Hanke Huber
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22.11.2024
1. Überblick
Die Menopause, also der Zeitpunkt des letzten Eisprungs, liegt bei Frauen im Schnitt bei 52 Jahren. Schon Jahre vorher bemerken die meisten, wie sich ihr Körper verändert. Die Regelblutung wird unregelmäßiger, es kommt zu Hitzewallungen und Schweißausbrüchen. Viele Frauen schlafen schlechter oder leiden unter Stimmungsschwankungen. Vielen Beschwerden lässt sich mit einer Hormonersatztherapie gegensteuern. Es gibt aber auch Heilpflanzen, die bei Wechseljahresbeschwerden zum Einsatz kommen, und manchmal hilft sogar schon eine Änderung des Lebensstils weiter.
2. Symptome
Während der Wechseljahre erleben viele Frauen verschiedene Symptome, die durch hormonelle Veränderungen verursacht werden. Am häufigsten treten Hitzewallungen und Schweißausbrüche auf, die sowohl in den Jahren kurz vor dem letzten Eisprung als auch in der Zeit danach, der Postmenopause, vorkommen können.
Zusätzlich berichten Frauen in dieser Lebensphase oft über sexuelle Probleme, über Scheidentrockenheit oder Schmerzen beim Sex. Auch Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Ängste und Gelenkbeschwerden können auftreten. Der Zusammenhang dieser Symptome mit den hormonellen Veränderungen ist zwar nicht eindeutig belegt, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden. Häufigkeit und Dauer der Beschwerden können stark variieren und hängen auch von anderen Faktoren ab, wie beispielsweise kulturellen Einflüssen, der Ethnie oder der allgemeinen Gesundheit. Auch als wie belastend Frauen Symptome empfinden, unterscheidet sich häufig stark.
3. Verlauf
Der Übergang in die Wechseljahre beginnt, wenn bei einem zuvor regelmäßigen Zyklus Schwankungen von sieben Tagen oder mehr auftreten. Kommt es zu Menstruationsstörungen, sprechen Mediziner von Perimenopause. Wann genau der letzte Eisprung stattfindet, lässt sich erst rückblickend sagen. Von Postmenopause spricht man, wenn ein Jahr lang keine Regelblutung stattgefunden hat.
4. Ursachen
Die Ursachen für die Hitzewallungen sind noch nicht völlig entschlüsselt. Während man früher dachte, dass sie allein durch das Östrogendefizit versursacht werden, geht man heute davon aus, dass starke Schwankungen des Östrogenspiegels mitverantwortlich dafür sind, dass die Thermoregulation nicht mehr richtig funktioniert.
Tatsache ist, dass sich die Menge der weiblichen Hormone während des Klimakteriums wandelt. Der regelmäßige Anstieg und Abfall von Östrogen und Progesteron im Laufe des weiblichen Zyklus verändert sich, wenn die Zahl der Follikel in den Eierstöcken stark abgenommen hat und die Eierstöcke ermüden. Damit sinkt zunächst auch der Östrogenspiegel. Um die Follikelreifung nochmal anzukurbeln, schüttet das Gehirn verstärkt das follikelstimulierende Hormon (FSH) aus. Damit steigt der Östrogenspiegel ebenfalls stark an, was in dieser Phase unter anderem zu einer verstärkten Regelblutung führen kann.
Wenn die Follikel zur Neige gegangen sind, stellen die Eierstöcke ihr Aktivität komplett ein und die Produktion weiblicher Hormone kommt zum Erliegen. Wie lange der weibliche Körper braucht, um sich an das neue Hormongleichgewicht zu gewöhnen, ist individuell verschieden. (checken)
5. Diagnose
Bei Frauen über 45 mit Wechseljahresbeschwerden wird in der Regel keine besondere Diagnostik durchgeführt. Die Diagnose erfolgt anhand der Symptome. Eine Bestimmung des FSH-Wertes (follikelstimulierendes Hormon) wird meist nur bei Frauen mit klimakterischen Beschwerden zwischen 40 und 45 Jahren durchgeführt oder bei jüngeren Frauen, wenn der Verdacht besteht, dass die Eierstöcke nicht mehr richtig funktionieren. Der genaue Zeitpunkt der Menopause, also des letzten Eisprungs, kann nur rückwirkend gestellt werden, wenn die Monatsblutung ein Jahr lang ausgeblieben ist.
6. Therapie
Leichte klimakterische Beschwerden können oft mit einer Änderung des Lebensstils behandelt werden, darunter regelmäßige Bewegung, eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten und das Vermeiden von Stressfaktoren. Eine Kognitive Verhaltenstherapie wird in manchen Fällen ebenfalls empfohlen. Bei Übergewicht kann es sich zudem positiv auswirken, abzunehmen.
