Dr. Karen Zoufal
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30.11.2020
Die plötzliche Veränderung der Art und Weise, wie wir während der Pandemie leben und arbeiten, kratzt Experten zufolge bei vielen Menschen an ihrer Identität. „Rituale wie das Schmücken für die Feiertage sind in der Tat heilsam und können das Gefühl persönlicher Identität zurückgeben. Frühes Dekorieren lässt Erinnerungen und Verbindungen mit der Familie aufleben. Es bietet die Möglichkeit, zu unserem authentischen Selbst zurückzukehren und zumindest teilweise wiederherzustellen, was durch die Pandemie verloren gegangen ist“, erklärt der Psychiater Prof. Vineeth John von der Universität Texas in Houston.
Untersuchungen zeigen, dass Rituale das Gefühl verleihen, Kontrolle über das eigene Leben zu haben und zur Verringerung von Trauer beitragen können. Viele Menschen haben durch die Pandemie mit einem Kontrollverlust zu kämpfen. „Indem wir Rituale erschaffen und durchführen, ergreifen wir Maßnahmen und übernehmen wieder ein wenig die Kontrolle. Rituale sind ein Weg, wie wir unserem Leben Struktur und Sinn geben können“, sagte John.
Positive Erinnerungen helfen gegen Traurigkeit
In einer Krise passiert es zudem sehr leicht, dass man schlechte Dinge besonders stark und gute kaum wahrnimmt. Gedanken wie „alles ist schrecklich, nichts ist gut“ nennen Experten eine kognitive Verzerrung. Sich an gute Zeiten zu erinnern, wirkt wie ein Stoppschild gegen derartig verzerrte Denkweisen.
Das Herauskramen der Weihnachtsdekoration kann solche Erinnerungen wecken. Aber sie hilft auch, nach vorne zu schauen: Das Jahr ist fast vorbei, und das neue Jahr wird neue Dinge bereithalten. Mit Weihnachtsbeleuchtung lässt sich nicht nur die eigene Stimmung aufhellen, sondern vielleicht auch die der Nachbarn. „Wenn jeder Tag gleich aussieht und sich die Dinge langsam langweilig und eintönig anfühlen, warum nicht etwas aus der Garage holen und aufhängen? Es bringt Farbe in Ihr Zuhause und in Ihre Nachbarschaft“, fügte Prof. Nathan Carlin hinzu.
DOI: 10.1037/a0031772