03.07.2017
Medikamentennamen sind oft nur schwer auszusprechen. Dass das direkten Einfluss auf die Einnahme hat, weisen Forscher aus Deutschland und USA nach. Anwender dosieren Arzneimittel mit eingängigen Namen höher als kompliziert klingende Präparate, schreiben sie in der Fachzeitschrift "Journal of Experimental Psychology: Applied".
Kompliziert klingende Präparate wurden von den Teilnehmern generell als gefährlicher eingestuft als Mittel mit weniger sperrigen Namen. In einem Experiment sollten 70 Freiwillige selbst die Dosierungen von sechs fiktiven flüssigen Medikamenten gegen Magenprobleme bestimmen. Drei davon trugen einfache Phantasienamen – Fastinorbine, Tonalibamium und Calotropisin –, die drei anderen komplizierte: Cytrigmcmium, Nxungzictrop und Ribozoxtlitp. Von Letzteren genehmigten sich die Testpersonen durchschnittlich 4,72 ml pro Woche weniger. Dasselbe Ergebnis brachte ein Online-Experiment mit 332 Teilnehmern, die die fiktiven Medikamente als Tabletten teils für sich selbst, und teils für ein achtjähriges Kind dosieren sollten. Wie zuvor resultierte hier ein schwieriger Präparatename in einer geringfügig niedrigeren Dosiswahl.
Aus Sicht der Autorinnen sollten diese Erkenntnisse praktische Konsequenzen haben: Diejenigen, die sich die Namen neuer Präparate ausdenken, sollten sich bewusst sein, dass diese sowohl die unwillkürliche Bewertung des Mittels als auch dessen Dosierung beeinflussen. Ein Arzneistoff mit starken Nebenwirkungen und großem Missbrauchspotenzial sollte daher nicht mit einem einfach klingenden Markennamen versehen werden; das könnte Anwender dazu verleiten, das Mittel als ungefährlich anzusehen und überzudosieren. Auf der anderen Seite könnten sperrige Namen Anwender für die Risiken eines Präparats sensibilisieren.
am/PZ/RF