Peter Erik Felzer
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19.02.2025 14:02 Uhr
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt eine klare Empfehlung: täglich viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, dazu ausreichend trinken. „Doch der Alltag sieht oft anders aus“, betonte Dr. Bettina Jagemann, Ernährungswissenschaftlerin am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Zwar greifen sieben von zehn Deutschen täglich zu Gemüse und Obst. Gleichzeitig greift jeder Vierte Tag für Tag zu Süßem oder Snacks. Auch wenn 91 Prozent angeben, auf gesunde Ernährung zu achten, „stehen Traditionen und unsere Esskultur mit Grillen oder Bierkonsum oft im klaren Kontrast dazu", so Jagemann.
Der Bedarf unterscheidet sich
Braucht jeder das Gleiche? Expertin Jagemann widerspricht. Es gibt auch bei der Ernährung alters- und geschlechtsspezifische Nährstoffbedarfe und Unterschiede. Beispiel Eisen. Hier trifft ein Mangel besonders Frauen. Drei von vier der unter 50-Jährigen in Deutschland nehmen zu wenig davon auf. Jede Zehnte leidet sogar unter einem Eisenmangel.
Dies trifft nicht nur klassische Risikogruppen wie Schwangere oder Stillende. Jagemann sieht zum Beispiel auch die Versorgungslage von älteren Menschen kritisch. Studien zeigen, dass Eisenmangel bei ihnen in Zusammenhang mit Sarkopenie steht, dem Verlust von Muskelmasse.
Auch Sportler betroffen
Neben älteren Menschen spielt der Eisenhaushalt auch bei Sportlern eine wichtige Rolle. Und das nicht nur im Leistungsbereich. „Zahlreiche Faktoren können beim Sport zu einer gestörten Eisenaufnahme führen“, unterstrich Sportwissenschaftler Dr. Joachim Merk auf der Pressekonferenz. Eine vorbeugende, niedrig dosierte Einnahme von Eisenpräparaten könne Mangelsymptomen wie Leistungsverlust und Übertrainingssyndrom entgegenwirken. Laut dem Experten von der BG Klinik Tübingen sei Eisen ein elementarer Baustein für Sauerstoff und Energie der Körperzellen, weshalb er es auch als ein „Fitmacher-Spurenelement“ bezeichnet.
Wichtig sei es laut Merk bei der Einnahme auf den ausreichenden Abstand zu bestimmten Lebensmitteln zu achten. Besonders Kaffee und Tee sowie Milch- und Eiproteine hemmen die Aufnahme. Anders sieht es bei Orangensaft und anderen Nahrungsmitteln mit Vitamin C aus. Sie unterstützen die Aufnahme.
Bitter, aber gesund
Neben Eisen ging Jagemann auch auf die Bedeutung von sogenannten Polyphenolen ein. Diese Pflanzenstoffe beeinflussen Aroma, Farbe und Geschmack vieler Lebensmittel, etwa die bittere Note in bestimmten Salaten. Besonders viel von ihnen enthalten zum Beispiel Kakao, Granatapfel, Trauben oder Artischocke. Laut der Ernährungswissenschaftlerin kann es sinnvoll sein, seinen Bedarf an Polyphenolen mit Präparaten aus der Apotheke zu ergänzen, wenn man über die Nahrung nicht genügend davon aufnimmt.