Osteoporose

Die Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, bei der es zu einer Abnahme der Knochensubstanz gekommen ist. Das Risiko eines Knochenbruches ist dadurch erhöht.

Was ist das? - Definition
Die Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, bei der es zu einer Abnahme der Knochensubstanz gekommen ist. Das Risiko eines Knochenbruches ist dadurch erhöht.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • Knochenschwund

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
Die Osteoporose ist die häufigste Knochenkrankheit der westlichen Welt. Betroffen sind vor allem Frauen über 60 Jahre.
Auch wenn es nicht den Anschein hat, ist ein Knochen ein "lebendes" Gewebe, in dem ständig Auf- und Abbauprozesse ablaufen. Normalerweise stehen diese Prozesse im Gleichgewicht, das heißt, abgebauter Knochen wird sofort wieder aufgebaut. Somit bleibt die Knochensubstanz konstant.
Bei der Osteoporose ist dieser Prozess aus dem Gleichgewicht geraten und es kommt zum vermehrten Knochenabbau bei vermindertem Knochenaufbau. Der Knochen wird porös und es besteht eine erhöhte Gefahr von Knochenbrüchen.
Frauen in den Wechseljahren haben ein erhöhtes Osteoporoserisiko: Bei Mangel an dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen kommt es zu einer verminderten Calciumaufnahme aus dem Darm und zu einer vermehrten Freisetzung dieses Minerals aus dem Knochen. Das bedeutet, dass langfristig die Knochenmasse abnimmt und sich eine Osteoporose entwickelt. Bei der häufigsten Form der Osteoporose ist besonders die Wirbelsäule betroffen, während es nur selten zu Veränderungen im Bereich der Arme und Beine kommt.
Osteoporose ist aber keine reine Frauenkrankheit, da es auch altersbedingt zu einem natürlichen Knochenschwund kommt. Diese Form tritt erst ab dem 70. Lebensjahr auf und betrifft auch Männer. Typischerweise kommt es besonders im Bereich des Oberschenkelknochens zu Veränderungen. Deshalb ist der Oberschenkelhalsbruch eine häufige Komplikation im Alter.
Doch auch im Rahmen einer lang dauernden hochdosierten Cortisontherapie, bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen (z.B. einer Schilddrüsenüberfunktion), infolge langer Bettlägerigkeit oder einer Querschnittslähmung kann sich eine Osteoporose entwickeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei folgenden Konstellationen das Osteoporoserisiko erhöht ist:

  • Geschlecht: Osteoporose ist besonders eine Erkrankung der älteren Frau, doch auch Männer sind betroffen.
  • Vererbung: bei Fällen von Osteoporose in der Familie besteht ein erhöhtes Risiko.
  • Ethnische Zugehörigkeit: Osteoporose ist bei weißen Frauen häufiger.
  • Körperbau: bei schlanken und grazilen Menschen kommt es häufiger zur Osteoporose, als bei Menschen mit stämmigem Körperbau.
  • Lebensführung: Bewegungsmangel (z.B. rein sitzende Tätigkeit), Rauchen und chronischer Alkoholgenuss sind Risikofaktoren für eine Osteoporose.

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Osteoporose ist eine schleichend verlaufende Krankheit, die lange Zeit keinerlei Beschwerden verursacht.
Erst nach Jahren können akute und vor allem chronische Rückenschmerzen auftreten, denn betroffen ist hauptsächlich die Wirbelsäule. Durch den Knochenschwund wird der Knochen instabil und kann leicht in sich zusammenbrechen. Folge ist eine Verformung der Wirbelsäule, die zu Fehlhaltung, Muskelverspannungen und deshalb zu chronischen Schmerzen führt. Anfangs treten die Beschwerden nur bei besonderer Belastung auf, später gehen sie in Dauerschmerzen über.
Die Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule führen zu typischen Änderungen der Körperstatur :

  • Die Verformung der Wirbelsäule führt zu einer zunehmenden Krümmung der Brustwirbelsäule, zum "Buckel", früher "Witwenbuckel" genannt. Die Verformung der Wirbelsäule kann so ausgeprägt sein, dass die unteren Rippen am Beckenkamm scheuern.
  • Durch die Krümmung der Wirbelsäule nimmt die Körpergröße stetig ab.
  • Es kommt zu einer Verschiebung der Hautfalten: die Patientinnen berichten vom Verlust der Taille ("kein Rock passt mehr"), weil der Bauch extrem vorgewölbt ist.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Man nennt die Osteoporose auch "Frakturkrankheit", weil es oft schon bei kleinen Unfällen oder auch ohne Anlass zu Knochenbrüchen kommen kann.

