08.10.2014
Eine Mutter steht mit ihren vier Monate alten Zwillingen in der Apotheke. Sie wartet geduldig auf ein Präparat, das vom Apotheker individuell für eine ihrer Töchter hergestellt wird. Eigene Rezepturen anfertigen - das traditionelle Handwerk des Apothekers ist trotz der großen Zahl moderner Fertigarzneimittel nach wie vor unverzichtbar.
Spezial- und Individualrezepturen werden auf den persönlichen Bedarf des Patienten abgestimmt und sind feste Bestandteile im Alltag des Apothekers. Besonders anspruchsvoll ist die Versorgung von Kindern und Säuglingen. Denn oft stehen nur Medikamente für Erwachsene zur Verfügung: Rezepturen in kindgerechter Dosierung werden vom Apotheker in Kapselform, als Tropfen oder Saft angefertigt. Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer, Apothekerin aus Oldenburg, kennt das aus eigener Erfahrung: „Die Mutter der Zwillinge erhielt vom Krankenhausarzt ein Rezept für Koffeintropfen, die die Atmung stabilisieren sollten. Die Tropfen haben wir in einer niedrigen Dosierung hergestellt und zusätzlich auf den guten Geschmack geachtet. Das kommt bei der kleinen Patientin sehr gut an.“
Ist der Patient auf ein individuelles Rezepturarzneimittel angewiesen und muss dieses beispielsweise auf Reisen herstellen lassen, legt er dem Vertretungsarzt für die korrekte Ausstellung des Rezepts am besten das Originalgefäß mit Etikett vor. Auf den Etiketten befinden sich Informationen über die Wirk- und Hilfsstoffe sowie zur Darreichungsform und der Aufbrauchfrist.
An die Qualität der Individualrezepturen werden höchste Anforderungen gestellt: Für jedes Präparat legt der Apotheker ein Herstellungsprotokoll an, in dem er Chargen von verarbeiteten Ausgangsstoffen und Fertigarzneimitteln sowie die verwendeten Mengen dokumentiert. Der Herstellungsprozess ist von genauen, bis ins Detail standardisierten Kontrollen durchzogen. In der Regel kann jede Apotheke Individualrezepturen herstellen. Es gibt aber auch aufwändige Rezepturen, die besondere Geräte oder Räumlichkeiten wie ein Steril-Labor erfordern.
AK Nds/RF