Was ist das? - Definition
Die Lungenentzündung ist die häufigste zum Tode führende Infektionskrankheit in den Industrieländern. Sie wird meist durch Bakterien, seltener durch Viren, Pilze oder zum Beispiel Verschlucken von Nahrung verursacht.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
Die Erreger der Lungenentzündung können auf verschiedene Wege in die Lunge gelangen:
- Im Mund- und Rachenraum finden sich bei allen Menschen verschiedene Bakterien. Sind, beispielsweise wegen schlechter Mundhygiene oder Eiterherde im Mund- oder Rachenraum, viele Bakterien vorhanden, können diese in die Lunge gelangen und eine Lungenentzündung auslösen.
- Bei bettlägerigen oder sehr alten Menschen funktioniert manchmal der Hustenreflex nicht richtig. Sie verschlucken sich beim Essen und Nahrung gelangt in die Lunge. Auch dies kann zu einer Lungenentzündung führen.
- Unsere Luftwege sind mit feinen Flimmerhärchen bedeckt. Diese bewegen eine dünne Schleimschicht, auf der sich kleine Unreinheiten in der Atemluft sammeln können. Ähnlich einer Rolltreppe transportieren die Flimmerhärchen die Schleimschicht und somit auch die Verschmutzungen von der Lunge weg in Richtung Kehlkopf, wo sie geschluckt werden. Sind diese Flimmerhärchen in ihrer Funktion eingeschränkt (z.B. bei Rauchern) oder wird zu viel zäher Schleim produziert (z.B. bei der chronischen Bronchitis), ist der Reinigungsmechanismus gestört und Erreger können sich in der Lunge festsetzen.
- Besonders beim Husten verteilt ein Erkrankter die Erreger in seiner Umgebung. Werden sie von anderen eingeatmet, kann eine Lungenentzündung entstehen.
- In seltenen Fällen wandert der Erreger aus anderen Entzündungsherden im Körper über die Blutbahnen in die Lunge.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Besonders gefährdet an einer Lungenentzündung zu erkranken sind ältere oder schwer kranke Menschen, da deren Abwehrsystem geschwächt ist oder die Lunge nicht richtig belüftet ist (z.B. wegen einer flachen Atmung bei Bettlägerigkeit). Innerhalb weniger Stunden entwickelt sich ein schweres Krankheitsbild mit folgenden Beschwerden:
- Hohes Fieber mit Schüttelfrost.
- Husten mit gelblich-eitrigem oder, durch Blutbeimischungen, rostbraunem Auswurf.
- Ist es zu einer Mitentzündung des Rippenfells gekommen (einer Pleuritis), so bestehen Schmerzen beim Atmen.
- In Folge der Entzündung ist der Sauerstoffaustausch in der Lunge erschwert. Deshalb besteht oft eine Atemnot. Der Betroffene atmet sehr schnell, denn er versucht den Sauerstoffmangel im Blut durch vermehrte Atmung auszugleichen.
- Bei massivem Sauerstoffmangel kommt es zu einer bläulich-roten Verfärbung von Haut und Schleimhäuten. Besonders gut zu erkennen ist dies an den Lippen und den äußersten Körperteilen (Finger-, Zehen- oder Nasenspitze).
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Bei sonst Gesunden heilt eine Lungenentzündung in den meisten Fällen problemlos aus. Besteht allerdings eine Herzschwäche oder ist der Betroffene insgesamt geschwächt oder krank, kann eine Lungenentzündung gefährlich werden:
- Durch die entzündlichen Veränderungen des Lungengewebes wird der Blutfluss in der Lunge stark behindert. Dies führt zu einem Aufstau in den Lungengefäßen und somit zur Erhöhung des Blutdrucks in der Lunge. Gegen diesen hohen Blutdruck muss die rechte Herzhälfte, welche das Blut in die Lunge pumpt, ankämpfen. Besonders bei Menschen mit schon bestehender Herzschwäche kann dies zur Verschlechterung der Herzleistung führen.
- Bei zunehmendem Sauerstoffmangel und Atemnot droht ein Lungenversagen. In schweren Fällen ist deshalb eine künstliche Beatmung nötig.
- Es kann zu Eiteransammlungen im Lungengewebe, einem so genannten Lungenabszess kommen.
- Sammelt sich Eiter zwischen Lungen- und Rippenfell infolge der Rippenfellentzündung ist die Lungenbewegung zusätzlich eingeschränkt. Dies verstärkt die Atemnot.
