18.09.2014
Sichtlich erleichtert wirkten nach der Abstimmung ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und Vizepräsident Mathias Arnold, der die Entstehung des Perspektivpapiers verantwortlich begleitet hat. Keine leichte Aufgabe, denn das Papier entstand aus einem über zwölf Monate dauernden basisdemokratischen Diskussionsprozess. Tausende Apotheker aus ganz Deutschland hatten sich daran mit Vorschlägen und Diskussionsbeiträgen über Online-Plattformen und in Veranstaltungen beteiligt. "Mit dem Perspektivpapier haben wir nun ein Ziel vor Augen", sagte Arnold. "Vor uns liegt ein arbeitsreicher Weg, dieses Ziel zu erreichen." Die nächste Etappe sei, die strategische Umsetzung anzugehen.
In der anschließenden Diskussion äußerten sich prominente Gesundheitsexperten zu dem Ergebnis. Professor Gerd Glaeske von der Universität Bremen hält das Papier für den wichtigsten Entscheidungsprozess, den er bisher innerhalb der Apothekerschaft erlebt habe. Er hob die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern hervor, die in dem Papier angelegt sei. Zudem lobte er, dass es nicht auf die Kassen oder die Pharmaindustrie, sondern auf den Patienten orientiert sei. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Köhler, würdigte das Papier aus Ärztesicht. Er hofft, es könne der Start zu einem Neuanfang im Verhältnis von Arzt und Apotheker sein.
In einem zentralen Punkt des Perspektivpapiers "Apotheke 2030" sprechen sich die Apotheker für ein Netzwerk von Heilberuflern aus. Wörtlich heißt es: "Die Apotheker arbeiten sowohl untereinander als auch mit anderen Gesundheitsberufen und Akteuren des Gesundheitswesens kollegial zusammen, um Prävention und Arzneimitteltherapie zu optimieren." Ein Stichwort, das in diesem Zusammenhang fällt, ist das sogenannte Medikationsmanagement. Hierbei besprechen Arzt und Apotheker gemeinsam die Arzneimitteltherapie eines Patienten, wobei sämtliche Medikamente, die der Patient anwendet, einbezogen werden – auch die nicht verschriebenen. Das soll die Therapie insgesamt verbessern und helfen, Erkrankungen vorzubeugen. Im Gesundheitswesen könnten so Kosten gespart werden.
Um das zu untermauern, nannte Glaeske Studiendaten, nach denen etwa zehn Prozent der Menschen über 60 Jahre wegen Medikamentenwechselwirkungen im Krankenhaus behandelt werden müssten. Ein großer Teil der 800 bis 900 Millionen Euro, die dafür geschätzt aufgewendet würden, seien vermeidbar, sagte der Apotheker. Professor Hartmut Derendorf, Leiter der Abteilung Pharmaceutics der University of Florida in Gainesville, USA, pflichtet dem bei. Durch eine engere Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker sänken nicht nur die Arzneimittelkosten, sondern die gesamten Gesundheitskosten.
Auf dem Apothekertag und danach wollen die Apotheker nun definieren, wie sich die Vorgaben des Positionspapiers in der Praxis umsetzen lassen. Dazu müsse laut Arnold diskutiert werden, wie die Versorgungstrukturen angepasst werden sollten und welche Qualifikationen der Apotheker zukünftig braucht.
RF