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Bei Menschen, die bettlägerig sind und deshalb nie an die Sonne kommen, kann es zur Osteomalazie, einer Knochenerweichung infolge Vitamin D-Mangels, kommen. Vitamin D ist wichtig für die Aufnahme von Calcium aus dem Darm. Wir nehmen es mit der Nahrung zu uns oder es wird in der Haut mit Hilfe von Sonnenlicht gebildet. Fehlt Calcium, kann es nicht ausreichend in den Knochen eingebaut werden. Deshalb werden die Knochen weich. Folge sind chronische Knochenschmerzen.
Die Osteochondrose ist eine Form der Arthrose, des Gelenkverschleißes. Hier sind die kleinen Gelenke zwischen den einzelnen Wirbeln betroffen. Folge sind auch hier chronische Rückenschmerzen wechselnder Stärke. Im Gegensatz zur Osteoporose kommt es hier aber nicht zur Verkrümmung der Wirbelsäule.

Verhaltenstipps

  • Zur Vermeidung einer Osteoporose ist eine Calcium-reiche Ernährung wichtig. Zum Erhalt der Knochenstabilität benötigen Erwachsene täglich 1000 bis 1500 mg Calcium. 0,5 Liter Milch (2-3 Gläser) und 50 g Hartkäse (ca. 2 Scheiben) decken den täglichen Calciumbedarf.
  • Zu empfehlen ist ein gezieltes Training der Bauch- und Rückenmuskulatur, da die Osteoporose besonders die Wirbelsäule betrifft.
  • Schwimmen ist eine ideale Kombination aus Wirbelsäulenentlastung und Muskeltraining, da im Wasser die Wirbelsäule durch den Auftrieb entlastet wird.
  • Ganz besonders wichtig aber ist die tägliche Bewegung an der frischen Luft, denn nur ein Knochen, der regelmäßig belastet wird, bleibt stabil. Zur Einlagerung von Calcium in den Knochen brauchen wir Vitamin D, welches in der Haut unter Einfluss von Sonnenlicht gebildet wird. Es kommt nicht auf die direkte Sonneneinstrahlung an, auch ein bedeckter Himmel oder ein Sonnenschirm mindern die Wirkung des Sonnenlichtes nicht.

Zur Entlastung der Wirbelsäule sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Fahrradfahren: Der Lenker sollte so hoch gestellt sein, dass man aufrecht sitzen muss, so trainiert man die Rückenmuskulatur.
  • Schuhe mit weicher Sohle zur Entlastung der Wirbelsäule und der Gelenke.
  • Bei Übergewicht abnehmen, denn Übergewicht belastet die Knochen und Gelenke.
  • Langes Stehen und Sitzen vermeiden, möglichst viel laufen, das fördert den Knochenstoffwechsel.
  • Das Heben von schweren Lasten vermeiden, besser ist ein Transport auf fahrbaren Geräten.

Bearbeitungsstand: 05.12.2011

Quellenangaben:
Thews, Mutschler, Vaupel, Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Menschen, WVG, (2007), 5. Aufl. - Andreae, von Hayek, Weniger, Krankheitslehre für Altenpflege, Thieme, (2006) - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Wülker, Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme, (2009), 2. Auflage

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Behandlung: Osteoporose

Grundsätzlich kann jeder selbst etwas dafür tun, dass die Knochen stabil bleiben. Das gilt bereits für Kinder und Jugendliche: Gesunde Ernährung und Aktivität ist das Grundrezept, um der Osteoporose auch im vorgerückten Alter etwas entgegenzusetzen. Denn wer in jungen Jahren viel Knochenmasse aufbaut, profitiert später davon.

