Arzneimittel

Schmidt: Geld für Bürokratie lieber für Patienten einsetzen

18.09.2014

In seiner Rede zu Beginn des diesjährigen Apothekertags in München, dem höchsten Entscheidungsgremium der Apotheker, plädierte der Präsident der Standesorganisation, Friedemann Schmidt, für weniger Bürokratie. Das Geld solle man lieber in die Versorgung der Patienten stecken, so sein dringender Appell in Richtung Politik.

Friedemann Schmidt: Eröffnungsrede Apothekertag München 18.9.2014
Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, plädierte in seiner Rede auf dem Apothekertag 2014 dafür, Bürokratie abzubauen und das Geld lieber für die Patienten einzusetzen.
© Alois Müller/PZ

Dem Apothekerpräsident zufolge gehe es bei der Lösung der bürokratischen Probleme keineswegs nur darum, dem Apotheken-Team die Arbeit zu erleichtern. Es gehe auch darum, Unsicherheit beim Patienten, die durch die bürokratischen Probleme entstünden und die zu weniger Treue bei der Arzneimitteleinnahme führten, zu verhindern. Unnötige Bürokratie in der Patientenversorgung spare kein Geld, sondern produziere systeminterne Kosten. Dieses Geld solle lieber für tatsächliche Versorgungsleistungen aufgewendet werden.

Eine weitere negative Konsequenz von zu viel Bürokratie: Die Angst vor bürokratischer Gängelung hemmt junge Pharmazeuten, sich mit einer Apotheke selbständig zu machen. Die Apotheker wollen aber festhalten an dem System des freiberuflichen Heilberufs, so Schmidt. Dazu gehöre, dass der Apotheker sich regional verwurzelt, sein Leben stark und lebenslang mit der Apotheke verbindet. Das gelte gerade auch auf dem Land, wo die apothekerliche Versorgung aufrecht erhalten werden müsse. "Die Apotheke gehört ins Dorf. Sie wirkt dort vertrauensbildend und strukturstabilisierend ebenso wie die Arztpraxis und die anderen Einrichtungen der Daseinsvorsorge. Die Menschen haben ein Recht auf diese Dinge", sagte Schmidt. Allerdings gehe das eben nur solange junge Apothekerinnen und Apotheker bereit sind, dort zu arbeiten. Hier sei politisches Handeln gefragt, das über größere Zeiträume blickt.

Vor dem Hintergrund kritischer Berichterstattung über Apotheken gestand Schmidt ein, dass es zwar einzelne schwarze Schafe gäbe. Er mahnte aber auch an, dass es nicht angehen könne, dass das kritikwürdige Verhalten einzelner auf den gesamten Stand übertragen werde.

Zum Wandel im Gesundheitswesen führte Schmidt weiter aus, dass Arzneimittel ein besonderes Gut seien und die Arzneimittelversorgung Apothekersache sei und frei von berufsfremden Einflüssen bleiben müsse. Das System sei volkswirtschaftlich hoch effizient und die Apotheker hätten die Herausforderung angenommen, die Zukunft zu gestalten. Die Apothekerschaft habe sich in einem langen Prozess das Perspektivpapier "Apotheke 2030" gegeben, das auf diesem Apothekertag nun auch beschlossen wurde.

Der Hauptgeschäftsführer der Standesorganisation, Dr. Sebastian Schmitz, sprach in seinem Lagebericht ebenfalls vom Wandel. Er sieht derzeit einen "politischen Wendepunkt" gekommen. Bislang hätten die Apotheken ihre Dienstleistungen – immer wieder optimiert. Konkretes Handeln der Politik hätte dies aber nicht unbedingt zur Folge gehabt. Erst seit kürzerer Zeit scheine sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass die verstärkte Nutzung der apothekerlichen Kompetenz kein gesundheitspolitischer Luxus, "sondern zwingende Voraussetzung für eine bessere Arzneimittelversorgung ist", so Schmitz.

Dieser Wendepunkt lasse sich klar an der gesetzlichen Umsetzung des sogenannten ABDA/KBV-Konzeptes festmachen – ein Programm zum gemeinsamen Medikationsmanagement durch Arzt und Apotheker, das gerade in die praktische Umsetzung des Konzeptes ARMIN in Sachsen und Thüringen mündet. Schmitz warnte aber zugleich davor, dass der Begriff des Medikationsmanagements inflationär gebraucht und damit entwertet werde. "Seit das Medikationsmanagement mit dem ABDA/KBV-Konzept und dem Start von ARMIN stärker in das Bewusstsein der Fachöffentlichkeit gerückt ist, konnten wir beobachten, dass zahlreiche Interessierte den Versuch unternommen haben, auf den fahrenden Zug aufzuspringen oder parallele Gleise zu befahren", so Schmitz.

JPL

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