Was ist das? - Definition
Von einer Mandelentzündung spricht man, wenn eine oder beide Rachenmandeln (Tonsillen) entzündet sind. Auslöser sind meist Bakterien, vor allem die so genannten Streptokokken, bei Kindern manchmal auch Viren. Wird die Heilung verschleppt, kann die Krankheit in ein chronisches Stadium übergehen. Das heißt, die Entzündung dauert länger als drei Monate und kann gefährliche Folgekrankheiten auslösen.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
- Tonsillitis
- Angina tonsillaris
- Angina lacunaris
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Meist im Rahmen einer allgemeinen Infektion der oberen Luftwege (grippaler Infekt) entzünden sich der Rachenraum und die Mandeln. Die Erstinfektion geht oft sogar von Viren aus und die Bakterien, die die "eigentliche" Mandelentzündung ausmachen, siedeln sich dann erst in der Folge an. Ursache können aber auch akute Erkrankungen, wie Masern, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Scharlach sein.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Die Entzündung der Mandeln durch Bakterien führt meist zu plötzlichem, hohem Fieber. Der Erkrankte fühlt sich sehr krank und "schlapp". Vor allem Kinder haben keinen Appetit mehr. Oft sind die Lymphknoten im Kinn- und Halsbereich geschwollen. In der Mundhöhle sieht man vergrößerte, stark gerötete Mandeln, auf denen gelbliche Eiterstippchen oder -streifen zu sehen sind. Zäpfchen und Gaumen sind ebenfalls gerötet. Im schweren Verlauf können sich die Mandeln so stark vergrößern, dass durch die verengten Atemwege Luftnot entsteht.
Im Gegensatz dazu sind bei einer Mandelentzündung, die durch Viren hervorgerufen ist, die Lymphknoten am Kinnwinkel und hinter den Ohren kaum angeschwollen. Die Mandeln sind hochrot, aber nicht belegt.
Im chronischen Verlauf fehlt oft das Fieber, die übrigen Krankheitszeichen können abgeschwächt vorhanden sein.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Der Arzt muss nachsehen, meist durch einen Abstrich, welche Krankheitserreger die Mandelentzündung ausgelöst haben. Während die Mandelentzündung, ausgelöst durch Viren, innerhalb von 1 bis 2 Wochen von alleine vergeht, muss gegen die Bakterien das "schwere Geschütz" der Antibiotika aufgefahren werden. Innerhalb von einem Tag, nachdem das erste Antibiotikum gegeben wurde, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr. Trotzdem sollte noch für weitere 10 Tage Bettruhe eingehalten werden. Wenn mehr als dreimal im Jahr eine eitrige Mandelentzündung auftritt, besteht die Gefahr, dass die Mandeln andauernd entzündet sind. Diese chronisch entzündeten Mandel können als Entzündungsherd schwere Krankheiten, wie z.B. Herzklappenentzündungen, auslösen. In manchen Fällen ist eine operative Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) die einzige Möglichkeit den Infektionsherd zu entfernen.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Krankheiten wie Masern, Scharlach, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Diphtherie können ähnliche Krankheitsgefühle auslösen und können nur durch den Arzt und mit Laboruntersuchungen unterschieden werden.
Was rät die Großmutter? - Hausmittel und Verhaltenstipps
- Viel trinken, etwa zwei bis drei Liter Wasser, Kräutertee oder Vitaminsaft pro Tag; der Schleim wird dadurch flüssiger und löst sich besser.
- Wadenwickel helfen, das Fieber zu senken.
- Heiße Milch mit Honig trinken.
- Keine Zigaretten, kein Alkohol, keine scharfen Gewürze.
- Bettruhe.
- Leichte, vitaminreiche Kost.
Bearbeitungsstand: 21.11.2011
Quellenangaben:
Hahn, Kaufmann, Schulz, Suerbaum, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer, (2009), 6.Auflage - Nagel, Gürkov, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Elsevier (Urban & Fischer), (2009), 2. Auflage - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Mandelentzündung (Angina tonsillaris): Behandlung
Typische Beschwerden einer Mandelentzündung (Angina tonsillaris) sind Halsschmerzen und Fieber, aber auch Schluckbeschwerden und Mattigkeit können auftreten. In der Regel verschwinden diese Beschwerden nach ein bis zwei Wochen von selbst. Eine Behandlung dient dazu, die Symptome zu lindern, soll aber auch Komplikationen wie zum Beispiel einer Ausbreitung der Entzündung in umliegendes Gewebe vorbeugen.