Medikamente gegen Osteoporose

Patienten, die bereits unter Osteoporose leiden oder bei denen der Arzt eine verminderte Knochendichte festgestellt hat, die als Vorstufe für Osteoporose gilt, brauchen jedoch ein gezielteres Programm aus Medikamenten, Ernährung und Bewegung. Um dem Knochenabbau gegenzusteuern, verordnet der Arzt als Basismaßnahme meist eine Kombination aus Calcium und Vitamin D. Darüber hinaus kommen je nach Krankheitsbild Medikamente zum Einsatz, die die Knochendichte erhöhen. Erste Wahl sind die sogenannten Bisphosphonate wie Alendronat, Ibandronat, Risedronat und Zoledronat, die den Knochenabbau bremsen. Daneben gibt es weitere Wirkstoffe wie Raloxifen oder Teriparatid. Mittlerweile ist auch der monoklonale Antikörper Denosumab gegen Osteoporose zugelassen, der knochenaufbauende Prozesse unterstützt.

Die Hormonersatztherapie hilft Frauen nach den Wechseljahren gut, wird jedoch nur noch nach genauer Risikoabwägung genutzt, weil sie gleichzeitig das Risiko für Brustkrebs und Thrombosen geringfügig aber doch nachweislich erhöht.

Auf die richtige Einnahme kommt es an

Arzneistoffe wie Alendronat, Ibandronat, Risedronat und Zoledronat stärken die Knochen erfolgreich. Die Wirkstoffe werden allerdings – wenn in Form von Tabletten geschluckt – sehr schlecht in den Körper aufgenommen. Spezielle Nahrungsmittel und andere Medikamente verschlechtern die Aufnahme noch zusätzlich. Zudem können diese Bisphosphonate die Speiseröhre reizen und schädigen, wenn sie dort haften bleiben. Aus diesen beiden Gründen ist es äußerst wichtig, die strengen Anwendungshinweise gewissenhaft zu befolgen. Demnach gilt es, Bisphosphonate morgens nach dem Aufstehen einzunehmen, und zwar auf nüchternen Magen. Mindestens 30 Minuten – bei Ibandronat sogar mindestens 60 Minuten – vor dem Frühstück und vor der Einnahme anderer Arzneimittel. Das vermeidet Wechselwirkungen. Welche Zeitabstände bei welchem Wirkstoff jeweils genau gelten, kann man beim Arzt und Apotheker nachfragen oder im Beipackzettel nachlesen.

Zu den Nahrungsmitteln und Medikamenten, die Wechselwirkungen mit Osteoporosemitteln verursachen können, zählen folgende:

  • Milch / Milchprodukte
  • Milchprodukte
  • calcium- oder magnesiumreiche Mineralwässer
  • Fruchtsäfte, besonders Orangensaft, die mit Calcium angereichert sind
  • Kaffee
  • Gemüse
  • Obst
  • Calcium-Präparate (etwa zur Vorbeugung und ergänzenden Behandlung von Knochenschwund)
  • Nahrungsergänzungsmittel wie Multivitamin oder Eisen-Tabletten
  • Magnesium-Präparate (zum Beispiel gegen nächtliche Wadenkrämpfe)
  • Antacida (gegen Sodbrennen)

Schuld daran, dass es zu Wechselwirkungen kommen kann, sind die enthaltenen Calcium-, Eisen-, Aluminium- und Magnesiumsalze, die sich im Magen-Darm-Trakt mit den Bisphosphonaten verbinden Dies hindert die Arzneien daran, in den Blutkreislauf zu gelangen. Tritt dieser Fall ein, können sie nicht ihren vollen Effekt entfalten. Passiert dies häufiger, kann sich die Knochendichte – wenngleich mit Verzögerung – weiter verringern.

Damit die Tablette sicher in den Magen gelangt und nicht in der Speiseröhre kleben bleibt und diese reizt, raten Apotheker, sie mit einem vollen Glas Wasser, rund einem Viertelliter, einzunehmen und dabei aufrecht zu sitzen oder zu stehen. Außerdem sollte man sich danach 30 bis 60 Minuten lang nicht hinlegen. Die Tablette darf auch nicht gekaut oder gelutscht werden.

Es gibt auch alternative Therapien: Tabletten, die seltener eingenommen werden müssen – nur einmal wöchentlich oder monatlich – erleichtern eine regelmäßige und gewissenhafte Einnahme. Daneben gibt es Vierteljahresspritzen und Infusionslösungen, die nur einmal jährlich verabreicht werden müssen. Hierbei entfällt auch die Gefahr für Wechselwirkungen mit Lebensmitteln und anderen Arzneien und die Belastung der Speiseröhre.

© aponet.de

Letzte Aktualisierung: August 2016

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