Natascha Koch
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17.08.2015
Ein kurzer Stich, dann steckt die Nadel in der Vene und das Blut schießt durch den Schlauch. Eine Plasmaspende unterscheidet sich für den Spender nur wenig von einer klassischen Blutspende. Aber: Wer Plasma spenden will, muss mehr Zeit einplanen. Während eine Vollblutspende schon nach fünf bis zehn Minuten vorbei ist, dauert eine Plasmaspende rund 45 Minuten. Dabei wird das Blut in eine Zentrifuge gepumpt, in der das Plasma von den anderen Blutbestandteilen getrennt und in einem Beutel gesammelt wird. "Die übrigen Blutzellen bekommt der Spender wieder zurück, deswegen belastet die Plasmaspende den Körper weniger als eine Vollblutspende", sagt Aleksandr Fabian, Mitarbeiter eines Unternehmens, das bundesweit acht Plasma-Center betreibt. In diesen erfolgen die Plasmaspenden, das Plasma wird dann von dort zur Verarbeitung weitergesandt.
Plasma kann Leben retten
Aus dem Blutplasma werden wertvolle Stoffe für Arzneimittel gewonnen, mit denen unter anderem Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten behandelt werden. "Das sind zum Beispiel Menschen mit Blutgerinnungsstörungen. Durch ein defektes Gen produziert ihr Körper nicht genügend Gerinnungsfaktoren. So können schon kleine Verletzungen dazu führen, dass sie dann große Mengen an Blut verlieren oder sogar sterben", erklärt Fabian. Medikamente aus Plasma helfen ihnen, Blutungen zu stoppen.
Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr benötigen ebenfalls Medikamente aus Plasma, da ihr Körper ohne Unterstützung von außen keine Infektionen abwehren kann. Auch in der Notfallmedizin spielt es eine wichtige Rolle: So hilft beispielsweise ein Wundkleber aus Plasma, starke Blutungen bei Operationen oder nach Unfällen zu stillen und das Gewebe wieder zu verschließen. Da Plasma nicht künstlich hergestellt werden könne, seien betroffene Personen auf Spenden von gesunden Menschen angewiesen, so Fabian.
Vom Plasma bis zum Medikament vergeht mehr als ein Jahr
Zwischen Spender und Empfänger liegt jedoch ein weiter Weg: Direkt nach der Spende wird das Plasma zunächst tiefgefroren. "Davor nehmen wir mehrere Proben, die in unterschiedlichen Verfahren getestet werden", erklärt Dr. Peer Lotichius. Er ist Biochemiker und hat sich auf die Herstellung von Plasmapräparaten spezialisiert. Das Plasma gesunder Spender, bei denen keine Infektion nachgewiesen wurde, gelangt per Tiefkühl-Sammeltransport in das Plasma-Logistikzentrum.
Hier verbleibt es in einer sogenannten Quarantänelagerung mindestens 60 Tage bei Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius. Währenddessen wird eine weitere Probe noch einmal auf verschiedene Krankheitserreger getestet. Alle unauffälligen Spenden geben die Prüfer frei. "In großen Behältern werden sie dann zu Plasma-Pools von mehreren tausend Litern zusammengeführt", sagt Lotichius. Denn Plasma ist nicht gleich Plasma: Eiweißgehalt und -zusammensetzung variieren je nach Spender. "Durch das Mischen gewährleisten wir, dass das Ausgangsmaterial für die Arzneimittel einheitlich ist." Anschließend wird das Plasma in seine einzelnen Eiweißbestandteile aufgetrennt und weiterverarbeitet.
Bevor das Medikament verwendet werden darf, prüft eine unabhängige Behörde jede Charge noch mal auf Qualität und Sicherheit. Bis ein Präparat aus Blutplasma verwendet werden kann, vergehen laut Lotichius bis zu 16 Monate.