21.09.2020
Forscher der Universität Duisburg-Essen haben ein Medikament gegen eine seltene Stoffwechselstörung „zweckentfremdet“ und bei magersüchtigen Patientinnen mit Erfolg eingesetzt: Die Ergebnisse übertrafen ihre Erwartungen bei Weitem. „Ich habe das Gefühl, Urlaub von meiner Essstörung zu haben“, sagte eine der drei Patientinnen, die mit dem Leptin-haltigen Medikament Metreleptin behandelt wurden. Schon nach zwei bis drei Tagen der Einnahme veränderte sich bei den Patientinnen das Denken in Bezug auf Essen, sie konnten sich besser konzentrieren, hatten weniger Bewegungsdrang und mehr Interesse an sozialen Kontakten. Auch ihre Depressionen schwächten sich ab.
Die drei Patientinnen hatten für ein bis zwei Wochen ein Medikament bekommen, das seit 2018 für die Behandlung einer seltenen Erkrankung zugelassen ist, bei der sich das Fettgewebe unter der Haut verändert. Auf die Idee dazu waren die Forscher durch Tierversuche gekommen: Hier hatte sich zuvor gezeigt, dass das Stoffwechselhormon Leptin Hyperaktivität, die durch Hunger verursacht wird, hemmen konnte. Sinkende Leptin-Spiegel sorgen bei einem Hungerzustand dafür, dass der Körper nur noch auf Sparflamme läuft. Gleichzeitig kam es bei den Tieren zu einer Hyperaktivität – ähnlich wie bei vielen Magersüchtigen, die extrem viel Sport treiben.
Bevor das Medikament gegen Magersucht zum Einsatz kommen kann, müssen die Ergebnisse allerdings noch durch klinische Studien mit mehr Patienten untermauert werden. Leptin ist ein Hormon, das vom Fettgewebe des Körpers gebildet wird und im Gehirn Appetit und Sättigungsgefühl beeinflusst.
ZOU