Natascha Schleif
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15.02.2024
Manche Menschen erkälten sich fast nie, andere nehmen hingegen fast jeden Infekt mit. Häufig zu erkranken ist unangenehm, in der Regel aber harmlos, beruhigt Allgemeinmediziner Dr. Uwe Popert aus Kassel. "Bei Erwachsenen sind bis zu zwölf unkomplizierte Atemwegsinfekte im Jahr unbedenklich und deuten nicht auf eine Immunschwäche hin", erklärt der Experte, der auch Sprecher der Sektion Hausärztliche Versorgung der Deutschen Gesellschaftfür Allgemeinmedizin und Familienmedizin ist.
Häufig treffe es Eltern, deren Kinder in einer Krippe oder Kindertagesstätte immer wieder mit neuen Erregern in Kontakt kommen. Die körpereigene Abwehr muss sich bei Kleinkindern erst noch ausbilden. Das funktioniert nur, indem die Kleinen in Kontakt mit diversen Erregern kommen. "Für Kinder und ihre Eltern ist diese Zeit oft kräftezehrend, aber in der Regel nach einem Jahr überstanden", weiß Popert.
Anfälliger bei Allergien
Anfälliger auf Erkältungsviren reagieren auch Menschen mit Allergien etwa gegen Hausstaub oder Pollen. "Bei Allergikern ist die Nase oft nicht optimal belüftet, deswegen haben Krankheitserreger ein leichteres Spiel", erklärt der Mediziner. In diesem Fall könne nach Absprache mit dem Hausarzt ein Kortison-Nasenspray helfen, damit die Schleimhäute dauerhaft abschwellen.
Dass in diesem Herbst und Winter besonders viele Menschen kränkeln, könnte Popert zufolge auch damit zusammenhängen, dass sämtliche Corona-Schutzmaßnahmen weggefallen sind. Popert: "Zum einen gibt es durch den Wegfall der Kontaktbeschränkungen wieder mehr Gelegenheiten, sich anzustecken. Zum anderen könnte es möglich sein, dass das Immunsystem vieler Menschen durch die Schutzmaßnahmen weniger trainiert wurde."
Immunsystem stärken
Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, Sport, genug Schlaf und eine ausgewogene Ernährung tragen dazu bei, fit zu bleiben. Auch einfache Hygieneregeln wie Händewaschen, Abstand zu erkrankten Menschen halten und regelmäßiges Lüften sorgen mit dafür, dass Viren kein zu leichtes Spiel haben. Zudem könnten auch Heilpflanzen zur Immunstärkung beitragen, berichtet Professor Dr. Robert Fürst vom Department Pharmazie der Universität München: In Studien habe sich etwa gezeigt, dass pflanzliche Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich das Risiko für Atemwegsinfektionen verringern können. Gleiches gelte für Präparate mit Purpursonnenhutkraut (Echinacea).
Auch ein Nasenspray mit Carragelose – einem Wirkstoff aus der Rotalge – kann vor Erkältungen schützen: Er legt sich wie ein Schutzfilm auf die Nasenschleimhaut und erschwert Viren dort das Eindringen. Man wendet das Nasenspray vorbeugend an. In einer argentinischen Studie mit Krankenhauspersonal, das fast täglich direkten Kontakt zu Covid-19-Patienten hatte, zeigte sich eine schützende Wirkung, wenn das Spray viermal am Tag genutzt wurde. Aber: "Es gibt kein Wundermittel, mit dem man garantiert ohne Infekt durch die Erkältungszeit kommt", betont Popert. Zwar gebe es Menschen, die tatsächlich fast nie krank werden – eine solch gute Immunabwehr liege aber vermutlich ein Stück weit in den Genen.