Mehr als nur Sex: Was Sexualhormone alles können

Fettstoffwechsel, Muskelaufbau oder Knochenwachstum: Sexualhormone greifen in viele Vorgänge im Körper ein.

Sexualhormone sind nicht nur für die Fortpflanzung zuständig.
Hormone wie Östrogen und Testosteron beeinflussen weit mehr als nur die sexuelle Lust.
© deagreez - Fotolia

Die bekanntesten und wichtigsten Sexualhormone sind die Östrogene bei der Frau und das Testosteron beim Mann.Unter anderem dank der Östrogene reifen in den Eierstöcken allmonatlich Eizellen heran. Testosteron sorgt in den Hoden mit dafür, dass Spermien gebildet werden. Treffen Ei und Spermium beim Geschlechtsverkehr aufeinander, kann ein neues Menschenleben entstehen.

Doch es geht noch weiter. Auch nach der Befruchtung spielen die Botenstoffe eine Rolle. Ob Hoden oder Eierstöcke – beim Ungeborenen tragen die Sexualhormone ganz entscheidend dazu bei, dass sich Geschlechtsmerkmale ausbilden. Und auch Jahre später, in der Pubertät, haben sie wieder ihren Anteil daran, dass aus den Jungen und Mädchen Männer und Frauen werden. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron lässt den Bart sprießen, die Schulter breiter und die Hüften schmal werden und die Stimme eine Oktave nach unten sacken. Die weiblichen Geschlechtshormone lassen den Busen wachsen und die Hüfte breiter werden. Bei geschlechtsreifen Frauen regeln die Östrogene dann – im Zusammenspiel mit weiteren Hormonen wie Progesteron, follikelstimulierendes Hormon und luteinisierendes Hormon – den Monatszyklus. Kommt es zu einer Schwangerschaft, halten Östrogen und Progesteron diese mit aufrecht und bereiten die Brustdrüsen darauf vor, Milch abzugeben.

Nicht für Frauen oder Männer reserviert

Die weiblichen Geschlechtshormone sind übrigens nicht allein bei Frauen zu finden, und die männlichen sind nicht für Männer reserviert. Allerdings überwiegen sie beim jeweiligen Geschlecht, was die typischen Unterschiede bedingt. Östrogene sorgen beispielsweise dafür, dass der Körper Fettpolster aufbaut. Testosteron hingegen fördert den Aufbau von Eiweißstoffen.

Das erklärt, warum Frauen in der Regel mehr Rundungen als Männer haben, und Männer eine höhere Muskel- und Knochenmasse als Frauen aufweisen. Auch wenn sie beim Mann überwiegen, sind männliche Sexualhormone, Androgene genannt, auch für Frauen wichtig. Denn manche der weiblichen Botenstoffe gäbe es ohne die männlichen gar nicht erst: Sie werden bei der Produktion im menschlichen Körper aus Androgenen gebildet. Zudem steigern männliche Geschlechtshormone auch den weiblichen Sexualtrieb. Haare in den Achselhöhlen und im Schambereich wachsen auch bei Frauen aufgrund der männlichen Hormone.

Die bei Frauen überwiegenden Östrogene wiederum spielen auch beim Mann eine Rolle. Wenn im Mutterleib ein Junge heranwächst, können sie bei der Entwicklung bestimmter Gehirnbereiche eine Rolle spielen.

Zusatzaufgaben der Sexualhormone

Die Sexualhormone besitzen zudem Funktionen im Körper, die eher unbekannt sind. So senken Östrogene beispielsweise den Cholesterinspiegel im Blut. Wahrscheinlich ist dies der Grund, warum Frauen unter 50 Jahren, also bevor die Östrogenproduktion durch die Wechseljahre gedrosselt wird, ein geringeres Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefäße haben als gleichaltrige Männer. Außerdem helfen Östrogene den Knochen, Calcium und andere Mineralstoffe einzubauen. Der Östrogenmangel nach den Wechseljahren kann daher speziell bei Frauen für Knochenschwund im fortgeschrittenen Alter sorgen. Östrogene begrenzen zudem das Längenwachstum von Knochen. Da Frauen höhere Östrogenspiegel haben, endet bei ihnen ebenjenes Längenwachstum früher –
der Grund, warum sie in der Regel kleiner als Männer sind.

Auch das Testosteron reguliert im Körper mehr als man vermutet. So wirkt das Hormon auf die Niere und das Knochenmark und vermehrt auf diesem Weg die Zahl der roten Blutkörperchen. Androgene fördern auch den Fettabbau und die Aktivität der Talgdrüsen in der Haut, so dass diese fettiger ist. Auf diese Weise begünstigen Androgene allerdings auch Akne. Frauen können, wenn sie das vertragen und wünschen, mit einer geeigneten "Pille" diese Auswirkung der Androgene abschwächen. Das muss mit der Frauenärztin beziehungsweise dem Frauenarzt besprochen werden.

Auffällig ist, dass Androgene mitunter auch einen schlechten Einfluss auf die Haare haben: Bei erblich bedingtem Haarausfall beschleunigen sie den Verlust des Haupthaares. Gegen diesen Einfluss von Androgenen lässt sich nur begrenzt etwas unternehmen. Mit bisherigen Therapien lassen sich ausgefallene Haare meist nicht richtig wiederbringen. Aber man kann immerhin versuchen, den weiteren Haarausfall zu stoppen, etwa mit dem äußerlich anzuwendenden Wirkstoff Minoxidil.

Apotheker Fabian Henkel

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