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28.02.2025 10:21 Uhr
Eine Krankheit gilt als selten, wenn weniger als eine Person pro 2.000 Einwohner betroffen ist. Das Problem: Diese Erkrankungen sind oft schwerwiegend, verlaufen chronisch und zeigen komplexe Symptome. Viele Betroffene warten jahrelang auf eine Diagnose – Studien zufolge kann es bis zu acht Jahre oder länger dauern, bis ihre Krankheit erkannt wird.
Hinzu kommt, dass für viele seltene Erkrankungen keine industriell hergestellten Medikamente existieren. Die geringe Zahl der Patientinnen und Patienten macht die Entwicklung solcher Arzneimittel für die Pharmaindustrie oft unrentabel. Doch es gibt eine Lösung: Individuell hergestellte Medikamente aus Apotheken.
Apotheken als entscheidende Anlaufstelle
Apotheken in Deutschland spielen eine zentrale Rolle in der Versorgung von Menschen mit seltenen Erkrankungen. Sie beraten nicht nur Betroffene und deren Angehörige, sondern stellen auch maßgeschneiderte Arzneimittel her. Diese sogenannten Rezepturen sind oft die einzige Möglichkeit, eine gezielte Therapie zu ermöglichen.
Jährlich fertigen Apotheken in Deutschland über 13 Millionen solcher Rezepturen an. Diese individuell angepassten Medikamente sind speziell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten abgestimmt. Besonders Kinder profitieren davon, ebenso wie Menschen mit seltenen Erkrankungen, für die es keine standardisierten Medikamente gibt. „Für viele Betroffene sind Apotheken unverzichtbar, da sie maßgeschneiderte Arzneimittel herstellen, die es nicht als Fertigarzneimittel gibt. Die pharmazeutische Kompetenz in den Apotheken ist für diese Patient:innen oft lebensentscheidend“, betont Tatjana Zambo, Präsidentin des LandesapothekerverbandsBaden-Württemberg.
Rezepturen: Passgenaue Therapie für Betroffene
In Apotheken werden Kapseln, Salben oder Tropfen exakt nach ärztlicher Vorgabe hergestellt. So können beispielsweise verschiedene Wirkstoffe kombiniert werden, um den individuellen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Jede Rezeptur ist einzigartig und wäre als Fertigarzneimittel nicht im Handel erhältlich.
Der Tag der seltenen Erkrankungen soll das Bewusstsein für die Herausforderungen der Betroffenen und die Notwendigkeit einer zielgenauen medizinischen und pharmazeutischen Versorgung schärfen. Besonders wichtig ist dabei der Erhalt der wohnortnahen Apotheken. „Diese flächendeckende Versorgung zu bewahren und zu stärken, muss deshalb Aufgabe einer zukunftsorientierten politischen Gestaltung sein – auch, um Patient:innen mit seltenen Erkrankungen bestmöglich versorgen zu können“, erklärt Zambo.
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