- Bei langer Bettlägerigkeit oder starkem Flüssigkeitsverlust, z.B. bei hohem Fieber, kommt es zur Verlangsamung des Blutflusses in den Venen. Es kann sich ein Blutgerinnsel bilden, eine Thrombose.
- Treten die Erreger in die Blutbahn über, entwickelt sich eine Blutvergiftung, die so genannte Sepsis.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Ähnliche Beschwerden finden sich bei einer Lungentuberkulose. Auch ein Lungentumor kann Symptome einer Lungenentzündung verursachen.
Verhaltenstipps
Schon bei Verdacht auf eine Lungenentzündung ist ein Arzt zu Rate zu ziehen, denn eine frühzeitige Antibiotika-Gabe ist wichtig.
Unterstützend wirken verschiedene Allgemeinmaßnahmen:
- Die Atemluft sollte angefeuchtet werden (z.B. feuchtes Tuch über die Heizung) um die Schmerzen bei der Atmung zu lindern und die Schleimlösung zu fördern.
- Eine erhöhte Lagerung des Oberkörpers erleichtert die Atmung.
Wichtig ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr (besonders warme Tees, aber auch Fruchtsäfte oder ähnliches), besonders bei hohem Fieber, denn pro 1° C Temperaturerhöhung verliert der Körper ca. 1 Liter Flüssigkeit.
- Lungeneinreibungen, z.B. mit Franzbranntwein verbessern die Belüftung der gesunden Lungenabschnitte und unterstützen das Abhusten.
- Fieber lässt sich durch Wadenwickel senken: Tuch mit kaltem Wasser befeuchten und um die Wade wickeln, darüber ein trockenes Tuch legen. Die Wickel sollten alle 5-10 Minuten erneuert werden.
Bearbeitungsstand: 27.07.2012
Quellenangaben:
Gerlach, Wagner, Wirth, Innere Medizin für Pflegeberufe, Thieme, (2006), 5. Aufl. - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Lungenentzündung: Behandlung
Eine Lungenentzündung kann – je nachdem, welcher Erreger dahintersteckt und in welcher Verfassung der Patient ist – unterschiedlich schwer verlaufen. Zur Behandlung gehören in den meisten Fällen Medikamente. Aber auch körperliche Schonung spielt bei der Genesung eine Rolle.
Allgemeine Behandlung bei Lungenentzündung
Grundsätzlich gilt:
- Wer eine Lungenentzündung hat, sollte sich immer schonen: Bleiben Sie zu Hause!
- Vor allem, wenn Sie Fieber haben, sollten Sie Bettruhe halten.
- Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich. Dies gilt insbesondere, wenn Sie Arzneimittel zur Schleimbildung einnehmen oder wenn Sie Fieber haben!
- Wenn Sie Raucher sind: Der Verzicht auf die Zigarette sollte bei einer Lungenentzündung selbstverständlich sein.
- Manchmal können eine spezielle Atemgymnastik oder das Abklopfen des Brustkorbs die Beschwerden lindern. Erkundigen Sie sich vorher bei Ihrem Arzt, wie diese Techniken durchgeführt werden und ob diese für Sie infrage kommen.
Wenn Sie Husten haben, der mit reichlich zähem Schleim einhergeht, kann der Arzt Schleimlöser verschreiben, sogenannte Sekretolytika. Diese Medikamente sollen den Schleim lösen und flüssiger machen. Bei trockenem Husten hingegen können Hustenstiller (Antitussiva) eingenommen werden, die den Hustenreiz unterdrücken. Fragen Sie vor der Anwendung Ihren Arzt!
Beachten Sie: Hustenlöser und Hustenstiller dürfen Sie niemals in Kombination verwenden. Der Grund: Wenn sich der Schleim gelöst hat, kann er aufgrund des unterdrückten Hustenreizes nicht abgehustet werden, was zu Atemnot führen kann.
Während sich manche Patienten zu Hause auskurieren können, ist bei anderen ein Krankenhausaufenthalt nötig: Insbesondere kleine Kinder, Personen mit einem schwachen Immunsystem und ältere Menschen müssen oft in stationäre Behandlung, denn sie reagieren auf die Erreger besonders empfindlich. In schweren Fällen kann es nötig sein, dass die Patienten zusätzlichen Sauerstoff verabreicht bekommen oder beatmet werden. Ob eine Behandlung im Krankenhaus notwendig ist, wird der Arzt sorgfältig abwägen.
Behandlung mit Antibiotika & Co.
