21.03.2014
Im Vergleich mit tierischen Spürnasen wurde dem Geruchssinn des Menschen nie viel zugetraut. Jetzt belegt eine US-amerikanische Studie jedoch, dass unser Riechorgan massiv unterschätzt wurde, denn es ist sehr viel sensibler als bislang gedacht.
Die menschliche Nase kann offenbar nicht nur um die 10.000 Gerüche unterscheiden, wie bisher angenommen, sondern über eine Billion Duftmischungen. Diese enorme Zahl errechneten die Wissenschaftler unter der Leitung von Andreas Keller von der Rockefeller Universität in New York aus den Ergebnissen von Schnüffelexperimenten. Hierfür hatten die Riechforscher Duftmixturen hergestellt, für die sie auf 128 Duftmoleküle zurückgriffen, die den Duft nach Orange, Anis oder Pfefferminze ausmachen. Die Testpersonen bekamen anschließend jeweils drei Duftmischungen vorgesetzt und sollten herausfinden, welche der drei sich von den beiden anderen unterschied. Alle drei Mischungen hatten dieselben Inhaltsstoffe, lediglich bei einer hatten die Forscher den Anteil der Duftstoffe verändert.
Es zeigte sich, dass Testpersonen die Duftmischungen im Schnitt noch unterscheiden konnten, wenn die Hälfte der Komponenten gleich war. Ging die Menge an gleichen Inhaltsstoffen jedoch über 50 Prozent hinaus, konnten immer weniger Testpersonen die Mixturen voneinander unterscheiden. Dies sei bei Mischungen mit 10, 20 und 30 Geruchsträgern der Fall gewesen, wie die Forscher in der Fachzeitschrift Science berichten. "Die Auflösung des Geruchssinns ist nicht außergewöhnlich", sagt Mitautor Marcelo O. Magnasco. Immerhin müsse ein größerer Anteil der Mixtur verändert werden, bevor die Veränderung für viele erkennbar sei. Trotz dieser Einschränkung sei die Zahl der möglichen Geruchskombinationen buchstäblich astronomisch, schreiben die Forscher, so dass die von ihnen errechnete Zahl von einer Billion vermutlich noch viel zu niedrig liege.
HH