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Diese Selbstzahler-Leistungen schaden mehr als sie nützen

16.02.2017

Jeder zweite Patient bekommt beim Arztbesuch Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) angeboten, die privat zu bezahlen sind. Viele davon haben keinen Nutzen und einige sind sogar potenziell schädlich. Darauf weisen die Macher des aktuellen IGeL-Monitors hin. Der IGeL-Monitor bewertet diese Untersuchungen seit 2012, angesiedelt ist er beim Medizinischen Dienst des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (MDS).

Viele IGeL-Leistungen schaden mehr als sie nutzen.
Viele Patienten bekommen beim Arzt regelmäßig Gesundheitsleistungen angeboten, die selbst bezahlt werden müssen.
© Photographee.eu - Fotolia

Viele IGeL haben den Ergebnissen zufolge keinen Nutzen und sind sogar schädlich, sagt MDS-Geschäftsführer Peter Pick. Insgesamt 45 IGeL-Verfahren hat das Monitor-Team bis heute bewertet. Vier IGeL bewerten die Wissenschaftler negativ − das bedeutet, sie sehen den Schaden deutlich höher an als den Nutzen. Dazu zählen:

  • durchblutungsfördernde Infusionstherapie bei einem <link>Hörsturz
  • Immunglobulin G-Bestimmung zur Diagnose einer Nahrungsmittelallergie
  • Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung
  • Colon-Hydro-Therapie (weiterentwickelte Form der Darmspülung)

17 IGeL erhalten die Bewertung tendenziell negativ – das heißt, der zu erwartende Schaden ist höher als der Nutzen. Bei 15 weiteren Bewertungen kommt das Wissenschaftlerteam zum Schluss, dass die Schaden-Nutzen-Bilanz mit unklar zu bewerten ist. Nur drei IGeL-Leistungen bekamen eine tendenziell positive Bewertung:

Die beiden jüngsten Bewertungen des IGeL-Monitors schließen mit „tendenziell negativ“ ab: Dazu zählt der Lungenfunktionstest zur Früherkennung von Asthma und COPD sowie ein EKG zur Früherkennung einer koronaren Herzerkrankung. „Auch wenn Früherkennungsuntersuchungen meist sehr positiv von Patienten und Ärzten gesehen werden – sie sind nicht per se nützlich. Sie können schaden – durch Übertherapien, Überdiagnosen, Belastung durch Tests oder auch dadurch, dass sie dem Patienten eine falsche Sicherheit vorgaukeln“, erläutert Dr. Michaela Eikermann, Leiterin des Bereichs „Evidenzbasierte Medizin“ beim MDS. Trotz der kritischen Bewertungen nimmt mehr als jeder Zweite, der eine IGeL angeboten bekam (54 Prozent), diese in Anspruch. Pick sieht hier die Arztpraxen in der Verantwortung: „Es ist nicht hinnehmbar, wenn Patienten unter Druck gesetzt werden oder wenn sie vor der Behandlung weder ausreichende Informationen noch eine nachvollziehbare Kostenaufstellung erhalten.“ Die Bewertungen des IGeL-Monitors basieren auf den Methoden der Evidenzbasierten Medizin. Das heißt: Für die Bewertung von Nutzen und Schaden Leistung recherchiert das Team aus Medizinern und Methodikern beim MDS in medizinischen Datenbanken, tragen die Informationen nach einer definierten Vorgehensweise zusammen und werten sie systematisch aus.

Hier finden Patienten den IGeL-Monitor (PDF).

NK

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