Bei bakterieller Lungenentzündung: Antibiotika
Eine Lungenentzündung kann durch verschiedene Erreger verursacht werden – in der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um Bakterien, insbesondere Pneumokokken. Je rascher Medikamente dagegen verabreicht werden, desto eher können Komplikationen vermieden werden. Im besten Fall ist dem Arzt zu Beginn der Behandlung bereits bekannt, welcher spezielle Krankheitserreger für die Lungenentzündung verantwortlich ist. Da eine Lungenentzündung rasch voranschreitet und einen schweren Verlauf nehmen kann, wird der Arzt auch dann schon Medikamente verabreichen, wenn der Erreger noch nicht feststeht. Der Arzt wägt ab, welcher Erreger wahrscheinlich beteiligt ist und verschreibt „auf Verdacht“ ein Antibiotikum, das mit hoher Wahrscheinlichkeit wirksam sein wird. Sobald der genaue Erreger feststeht, kann er das Medikament gegebenenfalls gegen ein noch wirksameres Antibiotikum ersetzen oder ergänzen. Zu häufig verschriebenen Wirkstoffen zählen Penicillin, Amoxicillin oder Ampicillin.
Antibiotika regelmäßig einnehmen
Antibiotika können nur dann richtig wirken, wenn Sie sie regelmäßig einnehmen. Halten Sie sich genau an die Anweisungen Ihres Arztes. Achten Sie darauf, den Wirkstoff in möglichst gleich langen Zeitabständen einzunehmen (z.B. alle 12 Stunden, je nachdem, wie vom Arzt verordnet).
Auch wenn es Ihnen nach einigen Tagen deutlich besser geht: Setzen Sie Antibiotika nicht eigenmächtig ab, sondern nehmen Sie sie so lange ein, wie es der Arzt vorgegeben hat. Andernfalls kann es passieren, dass der Erreger gegen das Medikament resistent wird und dieses nicht mehr richtig wirken kann.
Ist die Lungenentzündung während eines Krankenhausaufenthalts entstanden (sog. nosokomiale Pneumonie), kommt es häufiger vor, dass ein Medikament nicht mehr wirkt, weil der Erreger dagegen resistent geworden ist. Um sicherzugehen, dass der Erreger wirklich abgetötet wird, kombinieren Ärzte daher häufig mehrere Wirkstoffe miteinander.
Lungenentzündung durch Viren oder Pilze
Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Auch andere Keime können jedoch – allerdings deutlich seltener – eine Lungenentzündung zur Folge haben, so etwa Viren oder Pilze. In diesem Fall wäre eine Behandlung mit Antibiotika wirkungslos. Eine virale, also durch Viren entstandene Lungenentzündung ist durch Medikamente kaum beeinflussbar. Daher versucht man, mit allgemeinen Maßnahmen wie körperlicher Schonung und Bettruhe, dem Körper die Ruhe zu geben, um sich zu erholen. Eine durch Pilze hervorgerufene Lungenentzündung kann mit speziellen Anti-Pilzmitteln (Antimykotika) behandelt werden.
Antibiotika können in manchen Fällen auch bei einer durch Viren hervorgerufenen Lungenentzündung sinnvoll sein, nämlich dann, wenn auf Basis der viralen Lungenentzündung zusätzlich eine bakterielle Infektion entstanden ist, weil der Körper geschwächt ist (sog. bakterielle Superinfektion).
Mit Impfungen schützen
Die meisten Lungenentzündungen entstehen durch Pneumokokken. Gegen eine Infektion durch diese Bakterien gibt es eine Impfung. Grundsätzlich wird empfohlen, alle Kinder bis zum 24. Lebensmonat gegen Pneumokokken impfen zu lassen.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt die Impfung darüber hinaus bestimmten Personengruppen. Dazu zählen:
Personen über 60 Jahre
Personen mit einem erhöhten Risiko für eine Pneumokokken-Infektion, so etwa Menschen,
- deren Immunsystem geschwächt ist (z.B. nach einer Organtransplantation oder bei einer HIV-Infektion),
- die an chronischen Erkrankungen von Herz, Lunge, Leber, Niere oder Nervensystem oder an Diabetes leiden,
- die keine Milz haben oder deren Milz oder das Knochenmark geschädigt ist oder
- die an Erkrankungen leiden, die mit Veränderungen der roten Blutkörperchen einhergehen.
Darüber hinaus empfiehlt die Ständige Impfkommission diesen Personen eine jährliche Grippeimpfung, denn: Eine Grippe erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine Lungenentzündung.
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Letzte Aktualisierung: Januar 2017