Die 2020 aktualisierte Leitlinie gibt die Hormonersatztherapie mit Östrogen beziehungsweise Gestagen als die effektivste Behandlung an. Sie kann Frauen helfen, die erhebliche Beschwerden haben und sich in ihrem Alltag stark eingeschränkt fühlen. Meist verordnen Frauenärztinnen und –ärzte eine Kombination von Östrogen und Gestagen. Hormone können oral in Form von Tabletten oder Kapseln oder über die Haut als Gel, Pflaster oder Spray angewendet werden. Bei Problemen aufgrund einer trockeneren und dünneren Schleimhaut der Vagina kommt eine lokale Therapie mit hormonhaltigen Cremes, Vaginalzäpfchen oder-tabletten in Frage.
Seit Februar 2024 gibt es ein neues Medikament gegen Hitzewallungen: den hormonfreien Wirkstoff Fezolinetant. Dieser setzt im Gehirn an, genauer am Hypothalamus. Dort wird die Regulation der Körpertemperatur über ein ausgeklügeltes System geregelt, an dem Östrogen und Neurotransmitter beteiligt sind und das in den Wechseljahren durch die hormonellen Veränderungen in Schieflage gerät.
Daneben gibt es auch pflanzliche Alternativen, zum Beispiel Extrakte aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze Cimicifuga racemosa. Auch Phytoöstrogene werden oft bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Sie weisen eine ähnliche Struktur wie Östrogen auf und binden an Östrogenrezeptoren im Körper. Zu diesen Pflanzenstoffen gehören beispielsweise Isoflavone oder Genistein, die etwa in Soja und Rotklee enthalten sind, oder Lignane, zum Beispiel aus Leinsamen. Auch Hopfen oder Rhapontik-Rhabarbar enthalten Phytoöstrogene. Studien kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnisse, was die Wirksamkeit betrifft. Mediziner sehen dennoch einen möglichen Nutzen, insbesondere bei Hitzewallungen.
7. Was die Apotheke rät
Die Hormonersatztherapie senkt die Häufigkeit von Hitzewallungen um etwa 75 Prozent, der Schweregrad geht sogar um 87 Prozent zurück. Sie wirkt sich auch positiv auf den Genitalbereich und Harnwegsinfekte aus. Darüber hinaus senkt sie das Osteoporoserisiko, das mit dem sinkenden Hormonspiegel ansteigt, deutlich. Es gibt aber auch Nachteile. So kann das Risiko für Brustkrebs ansteigen oder, bei entsprechender Vorbelastung, die Gefahr für einen Schlaganfall oder eine Thrombose. Deshalb sollte man die Art der Therapie, sowie ihre Nutzen und Risiken immer gemeinsam mit dem behandelnden Arzt abwägen. Dazu gibt es Kontraindikationen. Frauen, die zum Beispiel schon einmal wegen eines hormonabhängigen Brustkrebs behandelt wurden, sollten keine Hormone einnehmen. Gleiches gilt für Phytoöstrogene.
Wer Cimicifuga-Produkte verwendet, sollte am besten registrierte und damit geprüfte Arzneimittel verwenden und sich dazu beraten lassen. So lässt sich das Risiko von Nebenwirkungen und auch von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten minimieren. Das gilt auch für andere Wirkstoff-Alternativen, auch pflanzliche.
Weitere Heilpflanzen, die sich seit jeher bei unterschiedlichen Wechseljahresbeschwerden bewährt haben, sind Salbeiblätter, die etwa gegen Schwitzen helfen können oder Johanniskraut, das bei depressiven Verstimmungen zum Einsatz kommt. Baldrian, Hopfen, Melisse und Lavendel fördern einen guten Schlaf.
8. Wechseljahrsbeschwerden kurz zusammengefasst
- Die Menopause tritt durchschnittlich im Alter von 52 Jahren ein. In den Jahren davor und danach kommt es zu deutlichen Veränderungen der Hormonspiegel.
- Häufige Symptome sind unter anderem Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, sexuelle Probleme und Stimmungsschwankungen. Diese variieren stark und hängen von verschiedenen Faktoren ab.
- Neben Lebensstiländerungen und kognitiver Verhaltenstherapie ist die Hormonersatztherapiedie effektivste Behandlung, die aber auch Risiken birgt. Mit Fezolinetant gibt es einen neuen nichthormonellen Wirkstoff gegen Hitzewallungen. Pflanzliche Alternativen wie Traubensilberkerze und Phytoöstrogene können ebenfalls helfen.
Zuletzt aktualisiert: 19.08.2024
Quellen