"Iss, damit Du groß und stark wirst." Diesen Satz bekommen Kinder oft zu hören. Und es steckt ein Stück Wahrheit dahinter, zumindest wenn genügend Eisen in der Nahrung steckt. "Ein generelles Problem ist der sehr große Eisenbedarf während des starken Körperwachstums", erklärt Professor Dr. Dr. Peter Nielsen, Leiter der Eisenstoffwechselambulanz an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. Was viele nicht wissen: "Die Probleme beginnen bereits im Säuglingsalter", warnt der Experte.
Wachsen kostet Eisen
Wie es um die Eisenversorgung in Deutschland steht, untersuchte das Robert Koch-Institut. Die gute Nachricht: 6- bis 9-Jährige sowie Jungen ab dem 12. Lebensjahr erhalten in der Regel genügend Eisen. Anders sieht es bei Kleinkindern, den 10- bis 11-Jährigen sowie weiblichen Teenagern aus. Der Hauptgrund: verschiedene Wachstumsphasen. Der Körper benötigt Eisen, um Blut zu bilden und alle Gewebe und Organe mit Sauerstoff zu versorgen. Auch der Muskelaufbau hängt von einer ausreichenden Eisenversorgung ab. Der erste Wachstumsschub findet bereits im Alter von 6 bis 24 Monaten statt. Die Muttermilch allein bietet nicht mehr genügend Eisen. "Deshalb gilt bei uns die Empfehlung, ab dem 4. bis 6. Lebensmonat mit einer Beikost zuzufüttern, die adäquate Mengen bioverfügbares Eisen enthält", erklärt Nielsen.
Menstruation als Eisenräuber
Neben Wachstumsphasen kommt bei Mädchen im Teenageralter ein zweiter Eisenräuber ins Spiel: die Menstruation. Mit der Monatsblutung verlieren sie Eisen. Ein dritter wichtiger Grund: zu wenig Eisen in der Nahrung. "Daher sollten sich Kinder und Jugendliche nicht ohne Grund kalorienreduziert, streng vegetarisch oder mit sonstigen einseitigen Diäten ernähren", warnt der Eisenexperte. In der Praxis sei dies heute leider eher die Regel als die Ausnahme. "Besonders dramatisch können Fälle mit Eltern sein, die ihren fanatischen Veganismus auf ihre Kleinkinder übertragen und auch jede Eisen-Supplementation ablehnen."
Zwei wichtige Blutwerte
Nur selten steckt hinter einem Eisenmangel eine ernste Erkrankung, etwa ein Leiden im Magen-Darm-Trakt. Nielsen: "Dann kann entweder kein Eisen aufgenommen werden oder Eisen geht in Form von inneren Blutungen verloren."
Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit hin oder her: Klarheit über einen Eisenmangel bringt erst ein Bluttest beim Arzt. In vielen Arztpraxen bestimmt man bei einem Verdacht auf Eisenmangel den sogenannten Hämoglobin-Wert, kurz Hb-Wert genannt. Ihn schlüsselt normalerweise das kleine Blutbild auf. Der Hb-Wert gibt Aufschluss darüber, wie viel Eisen das Blut enthält. Doch der Hb-Wert sinkt erst, wenn sich die Eisenspeicher bereits vollständig geleert haben und der Körper nicht mehr genügend rote Blutkörperchen bildet.
Dagegen zeigt der sogenannte Ferritin-Wert frühzeitig an, wie es um den Füllungsgrad der Eisenspeicher steht. Dieser wird aber nicht im kleinen Blutbild erfasst. Präparate aus der Apotheke Stellt der Arzt einen Eisenmangel fest, kann er ein verträgliches Eisenpräparat aus der Apotheke empfehlen oder bei starken Defiziten auf Kassenrezept verordnen. Um erschöpfte Eisenspeicher aufzufüllen, kann eine Eisentherapie durchaus bis zu sechs Monaten andauern.
Peter Erik Felzer