Sebastian Fitzek ist der erfolgreichste Psychothriller-Autor Deutschlands. Im Interview verrät er, warum er nachts kaum von Albträumen geplagt wird, was seine Laster sind und wie er es schafft, sich zum Sport aufzuraffen.
Herr Fitzek, Ihre Bücher haben sicher schon vielen Lesern Albträume bereitet. Träumen Sie auch oft schlecht?
Sebastian Fitzek: Nein, ich träume fast nie schlecht. Früher hatte ich öfter mal einen Prüfungsalbtraum: Ich habe Jura studiert, mich dann aber entschieden, zum Radio zu gehen, anstatt das zweite Staatsexamen zu machen. Noch Jahre später habe ich geträumt, ich müsste plötzlich morgen zur Prüfung – natürlich völlig unvorbereitet und ohne Plan.
Das klingt nicht nach der Vorlage für einen neuen Fitzek-Thriller.
Fitzek: Das stimmt. Als Inspiration für meine Bücher dienen mir eher meine Tagträume, und die werden unter anderem gespeist aus all den Meldungen, die man jeden Tag in den Nachrichten hört. Auch Gespräche mit Opfern von Gewalttaten oder Rechtsmedizinern, die ich für meine Buchrecherchen führe, beschäftigen mich oft sehr. Das Schreiben ist für mich ein Ventil, diese Dinge zu verarbeiten. Ich sage immer, ich stülpe meine "Albträume" meinen Leserinnen und Lesern über, kann dann selbst gut schlafen und werde dafür sogar noch bezahlt. Das ist eine wunderbare Arbeitsteilung, oder?
Ihr neues Buch ist ausnahmsweise kein Thriller, wobei es bei dem Thema auch einige gruseln könnte: Es geht um einen Elternabend. Verarbeiten Sie hier auch einen persönlichen Albtraum?
Fitzek: Ich habe auf Elternabenden schon wirklich skurrile Dinge erlebt, wie vermutlich die meisten Eltern. Ich erinnere mich an einen Kita-Elternabend, bei dem wir alle wild zu Musik tanzen sollten. Dann wurde die Musik gestoppt und man sollte sich der Person vorstellen, der man gerade gegenüberstand. Das war echt schräg. Ich gehe trotzdem immer wieder gern zu Elternabenden. Und manchmal juckt es mich auch einfach in den Fingern, etwas Lustiges zu schreiben. Wobei das Buch auch ein Thriller hätte werden können: Wenn ich mich an eine neue Geschichte setze, weiß ich vor dem Schreiben meistens noch nicht, in welche Richtung es gehen wird.
Während des Schreibens verbringen Sie sicher viel Zeit am Schreibtisch. Was machen Sie als Ausgleich?
Fitzek: Es wird ja immer behauptet, dass der Körper nach einer halben Stunde Sport Glückshormone freisetzt. Bei mir ist das nicht so, ich schütte nur Schweiß aus. Zum Glück habe ich einen guten Freund, der auch Personaltrainer ist. Bei ihm mache ich zweimal pro Woche ein Box-Training. Wenn ich ihm absage, wird er sehr sauer – das ist für mich gut, sonst würde ich vermutlich ständig eine faule Ausrede erfinden. Ich bin also nicht der Allersportlichste, aber ich weiß, dass ich etwas tun muss, und spüre es auch sofort im Nacken und Rücken, wenn ich mal mit dem Sport pausiere. Und auch ich habe gemerkt: Ab 30 wird man, wenn man nichts dagegen tut, jedes Jahr ein Kilo schwerer. Könnte vielleicht auch daran liegen, dass ich nach jedem Kapitel, das ich fertiggestellt habe, einen Riegel Schokolade esse. Deswegen sind auch meine Kapitel so kurz.
Ist der Schokoriegel Ihr einziges Laster?
Fitzek: Ich verbringe zu viel Zeit am Handy. Das ist ja, nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen anderen Menschen, schon fast wie eine Art Zwangsstörung. Man läuft ja auch nicht 40-mal am Tag zum Briefkasten, um nachzusehen, ob man einen Brief bekommen hat. Genau das tun wir aber mit unseren Smartphones, und das ist auch sozial völlig anerkannt. Ich nehme mir eigentlich jedes Jahr aufs Neue vor, mich weniger mit meinem Handy zu beschäftigen. Momentan klappt das ganz gut, das liegt vielleicht auch daran, dass ich ein kleines Kind zu Hause habe, Oskar ist zweieinhalb Jahre alt.
Apropos Kinder: Sie sind vierfacher Vater und unter anderem Botschafter für die Initiative "Das frühgeborene Kind". Wie kam es dazu?
Fitzek: Vor zehn Jahren ist mein Sohn Felix als Frühchen auf die Welt gekommen, elf Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Ich hatte mich damals im Vorfeld nicht wirklich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Der Ernst der Lage wurde mir schnell bewusst, als der Notarzt Probleme hatte, überhaupt einen Platz in einem Krankenhaus mit Neonatologie zu finden. Glücklicherweise kam Felix dann in einer wunderbaren Klinik mit entsprechender Spezialisierung auf die Welt. Es war Zufall, dass es gerade dort noch Kapazitäten gab. Und das Leben eines Babys sollte nicht von einem Zufall abhängen. Deswegen wollte ich meine Bekanntheit dafür nutzen, alle werdenden Eltern für dieses Thema zu sensibilisieren. Frühchen sind in Deutschland die größte Patientengruppe im Kindesalter. Es macht also Sinn, sich früh zu informieren und für den Fall der Fälle ein Krankenhaus in der Nähe als Geburtsort auszusuchen, das eine entsprechende Spezialisierung hat.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Natascha Koch.
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