Obwohl Gewitter das ganze Jahr über auftreten, gilt der Sommer als ausgewiesene Gewittersaison. Fast täglich kracht es dann irgendwo in Deutschland. Wenn man unterwegs die ersten charakteristisch ambossförmigen Wolkentürme am Himmel entdeckt, dauert es meist nicht lange, bis sich das Unwetter tatsächlich entlädt. Sich dann im direkten Einflussbereich aufzuhalten, kann lebensgefährlich werden. Denn über die Blitze fließen laut Deutschem Wetterdienst gewaltige Strommengen zwischen Erde und Wolken: bis zu 400 000 Ampere. Der eigentliche Blitzkanal ist dabei nur etwa so dick wie ein Finger.
"Blitzmagneten" meiden
Grundsätzlich ist es zum Schutz vor einem Gewitter am besten, eine feste Behausung aufzusuchen oder sich ins Auto zu setzen, das als sogenannter Faradayscher Käfig die Insassen zuverlässig abschirmt. Wer draußen überrascht wird, hütet sich vor Weisheiten wie "Vor Eichen sollst du weichen, Buchen musst du suchen". Der Blitz schlägt vorzugsweise in hohe Gebäude, Masten oder Bäume ein, die Art des Baumes macht dabei keinen Unterschied. Sich in der Nähe solcher "Blitzmagneten" oder auf einem erhöhten Punkt des Geländes aufzuhalten, birgt demnach ein hohes Risiko. Auch von Metallzäunen, Gewässern und auch Freibädern hält man sich bei Gewitter lieber fern.
Am effektivsten schützt man sich, indem man sich in einer Mulde im Gelände hinhockt. Dabei die Füße eng zusammenstellen und die Arme um die Knie schlingen. Diese kompakte Haltung dient dazu, nicht Opfer der sogenannten Schrittspannung zu werden. Diese kann auftreten, wenn sich der Mensch in unmittelbarer Nähe eines Blitzeinschlags aufhält. Trifft der Blitz den Boden, fließt der Strom nicht direkt tief ins Erdreich, sondern er breitet sich um die Einschlagstelle auf der Oberfläche aus – teils noch weit über zehn Meter. Steht oder geht ein Mensch in diesem Bereich, kann sich zwischen den Füßen eine Spannung aufbauen, so dass der Strom durch den Körper fließt. Je näher die Füße beieinanderstehen, desto geringer ist diese Spannung.
Spezielles Risiko für Allergiker
Für Allergiker sind Sommergewitter mit starkem Regen noch aus einem anderen Grund unangenehm: Oft lassen sich im Umfeld erhöhte Pollenkonzentrationen in der Luft feststellen. Dadurch häufen sich Asthmaanfälle und allergische Reaktionen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Grund dafür ist nach Meinung der Forscher ein durch das Regenwasser ausgelöster osmotischer Schock in den Pollenkörnern. Sie quellen auf, werden durch den Regen aus größerer Höhe in Bodennähe befördert, platzen dort und entlassen eine hohe Konzentration an allergieauslösenden Stoffen, die vom Wind umhergewirbelt werden.
Diese Allergene seien viel kleiner als der Pollen an sich und könnten viel leichter eingeatmet werden, erklären die Lungenärzte. Sie raten daher Pollenallergikern, bei herannahenden Gewittern lieber im Haus zu bleiben und die Fenster zu schließen. Wer von einem Sommergewitter mit starkem Regen überrascht werde, könne seine Atemwege schützen, indem er über ein Tuch durch die Nase einatme und über den Mund ohne Tuch ausatme. Am besten flüchte man schnell in ein Gebäude oder Auto, um das Gewitter selbst und danach noch mindestens eine halbe Stunde abzuwarten, lautet der Tipp der Fachleute.
Apotheker Rüdiger Freund