Knochen stärken

Es gibt viele Krankheiten, die sich schleichend entwickeln und daher umso unheimlicher sind. Eine davon ist die Osteoporose, der Knochenschwund.

Der Knochenabbau beginnt meist unbemerkt. Bereits ab einem Alter von 40 Jahren verschiebt sich das Gleichgewicht von Knochenauf- und -abbau, die Knochen beginnen, an Masse einzubüßen. Veranlagung, Ernährung und weitere Faktoren wie Bewegung spielen eine Rolle, in welchem Ausmaß und mit welcher Geschwindigkeit die Knochenmasse abnimmt. Etwa sechs Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer Osteoporose, schätzt der Deutsche Dachverband Osteologie. Vor allem Frauen sind betroffen, denn nach den Wechseljahren bilden sie weniger des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen, das auch für die Knochen wichtig ist. Aber auch einige Arzneimittel können – über längere Zeit eingenommen – den Knochenabbau beschleunigen. Zum Beispiel die sogenannten Glitazone, die bei Typ-2-Diabetes den Blutzucker regulieren, Protonenpumpenhemmer, die die Produktion der Magensäure drosseln, oder Cortison, das gegen Entzündungen hilft.

Wörtlich übersetzt heißt sie "poröser Knochen" (griechisch osteon: Knochen, griechisch poros: Loch). Der Knochen wird also spröde, verliert an Dichte und bricht leicht. Mittlerweile bezeichnet man die Osteoporose als stille Epidemie, von der allein in Deutschland fünf bis sieben Millionen Menschen betroffen sind. Mehr als 2,5 Millionen haben dadurch bereits Brüche von Wirbelkörpern erlitten.

Osteoporose oft unzureichend behandelt

Nach Meinung von Experten müsste die Osteoporose in vielen Fällen gar nicht auftreten. Man könnte sie mit gezielter Vorbeugung zumindest hinausschieben. Außerdem sind mehr als die Hälfte der Betroffenen medizinisch unzureichend versorgt.

Mehr Knochenabbau als Knochenaufbau

Gleich zweimal steht es schlecht um die Knochen der Betroffenen. Bei ihnen ist der Knochenabbau, besonders im Alter, krankhaft beschleunigt. Gleichzeitig ist der Neuaufbau ihrer Knochen deutlich verlangsamt. Beides zusammen macht den Knochen porös und morsch und führt zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche, für eine erschwerte Beweglichkeit und jede Menge Behinderungen im Alltag. Osteoporose-Kranke leben in der Furcht, dass bei der nächsten geringfügigen Belastung, vielleicht sogar bei einem Sturz, wieder ein Knochen oder ein Rückenwirbel in die Brüche gehen könnte.

Der Knochen lebt

Der Knochen ist kein lebloses Gebilde, sondern er wird ständig auf- und abgebaut. Für den Aufbau sind die Knochenbildungszellen, die Osteoblasten, zuständig, für den Abbau die Knochenfresszellen, die Osteoklasten. Im Idealfall halten sich beide bei ihren Aktivitäten die Waage. Bei der Osteoporose ist diese Balance gestört; es wird mehr Knochen abgebaut als neuer aufgebaut.

Der Knochen lebt

Höchste Zeit, etwas für die Knochengesundheit zu tun. Bereits mit einfachen Mitteln lässt sich der Knochenaufbau unterstützen: So bildet der Körper selbst Vitamin D, wenn die Sonne ihn bescheint. Und bereits eine geringe sportliche Belastung spornt den Aufbau von Knochen und Muskulatur an. "Die positiven Effekte halten jedoch nur an, so lange man Sport treibt", betonte Professor Dr. med. Johannes Pfeilschifter, anlässlich des Fachpressegesprächs Osteologie in Frankfurt. "Wenn man aufhört, setzt der Abbau schnell wieder ein. Es gibt hier keinen Langzeiteffekt."

"Die Rolle des Vitamin D ist viel zu wenig bekannt", erläuterte der Essener Mediziner weiter. Der Körper benötigt es nach neueren Erkenntnissen nicht nur für den Einbau des Calciums in die Knochen. Es übernimmt auch Funktionen im Nervensystem und trägt dazu bei, Stürzen vorzubeugen. Denn es hilft, die Koordination der Bewegungen zu verbessern, um die im Alter so gefürchteten Oberschenkelhalsbrüche zu verhindern.

Zusätzlich benötigen die Knochen eines gesunden Erwachsenen rund 1000 Milligramm Calcium am Tag: ein Glas Milch, ein Joghurt und eine Scheibe Käse. Nicht immer schafft man es regelmäßig, sich im Freien zu bewegen und genügend Milchprodukte zu sich zu nehmen. "Zwanzig Minuten Sonne reichen nicht", betonte Pfeilschifter. Hier helfen Arzneimittel aus der Apotheke, einem Mangel vorzubeugen oder zu beheben. Der Apotheker berät gern, um die für den Einzelnen geeignete Dosierung herauszufinden.

Abbau aufhalten

Hat der Knochenabbau ein gewisses Maß überschritten, bleiben die Betroffenen zumeist von Schmerzen nicht verschont. Sie gilt es zu stillen. Denn heldenhaftes Ertragen aktiviert das Schmerzgedächtnis, was die Beschwerden zusätzlich verstärkt. Häufig führt dies dazu, dass der Patient nur noch mehr Schmerzmittel benötigt. Dazu kommt: Wer unter Schmerzen leidet, bewegt sich nicht gern. Bewegung kommt aber Muskeln und Knochen zugute.

Den Abbau der Knochen können auch Medikamente aufhalten. Hier stehen die sogenannten Bisphosphonate an erster Stelle, zum Beispiel Alendronat oder Risedronat, jeweils in Kombination mit Calcium. Ihre Nachteile: Der Körper kann sie nur schlecht aufnehmen, und sie können die Speiseröhre schädigen. Daher muss man sie eine Stunde vor dem Frühstück mit Leitungs(!)wasser einnehmen, aufrecht stehend oder sitzend, und man darf sich anschließend nicht wieder hinlegen. Inzwischen gibt es Zubereitungen, die nicht mehr täglich gegeben werden müssen. Das ebenfalls benötigte Calcium nimmt man zu einem späteren Zeitpunkt ein. Die früher verwendeten Fluoride und der Wirkstoff Calcitonin spielen in der heutigen Osteoporosebehandlung keine große Rolle mehr.

Das könnte Sie auch interessieren

Medikamente ohne Zuzahlung

Alle zwei Wochen neu: die aktuelle Liste der zuzahlungsfreien Arzneimittel.

Anzeige
Anzeige

Schlemmen ohne Völlegefühl

Genuss ohne Reue: Wenn nach deftigen Speisen der Bauch schmerzt, sind praktische Helfer gefragt.

Arzneimitteldatenbank

Medikamenten-Name oder Wirkstoff eingeben für mehr Informationen.

Podcast "gecheckt!"
Mann hält sich den Bauch nach üppigem Essen.
Podcast: gecheckt!
Apotheke

Podcast: Was hilft gegen Sodbrennen?

Saures Aufstoßen und Brennen in der Speiseröhre können sehr unangenehm sein. Wie es dazu kommt und…

Krankheiten von A - Z

In diesem Lexikon finden Sie umfassende Beschreibungen von etwa 400 Krankheitsbildern

nach oben