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23.09.2024
Viele hören früher oder später den Rat, dass Kaugummis besser nicht heruntergeschluckt werden sollen, weil diese angeblich den Magen verkleben. Aber stimmt das wirklich? Nein, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Krankenkasse Barmer. Ein Risiko für die Gesundheit besteht dennoch, aber an einer anderen Stelle.
Ein Kaugummi kann den Magen nicht verkleben. Denn: „Die Schleimhaut im Magen ist mit einem Flüssigkeitsfilm überzogen. Sie ist dadurch so glitschig, dass ein Kaugummi hier nicht kleben bleiben kann. Darüber hinaus werden die verdaulichen Bestandteile des Kaugummis wie Zucker, Aromen und Farbstoffe ohnehin durch Säure und Enzyme abgebaut“, erklärt Marschall. Unverdaulich sei lediglich die sogenannte Kaugummibase: Sie macht den Kaugummi klebrig und gummiartig und wird mit dem Stuhlgang einfach ausgeschieden.
Ein theoretisches Risiko bestehe höchstens, wenn man massenhaft Kaugummis in kurzer Zeit schlucken würde: Dies könnte zu einer Verklumpung von Unverdaulichem im Magen führen, einem so genannten Bezoar. „Aber dazu kommt es nicht durch ein oder zwei Kaugummis“, sagt Marschall.
Wann das Verschlucken eines Kaugummis doch gefährlich wird
Gefährlich werden könne ein Kaugummi nur, wenn man sich beim Herunterschlucken verschluckt und das Kaugummi in der Luftröhre landet. Bei Erwachsenen verschließt er meist nur einen Teil der Atemwege, sodass in der Regel kein Ersticken droht. Betroffene sollten dann versuchen, den Fremdkörper durch kräftiges Husten wieder hinauszubefördern. Gelingt das nicht, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Andernfalls könne es laut Barmer beispielsweise zu einer Entzündung der Atemwege kommen, der sogenannten Aspirationspneumonie.
Kaugummi in der Luftröhre: Ein Notfall bei Kindern!
Verschlucken Kinder ein Kaugummi, kann es jedoch schnell gefährlich werden: Bei ihnen besteht das Risiko, dass das Kaugummi die eher dünnen Atemwege verschließt und zum Ersticken führt. In diesem Fall solle man das Kind bäuchlings über das Bein legen und bis zu fünf Mal auf den Rücken schlagen. Reicht das nicht aus, um das Kaugummi aus den Atemwegen zu befreien, solle bei Kindern ab einem Jahr das Heimlich-Manöver durchgeführt werden.
Heimlich-Manöver bei Kindern
Wie das funktioniert, erklärt die Initiative Kindernotfall Bonn des Universitätsklinikum Bonn:
- Stehen oder knien Sie hinter Ihrem Kind.
- Beugen Sie Ihr Kind nach vorne (damit der Fremdkörper „frei herausfallen kann“)
- Ballen Sie die Faust und platzieren Sie die Faust zwischen Bauchnabel und Unterrand des Brustbeines.
- Umfassen Sie die Faust mit Ihrer anderen Hand und ziehen Sie kräftig nach innen oben.
- Wiederholen Sie diesen Vorgang 5 Mal.
Wichtig: Kein Heimlich-Manöver bei Kindern unter einem Jahr, da bei ihnen die Leber noch nicht vollständig von den Rippen geschützt wird. Nach der Anwendung des Heimlich-Manövers sollte umgehend eine Untersuchung durch einen Kinderarzt erfolgen.