Wer ist besonders betroffen?
Mathew: Häufig betroffen sind Menschen ab 50 Jahren und insbesondere Frauen nach der Menopause. Männer und jüngere Patienten können jedoch auch eine Osteoporose entwickeln, wenn sie Risikofaktoren aufweisen. Dazu gehören unter anderem die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie zum Beispiel von Cortisonpräparaten, Nikotinkonsum, eine familiäre Vorbelastung, Untergewicht, ein erhöhter Calciumspiegel, ein Diabetes mellitus, eine Schilddrüsenüberfunktion, eine rheumatoide Arthritis und andere chronische Krankheiten. Auch eine niedrige Calciumaufnahme durch die Ernährung oder ein Vitamin D-Mangel können eine Osteoporose begünstigen.
Welche Warnzeichen für die Erkrankung gibt es?
Führer-Sakel: Ein sehr deutlicher Hinweis sind Knochenbrüche, die ohne adäquates Trauma auftreten, also bei geringer Belastung oder nach leichten Stürzen. Klinische Warnzeichen sind auch ungeklärte Rückenschmerzen, eine veränderte Körperhaltung oder eine abnehmende Körpergröße. Eine Knochendichtemessung (DXA) kann eine erniedrigte Knochendichte aufzeigen, welche als frühes Warnzeichen auf eine Osteoporose hinweisen kann. Leider gibt es jedoch keine spezifischeren Warnzeichen, sodass Ärzte und Patienten auf die Risikofaktoren achten und entsprechende Maßnahmen zum Knochenschutz treffen sollten. Darüber hinaus muß immer eine andere Grunderkrankung ausgeschlossen werden.
Wie wird Osteoporose behandelt?
Mathew: Die Behandlung der Osteoporose umfasst eine Basistherapie, welche allen Menschen empfohlen wird und in Fällen mit erhöhtem Frakturrisiko auch eine spezifische Therapie. Zu der Basistherapie gehören eine ausreichende Calciumzufuhr und Vitamin D-Versorgung, eine Minimierung des Sturzrisikos, körperliche Aktivität zur Muskelstärkung und ein gesundes Körpergewicht. In manchen Fällen benötigen Patienten eine spezifische Therapie. Diese umfasst Medikamente wie zum Beispiel Bisphosphonate oder Denosumab, welche beide den Knochenabbau hemmen oder Teriparatid, Romosozumab oder Abaloparatid, welche den Knochenaufbau fördern. Alle Medikamente erfordern eine regelmäßige ärztliche Überwachung.
Was können Patienten selbst tun, um das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen?
Führer-Sakel: Wir empfehlen, auf eine ausgewogene, calciumreiche Ernährung und eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D zu achten. Gleichzeitig ist es ratsam, auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum zu verzichten, da diese Faktoren das Osteoporoserisiko erhöhen. Regelmäßige Bewegung und gezielte Übungen zur Stärkung der Muskulatur sowie zur Verbesserung der Balance und Koordination sind ebenfalls wichtig. Zur Sturzprävention sollten Patienten Stolperfallen im Wohnbereich beseitigen und rutschfeste Schuhe tragen. Ab einem Alter von 70 Jahren ist eine jährliche Überprüfung des Sturzrisikos sinnvoll.
Mathew: Auch eingenommene Medikamente sollten regelmäßig überprüft werden, insbesondere jene, die das Risiko für Osteoporose oder Stürze erhöhen können. Diese Überprüfung kann sicherstellen, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis dieser Medikamente angemessen bleibt. Durch die Kombination dieser Maßnahmen können Patienten einen erheblichen Beitrag dazu leisten, das Fortschreiten der Osteoporose zu verlangsamen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Natascha Schleif.