Was ist das? - Definition
Entzündungen der Schleimhaut in Magen und Zwölffingerdarm, verursacht durch das Bakterium Helicobacter pylori.
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
Unser Magensaft enthält Salzsäure, welche von Zellen der Magenschleimhaut gebildet werden. Deshalb ist der Mageninhalt weitgehend steril, das heißt, die Salzsäure kann Bakterien oder andere Krankheitserreger abtöten. Jedoch gibt es auch Keime, die sich auf derart unwirtliche Bedingungen eingestellt haben. Besonders ein Bakterium, der so genannte Helicobacter pylori kann sehr gut in dieser sauren Umgebung existieren. Er bildet Ammoniak, welcher die Salzsäure neutralisiert. So schafft er sich günstige Vorraussetzungen zum Überleben in der Magenschleimhaut.
Der Keim wird von Mensch zu Mensch übertragen, der genaue Übertragungsweg ist allerdings nicht bekannt. Man kann dieses Bakterium daher bei einem Großteil der Erwachsenen nachweisen, ohne dass es ihnen Beschwerden verursacht.
Kommen zusätzlich Faktoren hinzu, welche die Magenschleimhaut angreifen, wie Rauchen, Stress oder Medikamente, kann es zur Schleimhautschädigung und damit zur Gastritis (Magenschleimhautentzündung) und in der Folge zu Geschwüren kommen. Helicobacter pylori gilt somit heute als einer der Hauptverursacher von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Wenn es zu einer Schleimhautveränderung durch den Keim gekommen ist, zeigen sich alle Symptome einer Magenschleimhautreizung oder eines Magen- bzw. Zwölffingerdarmgeschwüres.
Diese können von Oberbauchschmerzen, über Völle- und Übelkeitsgefühl bis zu Magenblutungen reichen.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Eine akute Magenschleimhautreizung kann, wenn sie nicht ausheilt, in eine chronische Gastritis übergehen. Diese wiederum gilt als Risiko für die Entwicklung eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüres.
Da man aber von der Existenz des Helicobacters weiß, wird bei jeder Veränderung der Magenschleimhaut eine Untersuchung auf das Vorliegen des Keimes durchgeführt. Unter einer entsprechenden Therapie wird er in den allermeisten Fällen zerstört und die Schleimhautveränderungen heilen folgenlos aus.
Was rät die Großmutter? - Hausmittel und Verhaltenstipps
- bei wiederkehrenden Oberbauchbeschwerden sollte zum Ausschluss einer Magenschleimhautveränderung ein Arzt aufgesucht werden.
Bearbeitungsstand: 27.07.2012
Quellenangaben:
Mutschler, Arzneimittelwirkungen, Wiss.Verl.-Ges., (2008), Aufl. 9 - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Helicobacter pylori: Behandlung
Wenn das Bakterium Helicobacter pylori die Magenschleimhaut oder den Zwölffingerdarm schädigt, ist in jedem Fall eine Behandlung ratsam. Eine Therapie kann aber auch sinnvoll sein, ohne dass Beschwerden vorliegen – denn Helicobacter pylori erhöht das Risiko für Magenkrebs. Empfohlen wird eine Behandlung daher auch Personengruppen, die ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs haben. Hierzu zählen etwa Personen,
- bei denen Magenkrebs im engen Familienkreis aufgetreten ist,
- die über einen längeren Zeitraum hinweg Protonenpumpenhemmer (Medikamente, welche die Magensäure hemmen) eingenommen haben oder
- die ein erhöhtes Risiko für Magenblutungen aufweisen.
Gegen Helicobacter pylori kommt in der Regel die Eradikationstherapie zum Einsatz. Eradikation bedeutet, dass der Keim möglichst vollständig beseitigt wird, damit er den Verdauungstrakt nicht mehr angreifen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Antibiotika notwendig.
Beschwerden im Magentrakt – zum Beispiel eine chronische Magenschleimhautentzündung – sind zwar sehr häufig auf Helicobacter pylori zurückzuführen. Bevor eine entsprechende Therapie gegen das Bakterium begonnen wird, sollte jedoch nachgewiesen werden, dass Helicobacter pylori tatsächlich im Körper vorhanden ist.
Triple-Therapie: Mit drei Wirkstoffen gegen den Keim
Zum Standard bei der Behandlung von Helicobacter pylori-Infektionen zählt die sogenannte Triple-Therapie. Bei dieser Form der Eradikationstherapie werden drei verschiedene Wirkstoffe miteinander kombiniert. Dazu zählen
Antibiotika bekämpfen Helicobacter pylori gezielt. Die zusätzlich verabreichten Protonenpumpenhemmer unterstützen sie dabei: Sie sorgen dafür, dass weniger Magensäure gebildet wird. Der pH-Wert im Magen steigt, sodass Helicobacter pylori schlechter überleben kann.
Der Patient nimmt die Antibiotika mindestens eine Woche, die Protonenpumpenhemmer etwa vier Wochen lang ein. Nicht immer ist Helicobacter pylori danach vollkommen verschwunden. Daher wird der Arzt frühestens vier Wochen nach der Antibiotikatherapie mithilfe eines Atem- oder Stuhltests oder in bestimmten Fällen mit einer Magenspiegelung prüfen, ob die Behandlung erfolgreich war.
Warum hilft die Eradikationstherapie nicht immer?
Die Tripel-Therapie beseitigt Helicobacter pylori in etwa 80 bis 96 % der Fälle. Manchmal gelingt es jedoch nicht, den Keim mit der gängigen Medikamenten-Kombination auszulöschen. Dies kann vor allem zwei Gründe haben:
1. Der Patient hat die Antibiotika nicht lang genug oder nicht regelmäßig eingenommen. Antibiotika können nur dann ihre volle Wirkung zeigen, wenn sie konsequent so eingenommen werden, wie der Arzt es verordnet hat.
2. Die Bakterien sind gegen die Antibiotika resistent, das heißt: Die Antibiotika haben ihre Wirkung gegen Helicobacter pylori verloren. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn der Patient schon einmal mit dem Antibiotikum behandelt worden ist. In diesem Fall gibt es die Möglichkeit, die Eradikationstherapie umzustellen und auf andere Wirkstoffe zurückzugreifen.
Wenn Helicobacter pylori trotz Triple-Therapie weiterhin nachgewiesen werden kann, wird der Arzt die Eradikationstherapie verändern: Er wird die Antibiotika wechseln und testen, ob andere Präparate besser gegen das Bakterium wirksam sind. So kann er zum Beispiel das Antibiotikum Levofloxacin (alternativ: Rifabutin) mit Amoxicillin und einem Protonenpumpenhemmer kombinieren.
Reicht die Triple-Therapie nicht aus, kann es notwendig sein, dass nicht drei, sondern vier verschiedene Medikamente verschrieben werden (sog. Quadrupeltherapie). Dabei kombiniert der Arzt zwei Antibiotika, Wismutsalz und einen Protonenpumpenhemmer.
Was Sie beachten sollten
Damit die Behandlung optimal wirken kann, sollten Sie folgende Tipps beherzigen:
- Verzichten Sie auf Rauchen und Alkohol.
- Nehmen Sie die Medikamente genau so ein, wie es der Arzt verordnet hat.
- Antibiotika wie Amoxicillin können die Wirkung der Pille beeinflussen. Wenn Sie die Pille einnehmen: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, inwieweit Sie zusätzlich verhüten müssen.
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Letzte Aktualisierung: Dezember 2016