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12.07.2024
Auf der Suche nach einer neuen Therapie gegen Lungenhochdruck testete ein Team um Prof. Dr. Daniela Wenzel und Dr. Alexander Seidinger einen Wirkstoff der gekerbten Spitzblume. Sie heißt auch Korallenbeere oder Gewürzbeere und gibt es auch als Zimmerpflanze. FR900359 oder einfach kurz FR nannten die Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Systemphysiologie der Ruhr-Universität Bochum die pflanzliche Substanz.
Sie setzt an einer anderen Stelle an als die bislang verwendeten Substanzen. „In unseren Versuchen entspannte FR die Gefäße schnell und stark und hatte gute therapeutische Wirkung“, berichtet Seidiger, Erstautor der Studie. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Zeitschrift EMBO Molecular Medicine veröffentlicht.
Lungenhochdruck belastet das Herz
Den klassischen Bluthochdruck kennen die meisten. Beim Lungendruck sieht es etwas anders aus. Er liegt normalerweise viel niedriger als im übrigen Körper. Da liegt daran, dass er nicht direkt vom Herzen ausgeht. Der Lungendruck baut sich dadurch auf, dass sich die Blutgefäße in der Lunge zusammenziehen. Gleichzeitig nimmt deren Wanddicke zu. Steigt der Druck an, bedeutet dies Dauerstress für des rechte Herz. Es benötigt mehr Kraft, um das Blut in die Lungengefäße zu pumpen. Auf Dauer vergrößert sich das Herz krankhaft und im Extremfall versagt es wegen der andauernden Überlastung. Warum es dazu kommt, wissen Ärzte noch nicht genau. „Die Ursachen für Lungenhochdruck liegen oft im Dunklen“, erklärt Alexander Seidinger.
Neuer Wirkstoff vielversprechend
Bislang setzen Ärzte Medikamente ein, die einzelne Signalgeber beeinflussen, die den Lungendruck steuern. Es gibt allerdings viele davon. Deswegen führt diese Art der Behandlung zu keinen großen Erfolgen. Der neue Wirkstoff PR besitzt einen anderen Ansatz. Er wirkt auf die Signalwege, über die der Lungendruck beeinflusst wird. Und von diesen gibt es weit weniger als Signalgeber. Die Erfolgschancen, dass die Therapie anschlägt, steigen.
„FR führte schnell zu einer starken Gefäßentspannung“, berichtet Seidinger von den ersten Laborergebnissen. Weitere Tests an Gewebe von Schweinen und menschlichen Proben bestätigten diese Wirkung. Mit Versuchen an Mäusen, die an Lungenhochdruck erkrankt waren, konnten die Forschenden schließlich zeigen, dass die Behandlung mit FR die Symptome milderte und den Gesundheitszustand der Tiere stark verbesserte.
Weitere Forschung nötig
Die Nebenwirkungen, die in den Versuchen beobachtet wurden, waren bislang gering. Der Blutdruck sank im ganzen Körper geringfügig ab. Dies könnte bei der Behandlung von Lungenhochdruck sogar sinnvoll sein. „FR könnte daher ein aussichtsreicher Wirkstoffkandidat für die Behandlung der Erkrankung sein“, glaubt Seidinger. „Bis zu einem möglichen Einsatz in der klinischen Praxis wird es aber sicherlich noch viele Jahre intensiver Forschung brauchen.“
Quelle: DOI 10.1038/s44321-024-00096-0