11.06.2013
Viele Menschen sind so überzeugt von sich, dass sie an eigenen Einschätzungen nicht einmal dann zweifeln, wenn man ihnen sagt, dass sie daneben liegen. Statt ihre Einschätzung grob zu korrigieren, präzisieren sie ihre falsche Einschätzung. Diesen Schluss lässt eine aktuelle Studie US-amerikanischer Psychologen zu, die in der Zeitschrift Psychological Science veröffentlicht wurde.
Für ihre Untersuchungen hatten die Forscher drei Szenarien entwickelt, die einer alltäglichen Fragestellung möglichst nahe kommen sollten. Die Studienteilnehmer sollten an zufällig ausgewählten Tagen die örtliche Temperatur schätzen. Dabei wurde die Genauigkeit ihrer Einschätzung belohnt. In einem Versuch bekamen sie ein Lotterielos, wenn die Schätzung richtig war oder zumindest dicht an der aktuellen Temperatur lag, egal ob darüber oder darunter. Im zweiten und dritten Szenario erhielten sie ein Los, wenn sie die Temperatur richtig oder zu hoch geschätzt hatten, beziehungsweise richtig oder zu niedrig.
Es zeigte sich, dass die Teilnehmer nach einer Rückmeldung zur Genauigkeit ihrer Schätzung, diese in die Richtung anpassten, in der eine Belohnung zu erwarten war und nicht so, wie sie es aufgrund ihrer tatsächlichen Kenntnisse über die lokale Temperatur hätten tun sollen. Dies deute darauf hin, dass sie die Genauigkeit ihrer eigenen Einschätzungen überbewerten, so die Forscher. Nur wenn die Forscher eine übertriebene Rückmeldung gaben, in denen ein Fehler um den Faktor 2,5 vergrößert wurde, konnte dies die Selbstüberschätzung dämpfen.
Dass überzogenes Vertrauen in die Richtigkeit der eigenen Überzeugungen tiefgreifende Folgen haben kann, zeige sich in vielen Fällen, angefangen bei Investoren, die mögliche Erträge einer Investition falsch einschätzen, über Ärzte, die zu schnell eine Diagnose stellen, bis hin zu Menschen, die Andersdenkenden gegenüber intolerant sind, so die Forscher.
HH