Dass die Tollkirsche (Atropa belladonna) stark wirksame Stoffe enthält, wussten die Menschen bereits vor Jahrhunderten. Die volkstümlichen Namen Rasewurz und Teufelskirsche deuten an, dass der Verzehr starke innere Unruhe und Halluzinationen nach sich ziehen kann.
Für diese bewusstseinsverändernden Wirkungen ist die Alkaloide genannte Wirkstoffgruppe zuständig, die in Blättern, Früchten und Wurzeln dieser Pflanze vorkommt. Den mengenmäßig größten Anteil daran nimmt das L-Hyoscyamin ein, das bei der Extraktion teilweise in Atropin übergeht.
In der Naturheilkunde wird der krampflösende Effekt dieser Alkaloide genutzt. Er tritt schon in geringer Dosierung ein. Kolikartige Schmerzen im Magen-Darm-Bereich lindern Zubereitungen aus den Blättern der Tollkirsche zuverlässig. Da der Alkaloidgehalt der Pflanzen stark schwanken kann, werden heutzutage nur noch standardisierte Zubereitungen der Tollkirsche als Extrakt oder Pulver oder die Einzelwirkstoffe verwendet.
Auch in der Augenheilkunde kommt Atropin häufig zum Einsatz: Wenn der Arzt den Augenhintergrund untersuchen möchte, erweitert er zuvor die Pupillen des Patienten mit Atropintropfen. So bekommt er einen besseren Blick ins Innere des Augapfels. Ein weiteres Alkaloid der Tollkirsche, das Scopolamin, wird heutzutage in Form von Pflastern gegen Reisekrankheit eingesetzt.