Wasser sparen
Viele Bäume verlieren ihre Blätter, um Wasser zu sparen. Im Frühjahr und meist auch im Sommer steht genug davon zur Verfügung, um in den Blättern zusammen mit Sonnenlicht und Kohlendioxid durch Photosynthese Nähr- und Baustoffe herzustellen. Doch zum Winter hin und im Winter können die Wurzeln immer weniger Wasser aus dem frostigen Boden aufnehmen, je tiefer die Temperaturen sinken. Dann gilt es, Wasserverluste über die große Oberfläche der Blätter zu verringern, was viele Bäume durch den Abwurf der Blätter erreichen. Das passt auch insofern gut, weil das für die Photosynthese in den Blättern wichtige Sonnenlicht im Winter ohnehin abnimmt und schwächer wird. Das am Boden unter dem Baum liegende Laub dient zudem als Frostschutz. Die wichtigsten Taktgeber für den Blattabwurf sind die abnehmende Tageslänge und große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht – mit Nachtfrösten.
Licht sammeln
Bevor die Blätter fallen, verlieren sie ihre grüne Farbe. Warum? Den grünen Farbstoff Chlorophyll benötigen sie, um das Sonnenlicht nutzbar zu machen. Wenn die Blätter nicht mehr gebraucht werden, wird der grüne Blattfarbstoff abgebaut. Andere Farben, die vorher von dem kräftigen Grün überdeckt wurden, kommen zum Vorschein: Carotine, Anthocyane oder Xanthophylle färben die Blätter rotbraun bis goldgelb.
Nährstoffe retten
Damit beim Blattabwurf nicht zu viele Nährstoffe verloren gehen, werden in den Blättern befindliche Proteine, Kohlenhydrate und Fette abgebaut und zusammen mit Mineralien an anderen Orten gelagert, zum Beispiel in den Wurzeln, Teilen des Stamms und Knospen.
Farbe bekennen
Welche Farbe die Blätter dann im Herbst tragen, hängt vor allem von der Art des Baums ab. Eichen zeigen oft schon früh ein rotes Farbkleid, Birken werden eher gelb und Kastanien braun. Ahornbäume ändern ihre Farbe mehrmals und führen schließlich oft ein besonders kräftiges Rot. Mit einer geschickten Auswahl − und viel Geduld − kann also jeder Gartenbesitzer seine ganz eigene Farbmischung zusammenstellen.
Kunst bewundern
Bunte Herbstblätter regen schon seit Jahrhunderten die Fantasie der Künstler an. Ob Claude Monet, Otto Dix oder Vincent van Gogh: Sie alle ließen sich von der Farbenpracht inspirieren. Ganz besondere Dinge stellt der praktisch nur mit Naturmaterialien arbeitende britische Künstler Andy Goldsworthy unter anderem mit Herbstlaub an: In präziser Kleinarbeit formt er aus abgeworfenen Blättern Formen und Farbübergänge – tolle Farbenspiele, ganz ohne Pinsel.
Gewicht verlieren
Wie viele Blätter ein Baum trägt, hängt von seiner Größe und seinem Alter ab. Ein sehr alter und hoher Baum kann bis zu 800 000 Blätter haben, deren Abwurf ihn im Herbst um über 30 Kilogramm Gewicht erleichtert.
Geduld bewahren
Immer wieder streiten sich Nachbarn über Herbstlaub. Dabei hat das Amtsgericht München 2013 entschieden, dass Laub, das von Bäumen auf benachbarte Grundstücke fällt, grundsätzlich hinzunehmen ist. Aber keine Sorge: Die Blätter bleiben auch ohne regelmäßiges Aufsammeln nicht ewig liegen. Ein kräftiger Herbststurm verteilt sie – und letztlich zerfallen sie und dienen als Dünger für andere Pflanzen.
Schutz finden
Übrigens kann nicht nur der aufziehende Winter zu buntem Laub führen. Manche Bäume werfen zum Schutz ihre Blätter ab, wenn sie von Schädlingen befallen sind. Diese lieben das Laub besonders und sollen so abgestoßen werden. Und gerade in heißen Sommern wie in diesem Jahr verlieren viele Bäume schon früher Blätter – denn ohne Regen wird auch in dieser Zeit das Wasser schnell knapp. Dann kann der Wald im Oktober schon ziemlich kahl aussehen. Doch keine Sorge: Der nächste bunte Herbst kommt bestimmt!
Einen Ausflug machen
Natürlich bringt der eigene Garten oft schon prächtige Farben hervor. Manchmal kann sich aber ein Ausflug besonders lohnen. Um einen wunderschönen "Indian Summer" wie in Amerika zu erleben, muss man nicht den Atlantik überqueren. Im Kermeter, einem Höhenzug im Nationalpark Eifel, lässt sich der Herbst besonders genießen. Hier bietet ein 33 Quadratkilometer großes Laubwaldgebiet alle nur denkbaren Farben und Schattierungen. Und da das Gebiet von mehreren großen Stauseen umgeben ist, sind auch in diesem Herbst wieder bunte Wälder zu erwarten.
Maximilian Baur