An der Zeitumstellung scheiden sich schon lange die Geister. Doch so hitzig wie im vergangenen halben Jahr wurde die Diskussion lange nicht mehr geführt. Begonnen hat alles mit einer Online-Umfrage der EU-Kommission, die im September vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Das Ergebnis: Etwa 80 Prozent der EU-Bürger waren gegen die Zeitumstellung; die meisten wollten in Zukunft nur noch die Sommerzeit.
Dass die Umfrage nicht repräsentativ war, sondern es sich lediglich um eine freiwillige Teilnahme handelte, ging in der Berichterstattung oft unter. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zeichnete die Umfrage sogar als "Unstatistik des Monats" aus. Auch die Teilnahmequote war sehr unterschiedlich: Während immerhin 3,9 Prozent der Deutschen abstimmten, beteiligten sich in Rumänien, Italien und Großbritannien unter 0,1 Prozent.
Sommer- oder Winterzeit?
Dennoch: Das Ergebnis führte dazu, dass EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker umgehend vorschlug, die Uhren im Frühjahr 2019 das letzte Mal umzustellen. Doch das war zu vorschnell gedacht. Denn jedes EU-Land kann sich entscheiden, ob es in Zukunft dauerhaft die Sommer- oder Winterzeit möchte. Ein "Zeit-Flicken-Teppich" wäre die Folge. So heißt es nun erstmal: nichts überstürzen und die Folgen gründlich prüfen. Befürworter der Sommerzeit, wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gehen davon aus, dass die Stunde mehr Helligkeit am Nachmittag und Abend "glücklicher, aktiver und damit auch gesünder" macht. Schlafforscher sind sich hingegen einig, dass die Winterzeit besser zu verkraften wäre. Viele Menschen scheuen sich außerdem davor, dass bei dauerhafter Sommerzeit die Sonne im Winter über zwei Monate erst nach 9 Uhr aufgehen würde.
Entscheidung folgt
Der Prozess, bis alle Argumente ausgelotet und alle EU-Staaten möglichst im Konsens eine sinnvolle Entscheidung getroffen haben, könnte noch etwas dauern. So meint Norbert Hofer, österreichischer Verkehrsminister, laut einer Pressemitteilung der dpa: "Frühestens 2021 ist es so weit, dass die Zeitumstellung beendet wird." Österreich hatte zur Zeit der Online-Umfrage den EU-Ratsvorsitz inne.
Katrin Faßnacht-Lee