04.11.2014
In Deutschland leben Schätzungen zufolge 80.000 Menschen mit einer HIV-Infektion oder einer AIDS-Erkrankung. Doch viele davon erfahren erst Jahre nach ihrer Ansteckung davon, sagt das Robert Koch-Institut (RKI) in der aktuellen Ausgabe seines Epidemiologischen Bulletins.
Die geschätzte Zahl der HIV-Infizierten, deren Infektion (noch) nicht festgestellt wurde, steigt seit dem Tiefststand im Jahr 1999 kontinuierlich: von knapp 9.000 Personen über etwa 11.000 im Jahr 2006 auf 14.000 im Jahr 2013. Zwar seien immer mehr Tests durchgeführt worden, und auch die Testbereitschaft sei gestiegen, doch im gleichen Zeitraum hätten die HIV-Neuinfektionen zugenommen, schreiben die Experten vom RKI. Das führe dazu, dass insgesamt die Zahl der nicht diagnostizierten mit HIV infizierten Personen zunimmt. Etwa 22 Prozent davon haben sich erst im Jahr 2013 angesteckt, gut 30 Prozent in den Jahren 2011 und 2012. Bei knapp der Hälfte der unerkannt Infizierten liegt der Ansteckungszeitpunkt noch länger zurück.
Dies kann gravierende Folgen für die Gesundheit haben, denn der optimale Zeitpunkt für den Therapiebeginn ist dann bereits oft vorbei. "Eine vordringliche Aufgabe der Prävention besteht heute darin, Menschen zum Test zu motivieren, wenn sie ein Risiko hatten", sagt Manuel Izdebski vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe. Schwulen Männern und anderen Menschen mit einem erhöhten HIV-Risiko empfiehlt die Organisation, sich einmal im Jahr auf HIV testen zu lassen. So sei der Therapiebeginn zum optimalen Zeitpunkt möglich. Die AIDS-Hilfe fordert darüber hinaus noch mehr Fortbildungsprogramme für Ärzte, die sie dazu befähigten, mit ihren Patienten über Sexualität zu sprechen.
RF