Gegen Halsschmerzen und Fieber bei einer akuten Mandelentzündung kann man schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente einnehmen. Gängige Wirkstoffe zur Behandlung der Beschwerden sind Ibuprofen oder Paracetamol.
Wenn die Angina tonsillaris durch Bakterien ausgelöst wurde, kann der Arzt auch Antibiotika verschreiben. Sie verkürzen den Krankheitsverlauf und die Ansteckungsfähigkeit geringfügig und können Komplikationen vorbeugen. Der vorbeugende Effekt ist jedoch nur mäßig. Da auch ohne Antibiotika-Behandlung selten Komplikationen auftreten, sollte der Arzt den Nutzen in Anbetracht der Nachteile durch Nebenwirkungen wie Hautauschläge und Durchfälle sorgfältig abwägen. Außerdem besteht bei häufiger Einnahme von Antibiotika die Gefahr, dass die Erreger resistent gegen die Wirkstoffe werden.
Mandelentzündung: Dauer mit und ohne Behandlung
Eine Mandelentzündung kann ein bis zwei Wochen andauern. Den meisten Menschen geht es aber ohne Behandlung schon drei Tage nach Einsetzen der Halsentzündung besser. Auch das Fieber verschwindet in der Regel unbehandelt nach einigen Tagen. Meistens sind die Beschwerden einer Mandelentzündung ohne Medikamente nach einer Woche verschwunden. Durch eine Behandlung mit Antibiotika verkürzt sich die Dauer der Anginga tonsillaris um einen halben bis einen Tag.
Hausmittel
Bei einer Mandelentzündung kann in manchen Fällen die Behandlung durch Hausmittel die Beschwerden lindern. Dazu eignen sich zum Beispiel Halswickel, Gurgeln mit Salzwasser oder Salbeitee. Für manche Menschen werden die Halsschmerzen bei einer Mandelentzündung erträglicher, wenn sie Halsbonbons lutschen. Einen Nachweis für die Wirksamkeit dieser Hausmittel gibt es aber bisher nicht.
Mandelentfernung (Tonsillektomie)
Wenn eine Mandelentzündung immer wieder auftritt, kann es sinnvoll sein, die Mandeln operativ zu entfernen. Eine Mandelentfernung (sog. Tonsillektomie) kommt infrage, wenn eine Angina tonsillaris mehrmals pro Jahr auftritt und neben Halsschmerzen mit weiteren Symptomen wie Fieber höher als 38,5 Grad Celsius, vergrößerten oder verhärteten Halslymphknoten und eitrig belegten Mandeln einhergeht. Auch wenn sich bei einer Mandelentzündung bestimmte Bakterien nachweisen lassen, kann es sinnvoll sein, eine operative Mandelentfernung in Erwägung zu ziehen. Als Nebenwirkungen der Tonsillektomie können jedoch Schmerzen und Nachblutungen auftreten.
Wichtig zu wissen: Auch nach einer Mandelentfernung kann es weiterhin zu Halsentzündungen kommen. Dann entzündet sich das Gewebe um die Stelle herum, wo vorher die Mandeln waren. Je häufiger eine Mandelentzündung auftritt und je jünger die Patienten sind, umso größer ist der Nutzen einer Tonsillektomie.
Teilweise Mandelentfernung (Tonsillotomie)
Bei häufig wiederkehrenden Mandelentzündungen besteht neben der vollständigen Mandelentfernung die Möglichkeit, nur einen Teil der vergrößerten Mandeln zu entfernen (sog. Tonsillotomie). Dabei wird nur überschüssiges Mandelgewebe beseitigt, ohne die Gaumenmandeln komplett zu entfernen, sodass diese ihre Funktion der körpereigenen Abwehr behalten. Im Vergleich zu einer vollständigen Mandelentfernung, ist das Risiko von postoperativen Blutungen bei einer teilweisen Entfernung der Gaumenmandeln deutlich geringer. Auch die Schmerzen nach der Operation sind weniger stark. Nach einer teilweisen Mandelentfernung treten Halsschmerz-Episoden seltener auf, der Effekt ist ähnlich wie nach einer kompletten Mandelentfernung. Allerdings können wie bei einer Tonsillektomie auch nach einer Tonsillotomie erneut Halsentzündungen auftreten.
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Letzte Aktualisierung: November 2016