Tag- und Nachtrhythmus auch für Muscheln wichtig!

13.09.2011

Viele Muscheln verbringen einen Großteil ihres Lebens in absoluter Dunkelheit zwischen ihren harten Schalen. Dennoch scheint der Tag-Nacht-Rhythmus auch für Muscheln, die ihr gesamtes Leben im Dunkeln verbringen, eine extrem große Rolle zu spielen. Das zumindest behaupten Wissenschaftler des USC Dornsife College of Letters, Arts and Sciences in Los Angeles, USA.
Muscheln richten sich eher nach dem Tag-Nacht-Rhythmus als nach den Gezeiten. image.originalResource.properties.copyright
Muscheln richten sich eher nach dem Tag-Nacht-Rhythmus als nach den Gezeiten. image.originalResource.properties.copyright

Der Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst das Leben auf der Erde deutlich stärker als bisher angenommen. Zwar weiß man schon lange, dass die Auslesung des Erbgutes, die so genannte Gen-Expression, in allen Organismen zum Teil bestimmten Rhythmen unterliegt: Bei Landlebewesen orientiert sich ein Teil der Gen-Expression am Tagesrhythmus.

Muscheln hingegen verbringen ihr gesamtes Leben in der Dunkelheit zwischen den Muschelschalen, bei Flut umspült vom Meer und bei Ebbe freigelegt. Bei Ebbe verschließen sich die Muscheln fest. Bei Flut fressen und "atmen" sie, nehmen also Sauerstoff und Nährstoffe aus dem sie umgebenden Wasser auf. Vorherrschender Taktgeber der Muscheln sollten also die Gezeiten sein – würde man meinen. Tatsächlich wird aber der Löwenanteil des Erbgutes von Muscheln abhängig vom Tagesrhythmus ausgelesen. Das haben die Forscher in einem aufwändigen Versuch festgestellt.

Sie hielten die Muscheln in einem Aquarium mit künstlichen Gezeiten, in denen alle sechs Stunden Ebbe und Flut wechselten. Alle zwei Stunden entnahmen die Wissenschaftler Proben der Muscheln und untersuchten sie – über einen Zeitraum von vier Tagen und Nächten.

Dann verglichen die Forscher die Ergebnisse mit denen aus einer weiteren Untersuchung, in der natürliche Bedingungen herrschten. Dazu hatten sie die Muscheln in einem Hafenbecken abgelassen – diesmal für 50 Stunden. Die Ergebnisse überraschten: Von den Genen, deren Auslesung sich nach einem bestimmten Rhythmus richtete, wurden 80 bis 90 Prozent von der Tageszeit und nicht etwa den Gezeiten beeinflusst.

KK