Frühe Krebserkrankungen weltweit auf dem Vormarsch
ZOU | 15.09.2022
Die Forscher haben bei 14 Krebsarten einen sogenannten Geburtskohorteneffekt beobachtet. Das bedeutet, dass aufeinanderfolgende Gruppen von Menschen, die innerhalb bestimmter Jahrzehnte geboren sind, ein zunehmend höheres Risiko haben, zu erkranken. Das liegt wahrscheinlich an Risikofaktoren, denen sie in jüngeren Jahren ausgesetzt waren. Prof. Dr. Shuji Ogino von der Frauenklinik in Brigham erklärte: „Beispielsweise hatten Menschen, die 1960 geboren wurden, ein höheres Risiko für Krebs vor dem 50. Geburtstag als Menschen, die 1950 geboren wurden. Wir gehen davon aus, dass dieses Risiko in den folgenden Generationen weiter steigen wird.“
Ungesunder Lebensstil erhöht das Krebsrisiko
Das Team stellt aufgrund seiner umfangreichen Untersuchungen die Vermutung auf, dass der Grund dafür in den erheblichen Veränderungen der Ernährung, des Lebensstils, des Körpergewichts, der Umweltbelastung und des Mikrobioms der letzten Jahrzehnte liegt. Sie nehmen an, dass Faktoren wie westliche Ernährungs- und Lebensweise zu den immer früher einsetzenden Krebserkrankungen beitragen. Teilweise sind die vermehrten Krebsdiagnosen aber auch Vorsorgeprogramme und deren Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung zurückzuführen. Dennoch erscheint das vermehrte Auftreten vieler der 14 Krebsarten allein aufgrund eines verbesserten Screenings unwahrscheinlich.
Mögliche Risikofaktoren für Krebs im Frühstadium waren Alkoholkonsum, Schlafentzug, Rauchen, Fettleibigkeit und der Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln. Während sich die Schlafdauer von Erwachsenen im Laufe der Jahrzehnte laut dieser Studie nicht drastisch verändert hat, bekommen Kinder heute viel weniger Schlaf als Jahrzehnte zuvor. Auch Risikofaktoren wie stark verarbeitete Lebensmittel, zuckerhaltige Getränke, Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, eine sitzende Lebensweise und Alkoholkonsum haben seit den 1950er Jahren deutlich zugenommen. Diese wirken sich auf die Zusammensetzung Darmflora aus. Von den 14 untersuchten Krebsarten waren acht mit dem Verdauungssystem verbunden. Das veranlasst die Forscher zu der Vermutung, dass sich die Veränderungen des Darmmikrobioms auf das Krankheitsrisiko auswirken.
Quelle: DOI 10.1038/s41571-022-00672-8