20.08.2019
Viel Stress in der Schwangerschaft könnte bei ungeborenen Kindern dazu führen, dass sich die Genaktivität ihrer Nervenzellen verändert. Möglicherweise erklärt dies, warum Stress in dieser Entwicklungsphase mit psychischen Problemen im späteren Leben in Zusammenhang steht.
Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie und der Simon-Fraser-Universität in Vancouver haben die Effekte von Stresshormonen – sogenannten Glukokortikoiden – während der Neubildung von menschlichen Nervenzellen im Labor untersucht. Wie sie in der Fachzeitschrift PNAS berichteten, veränderte chronischer Stress während der Entwicklung die Aktivität der Nervenzellen durch epigenetische Veränderungen am Erbgut. Diese führen zu einem stärkeren oder schwächeren Ablesen von Genen und stellen eine Art Gedächtnis der Zelle dar, wodurch Umwelteinflüsse Langzeiteffekte haben können.
Sie überprüften ihre Ergebnisse an Zellen aus der Nabelschnur von Neugeborenen, deren Mütter während der Schwangerschaft aus gesundheitlichen Gründen Glukokortikoide einnehmen mussten oder unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatten. Sie stellten fest, dass die Veränderungen am Erbgut der Nervenzellen aus dem Labor mit denen der kindlichen Zellen aus dem Nabelschnurblut übereinstimmten.
Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass zu große Mengen an Stresshormonen während der Embryonalentwicklung langfristige Folgen für die Kinder haben können. Dies erklärt möglicherweise den Zusammenhang zwischen Stress, wie ihn Depression, Unterernährung oder eine Hormongabe zur Lungenreifung des Kindes darstellen, und einer späteren höheren Sensibilität für Stress, psychiatrischen Störungen und Verhaltenssaufälligkeiten bei den Kindern.
ZOU