Was ist das? - Definition
Ein Projektil (Geschoss) durchdringt mit hoher Geschwindigkeit die Haut und das Gewebe. Man unterscheidet Streif-, Steck- und Durchschusswunden.
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen und deren Vermeidung
Schusswunden entstehen nicht nur durch Waffen, auch Bolzennietgeräte, Armbrüste, Druckluftgeräte o.ä. können ähnliche Verletzungen verursachen. Die meisten Schussverletzungen sind Unfälle durch Unachtsamkeit. Vermieden werden können diese Verletzungen durch konsequente Beachtung von Sicherheitsvorschriften und Beseitigung von Gefahrenquellen. Verletzungen in Selbstmordabsicht (Suizid), bei kriminellen Taten (Tötungsabsicht) oder bei Polizeieinsätzen sind ebenfalls möglich.
Wie sieht es aus? - Symptome und Merkmale
Schusswunden können sich je nach Form, Art, Geschwindigkeit und Größe des Projektils sehr unterschiedlich darstellen. Die Einschusswunde ist, außer bei Verletzungen durch Schrotpatronen, meist klein. Die Austrittsöffnung bei einer Durchschussverletzung ist wesentlich größer mit unregelmäßigen, ausgefransten Wundrändern. Auf dem Weg durch das Körpergewebe können Nerven, Blutgefäße, Knochen und Organe verletzt werden. Die Geschossbahn kann durch Anprall an Knochen abgelenkt werden. Bei Steckschüssen tritt das Geschoss nicht mehr aus und verbleibt im Körper. Streifschüsse hinterlassen eine Wundrinne in der Haut.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Gravierender als die Eintritts- und Austrittswunden sind die inneren Verletzungen durch das Projektil. Je schneller das Geschoss fliegt und dabei um die eigene Achse rotiert, desto größer ist die Gewebszerstörung parallel zum Wundkanal. Bei hoher Geschwindigkeit kann die Gewebszerstörung 30- bis 40-mal so groß wie der Durchmesser des Geschosses sein. Dabei werden dichte Körpergewebe, wie Knochen, Muskeln und Organe gravierender geschädigt als weniger dichte, wie die Lungen. Projektile mit weichen, hohlen oder eingefeilten Spitzen (Dumdumgeschosse) zerbrechen im Körper und führen zu größeren Schäden, ähnlich wie Schrotmunition. Auch bei harmlos aussehenden Streifschussverletzungen können in tieferen Gewebsschichten große Schäden auftreten. Neben der großen Gewebsschädigung, dem möglichen hohen Blutverlust und der großen Infektionsgefahr können sich in tiefen Wundtaschen Erreger äußerst gefährlicher Krankheiten, wie Gasbrand, festsetzen. Mit großer Häufigkeit erleiden die Verletzten einen lebensbedrohlichen Schock. Alle Schusswunden bedürfen dringender chirurgischer Versorgung.
Was muss man tun? - Erste Maßnahmen und Verhaltenstipps
Um die Blutung zu stoppen, sollte die Schusswunde, wenn möglich, über Herzniveau gehalten werden, die Schwerkraft verringert so den Blutstrom. Ein- und Austrittswunde werden mit einem sterilen Wundpolster eines Verbandpäckchens abgedeckt und mit den Gängen der Mullbinde fest angepresst. Sollte die Blutung durch diesen Verband nicht gestoppt werden, wird über die Wunde zusätzlich ein Druckverband gebunden. Jedoch kein Druckverband, wenn eine Fraktur (Knochenbruch) oder Zersplitterung eines Knochens vorliegt oder vermutet werden muss. Die Durchblutung der körperfernen Gebiete (Pulskontrolle, "Blauwerden" der Finger) und die Sensibilität ("Ameisenkribbeln) muss kontrolliert und ggf. der Verband gelockert werden. Das äußerst gefährliche Abbinden einer Extremität ist nur in extremen Einzelfällen notwendig und bei guter Versorgung mit einem Druckverband nicht notwendig. Schockbekämpfung! Alle Schusswunden müssen zur Wundreinigung und -versorgung einer chirurgischen Praxis vorgestellt werden. Der Arzt klärt auch den Impfstatus.
Rufen Sie auf alle Fälle den Rettungsdienst und Notarzt, bei unklaren Situationen auch die Polizei.
Bearbeitungsstand: 20.01.2015
Quellenangabe:
Wülker, Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme, (2009), 2. Auflage
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.