20.02.2014
Schon in früheren Studien hatte die Psychologin Francesca Gino von der Harvard Universität herausgefunden, dass Menschen eher unehrliche Entscheidungen treffen, wenn sie dazu ermutigt werden, unkonventionell zu denken. In ihrer jetzigen Arbeit drehte sie den Spieß um und untersuchte gemeinsam mit ihrem Kollegen Scott S. Wiltermuth, wie sich Unehrlichkeit auf die Kreativität auswirkt. In einer Reihe von Versuchen zeigte sich, dass Testpersonen, die in einer ersten Aufgabe gelogen hatten, in einer nachfolgenden Aufgabe, in der ihr kreatives Denken gefordert war, besser abschnitten als ehrliche Studienteilnehmer.
In einem ersten Test sollten die Teilnehmer in Zahlenanordnungen fehlende Zahlen ergänzen. Für jede richtig gelöste Aufgabe winkte eine Belohnung. Indem die Testpersonen beim Abholen der Belohnung aber selbst angeben durften, wie viele Aufgaben sie richtig gelöst hatten, wurden sie in Versuchung geführt, bei den Angaben zu schummeln. Und siehe da: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer log, wie die Forscher im Fachblatt Psychological Science berichten. In einem zweiten, nachfolgenden Test wurde das kreative Denken getestet. Dabei erhielten die Teilnehmer drei Wörter, die nur entfernt etwas miteinander zu tun haben (zum Beispiel "Humor", "Pech" und "Nacht"). Dann sollten sie ein weiteres Wort finden, das zu allen dreien passt (zum Beispiel das Wort "schwarz"). Es zeigte sich, dass diejenigen, die in dem ersten Test gelogen hatten, in dem zweiten Test mehr passende Kombinationen fanden.
HH