27.03.2014
In dem Modellprojekt arbeiten Arzt und Apotheker eng zusammen. Ein strukturierter Medikationskatalog und Medikationsmanagement soll das Zutrauen und die Zuversicht des Patienten bezogen auf seine Therapie stärken und ihn zu einer korrekten und regelmäßigen Einnahme seiner Medikamente motivieren. Sachsen und Thüringen eignen sich als Modellregion besonders gut, denn sie haben bundesweit den höchsten Anteil infrage kommender Menschen.
Das Projekt umfasst mehrere Bausteine:
- Der Arzt verschreibt nur Wirkstoffe und keine Fertigpräparate.
- Die Wirkstoffe wählt er aus einem wissenschaftlich erarbeiteten Medikationskatalog aus.
- Der Patient bekommt ein umfassendes Medikationsmanagement von Arzt und Apotheker gemeinsam, in das jeder der Heilberufler seine spezifischen Kenntnisse einbringt.
Die Ärzte hätten das Wissen zwar im Kopf, aber durch die Maßnahmen in diesem Projekt wie den Medikationskatalog bekämen sie eine Entscheidungshilfe mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sagte Dr. med. Annette Rommel, 1. Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, auf der heutigen Pressekonferenz dazu. Selbstverständlich behalte der Arzt seine Therapiefreiheit.
Eingeladen zu diesem Projekt sind Patienten, die Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, Stoffwechselstörungen oder Osteoporose usw. haben. Die Initiative wird stufenweise umgesetzt. Zunächst beginnt die Einschreibemöglichkeit von Ärzten und Apotheken in dieses Projekt. Ab 1. Juli können dann infrage kommende Patienten in der Modellregion teilnehmen - freiwillig natürlich. Sie wählen Arzt und Apotheke unter denen, die sich eingeschrieben haben.
Dazu Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes: "Erstmals ist mit dem Projekt geregelt, wie Probleme in der Arzneimitteltherapie von beiden Professionen gemeinsam und auf Augenhöhe gelöst werden." Zudem wird zum ersten Mal im Rahmen des Medikationsmanagements ein kompletter Überblick über alle eingenommenen Medikamente des Patienten erstellt - inklusive der selbst gekauften.
Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes, erläuterte die Gründlichkeit: Fünf Schritte umfasst allein der Weg zum Medikationsmanagement. Dazu bringt der Patient zu Beginn alle seine Medikamente mit in die Apotheke.
Dass die AOK Plus das Modellprojekt mitmacht, hat auch wirtschaftliche Gründe: Von einer zuverlässigeren Arzneimitteleinnahme und der viel besseren und gemeinsamen Betreuung des Patienten durch Arzt und Apotheker erhofft man sich gesündere Patienten und weniger Krankenhauseinweisungen. Da das Medikationsmanagement für Arzt und Apotheker enormen Aufwand mit sich bringt, wird es von der Krankenkasse honoriert.
JPL