15.03.2016
Wie die Forscher im Fachblatt BMJ Quality & Safety berichten, fiel es angehenden Hausärzten bei Fallstudien mit einfacheren Krankheitsbildern, wie einer Lungenentzündung, einer Lungenembolie oder Hirnhautentzündung, wie zu erwarten leichter, die richtige Diagnose zu stellen, selbst wenn sie die Patienten als schwierig einstuften. Hier lag das Risiko für eine falsche Diagnose sechs Prozent höher als bei unkomplizierteren Patienten. Bei komplexeren Krankheitsbildern und schwierigen Patienten war es zu 42 Prozent wahrscheinlicher, dass Ärzte eine falsche Diagnose stellten. Zu den komplexeren Krankheiten zählen die Forscher beispielsweise eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Blinddarmentzündung oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse durch zu viel Alkohol. Die Zeit, die sich Ärzte für die Diagnose nahmen, spielte keine Rolle für das Ergebnis. Die Forscher vermuten, dass die mentale Anstrengung, die Ärzte aufbringen müssen, um mit problematischen Verhaltensweisen ihrer Patienten umzugehen, die korrekte Verarbeitung von medizinisch relevanten Informationen zu beeinträchtigen scheint.
Schon länger werde angenommen, dass sich die Sympathie oder Antipathie zwischen Arzt und Patient auf die Genauigkeit der Diagnose auswirken könnte, schreiben die Forscher. Um dies zu testen, hatten sie 63 angehenden Hausärzten mit einem von sechs unterschiedlichen Krankheitsfällen konfrontiert, von denen es jeweils zwei Versionen gab: eine mit einem neutralen Patienten und eine mit einem schwierigen. Unter schwierig fiel es, wenn ein Patient als besonders anspruchsvoll, aggressiv oder total hilflos beschrieben wurde oder als einer, der die Kompetenz des Arztes in Frage stellte, seine Anweisungen ignorierte oder schlicht davon ausging, von dem Arzt nicht ernst genommen zu werden.
HH