22.09.2015
Eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori kann zu lebensbedrohlichen Krankheiten wie Krebs und Geschwüren führen – oder sich gar nicht zeigen. Doch auch wenn sich der Magenkeim oft harmlos gibt, plädieren Gastroenterologen für eine Therapie.
„Jede Infektion sollte therapiert werden“, sagte Professor Dr. med. Joachim Labenz, Chefarzt am Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen auf dem Kongress Viszeralmedizin 2015 in Leipzig. Zwar gebe es Hinweise darauf, dass das Bakterium eventuell sogar vor Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Sodbrennen und Speiseröhrenkrebs schützen könne. Ein direkter Zusammenhang sei aber bisher nicht erwiesen, so Labenz. Außerdem sei es noch nicht möglich, eine möglicherweise harmlose Infektion zuverlässig von einer riskanten zu unterscheiden. Doch wer den Magenkeim in sich trage, könne jederzeit schwer erkranken. „Nach kritischer Abwägung aller bisherigen Erkenntnisse scheint das Risiko einer Infektion weit größer als deren Nutzen zu sein“, sagt Labenz. Außerdem reduziere eine erfolgreiche Therapie die Gefahr für andere Menschen, sich ebenfalls mit dem Keim anzustecken.
Die Behandlung einer Helicobacter-Infektion ist dem Mediziner zufolge nicht immer einfach: Die bisher bevorzugte Methode ist die sogenannte Tripel-Therapie, bestehend aus einem Magensäurehemmer, dem Antibiotikum Clarithromycin sowie einem der beiden Antibiotika Amoxicillin oder Metronidazol. Doch diese versagt wohl häufiger als bisher angenommen. Aus diesem Grund würden heute in vielen Situationen Vierfachtherapien bevorzugt. „In mehr als 90 Prozent der Fälle kann der Keim so eliminiert werden“, sagt Labenz. Noch in diesem Jahr werde die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) eine neue Leitlinie „Helicobacter pylori“ herausgeben, die Behandlungsempfehlungen entsprechend dem aktuellen Wissensstand zusammenfasse.
HH