

Fibromyalgie kann mit seelischen Beschwerden wie innere Unruhe, Nervosität, Niedergeschlagenheit und Antriebslust verknüpft sein. Auch, wenn Sie sich selbst nicht als depressiv erleben oder die gedrückte Stimmung als Folge der Schmerzen einschätzen, können niedrig dosierte Antidepressiva helfen. Antidepressiva beeinflussen die Konzentration von Nervenbotenstoffen, die bei Depressionen und Angststörungen von der Norm abweichen, aber auch bei Schmerzen verändert sind. Sie können Schmerzen, Müdigkeit und Schlafstörungen reduzieren. Zeitlich befristet kann der Arzt zur Therapie den Wirkstoff Amitriptylin (10-50 mg pro Tag) verschreiben. Der Wirkstoff beeinflusst verschiedene Nervenbotenstoffe.

Auch eine zeitliche begrenzte Behandlung mit dem selektiven Serontonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) Duloxetin ist bei Fibromyalgie möglich. Dieser erhöht die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin, was sich positiv auf die Stimmung auswirkt.

Als Nebenwirkungen treten häufig subjektive Beschwerden wie Benommenheit auf. Sehr selten kommt es zu Organschäden.
Neben Antidepressiva können Nervenschmerzmittel mit dem Wirkstoff Pregabalin zur Therapie verabreicht werden. Sie können bei Schmerzen und Schlafstörungen helfen. Häufig kommt es unter der Einnahme von Pregabalin zu Nebenwirkungen wie Benommenheit und Gewichtszunahme.

(Teil)-Stationäre Behandlung

Wenn bei einer Fibromyalgie starke seelische Begleitsymptome und Beeinträchtigungen im Alltag auftreten oder andere Maßnahmen zur Therapie nicht ausreichend wirken, kann der Arzt eine tagesklinische oder stationäre Behandlung veranlassen. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn sich das Fibromyalgiesyndrom negativ auf die Arbeitsfähigkeit und das soziale Leben auswirkt. Die (teil-)stationäre Behandlung umfasst neben körperbezogenen Therapien und physikalischen Maßnahmen auch die psychotherapeutische und / oder medikamentöse Therapie von psychischen Begleiterkrankungen der Fibromyalgie.

© aponet.de

Letzte Aktualisierung: Dezember 2016

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