Leuchtend bunte Gewürze, betörende Düfte, herrliche Aromen: Als die Briten im 17. Jahrhundert nach Indien kamen und es schließlich zur Kolonie machten, waren sie fasziniert von der einheimischen Küche. Vor allem die Currys hatten es ihnen angetan – eintopfartige Gerichte aus Fleisch, Fisch oder Gemüse in einer sämigen Soße. Und in dieser Soße ballen sich die feinsten Gewürzaromen von Anis bis Zimt.
Bis zu 40 verschiedene Gewürze
Die einzelnen Gewürze werden erst kurz vor dem Kochen geröstet, gemahlen und kombiniert. Die Mischungen enthalten bis zu 40 verschiedene und heißen eigentlich Masala. Doch die Briten nannten sie Curry, so wie das gleichnamige Gericht. Die Begeisterung dafür fiel so groß aus, dass Fabriken in Madras bereits im 18. Jahrhundert verschiedene Gewürzmischungen nur für den britischen Markt herstellten. So kam das Currypulver nach Europa. Heute steht es bei uns in jedem Küchenschrank, allerdings hat es nicht viel mit dem echten Gewürzmix zu tun, der in Indien, Thailand, Sri Lanka oder anderen Ländern Asiens auf den Tisch kommt. Jedes Land, jede Region und jede Familie hat ihre eigenen Rezepte.
In Indien würzt man traditionell mit Garam Masala – eine Mischung aus Zimt, geröstetem Kreuzkümmel, Kümmel, Nelken, Muskat und grünen Kardamomkapseln. Häufig kommen getrocknete Chilis, Knoblauch, Ingwer, Sesam, Senfkörner, Kurkuma, Anis und getrockneter Fenchel hinzu. Typische Zutaten thailändischer Currys sind dagegen Kokosmilch, Zitronengras und -blätter, Garnelenpaste, Tamarindenmark sowie Chilis.
Die Gewürze lösen nicht nur eine kleine Geschmacksexplosion im Mund aus, sondern sind auch gesund. Alle regen den Appetit und die Verdauung an. Darüber hinaus besitzt jedes Gewürz gesunde Extraeffekte. Anis zum Beispiel hilft bei Blähungen und ist ein mildes Erkältungsmittel: Bei Husten lösen die ätherischen Öle Schleim und Krämpfe. Nelken wirken keimtötend, entzündungshemmend und schmerzstillend. Und das ätherische Kardamomöl hemmt das Wachstum von Bakterien und Pilzen, kurbelt die Bildung von Magensaft und Galle an und hilft bei Blähungen oder Völlegefühl.
Mit Gelbwurz gegen Krebs
Als besonders effektiv hat sich Curcumin entpuppt, der gelbe Farbstoff in Kurkuma, auch Gelbwurz genannt. Da es fester Bestandteil der Gewürzmischungen ist, konsumieren Inder beachtliche Mengen von circa 125 Milligramm Curcumin pro Tag. Studien weisen darauf hin, dass es die Bildung von Tochtergeschwulsten bei Brust- und Prostatakrebs bremsen kann. Curcumin hat darüber hinaus krebsvorbeugendes Potenzial, zudem wirkt es antibakteriell und antientzündlich. In Indien kommt es bei Hauterkrankungen zum Einsatz, etwa bei Schuppenflechte oder Kontaktekzemen.
Ein Curry lässt sich mit Huhn, Lamm, Shrimps, Fisch oder vegetarisch mit Gemüse zubereiten. Besonderen Pfiff geben Extra-Zutaten wie Mango-Chutney, geröstete Erdnüsse, Kokosflocken oder Joghurt. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Rezept: Blumenkohl-Curry
Eine wahre Gewürz-Orgie bietet dieses Blumenkohl-Curry: Für vier Personen einen Esslöffel Koriandersaat in einer Pfanne ohne Fett anrösten, ein fingergroßes Stück Ingwer und zwei mittelgroße Zwiebeln grob hacken. Alles mit zwei Knoblauchzehen, zwei grünen Chilischoten, einem Teelöffel Salz und drei Teelöffeln Öl im Mixer pürieren. 600 Gramm Hähnchenbrust in mundgerechte Stücke schneiden und in die Marinade legen, 20 Minuten ziehen lassen. Einen kleinen Blumenkohl in kleine Röschen teilen, einen halben Bund Frühlingszwiebeln fein würfeln, zwei Möhren in schräge Streifen hobeln.
500 Gramm Joghurt mit 150 Millilitern Wasser mischen. Zwei Esslöffel Öl in einer Pfanne erhitzen, Blumenkohl, Zwiebeln und Möhren mit einer Zimtstange, einem Teelöffel Fenchelsaat, zwei Esslöffeln Senfsaat und vier zerdrückten Kardamomkapseln glasig dünsten. Fleisch mitsamt Marinade zugeben, zehn Minuten braten. Joghurtmischung unterrühren, zudecken und weitere zehn Minuten garen. Dann 200 Milliliter Kokosmilch angießen und nochmal fünf Minuten offen einkochen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken, mit frischen Korianderblättchen bestreuen. Dazu passt Basmatireis. Guten Appetit!
Diplom-Oecotrophologin Dorothee Hahne