Natascha Schleif
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10.04.2025 09:46 Uhr
Kopfschmerzen können viele Ursachen haben: Während Spannungskopfschmerzen meist keiner Behandlung bedürfen und durch Stress, Verspannungen oder Flüssigkeitsmangel entstehen, handelt es sich bei Migräne um eine neurologische Erkrankung, die mit starken, oft einseitigen Kopfschmerzen, Übelkeit sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit einhergeht. Von Migräne sind bundesweit knapp 15 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer betroffen. Dies entspricht rund 8 Millionen Menschen. Somit leiden Frauen fast dreimal häufiger unter Migräne als Männer. Besonders oft betroffen sind Frauen zwischen 35 und 45 Jahren, doch auch im Kindes- und Jugendalter kann Migräne auftreten.
Migräne tritt in Attacken auf, die Stunden bis Tage andauern können und die Betroffenen so erheblich einschränken, dass sie sich zurückziehen und Ruhe suchen und häufig spezielle Medikamente einnehmen müssen.
Die genauen Ursachen von Migräne sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt bekannte Auslöser wie Stress, hormonelle Schwankungen, Wetterveränderungen oder bestimmte Lebensmittel. Migräne erfordert eine gezielte Therapie und vorbeugende Maßnahmen, um die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren.
Symptome von Migräne
Ein Migräneanfall äußert sich folgendermaßen:
- Meist einseitiger, pulsierender oder pochender Schmerz
- Mittlere bis starke Schmerzintensität, die sich bei Bewegung verschlimmert
- Übelkeit und Erbrechen
- Licht-, Geräusch- und/oder Geruchsempfindlichkeit
- Sehstörungen (Aura), Kribbeln oder Sprachprobleme vor oder während des Anfalls
- Konzentrationsprobleme, Müdigkeit
- Dauer von 4 bis 72 Stunden
- Häufig mit Rückzugsbedürfnis
Verlauf von Migräne
Bei Migräne kann eine gezielte Therapie helfen, die Anfälle zu reduzieren oder abzumildern. Es gibt jedoch auch Patienten, die so schwere Anfälle haben, dass sie sich zur Bettruhe in einen abgedunkelten Raum zurückziehen müssen. Die Häufigkeit der Migräneanfällenimmt im höheren Alter meistens ab.
Ein Migräneanfall verläuft in mehreren Phasen:
- Vorbotenphase: Stunden bis Tage vor der Attacke können Symptome wie Müdigkeit, Reizbarkeit, Heißhunger oder Konzentrationsprobleme auftreten.
- Auraphase: Vorübergehende Sehstörungen, Kribbeln oder Sprachstörungen, meist vor Beginn der Kopfschmerzen.
- Kopfschmerzphase: Häufig einseitiger, pulsierender Schmerz, oft begleitet von Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und/oder Geräuschempfindlichkeit. Dauer: 4 bis 72 Stunden.
- Erholungsphase: Nach dem Abklingen der Schmerzen fühlen sich viele Betroffene erschöpft, „verkatert“ oder geistig benommen.
Ursachen
Die genauen Ursachen der Migräne sind nicht vollständig geklärt. Experten vermuten eine Fehlregulation der Nervenbotenstoffe Serotonin und Dopamin. Aber es gibt bekannte Auslöser, sogenannte Trigger. Die individuelle Identifikation von Triggern kann helfen, Anfälle zu reduzieren.
Trigger und Risikofaktoren für Migräne:
- Genetische Veranlagung: Migräne tritt familiär gehäuft auf.
- Hormonelle Schwankungen: Besonders bei Frauen durch Menstruation, Schwangerschaft oder hormonelle Verhütung.
- Stress und emotionale Belastung: Psychischer Druck kann Attacken auslösen oder verstärken.
- Bestimmte Lebensmittel und Alkohol: Rotwein, Schokolade, reifer Käse oder Glutamat können Trigger sein.
- Schlafmangel oder Störungen des Schlafrhythmus: Zu wenig oder zu viel Schlaf kann Migräne begünstigen.
- Reizüberflutung und Umweltfaktoren: Wetterumschwünge, grelles Licht oder starke Gerüche können Attacken auslösen.
Plötzliche, ungewohnte und starke Kopfschmerzen können ein Warnsignal sein – besonders, wenn keine Migräne bekannt ist. Sie können auf eine ernsthafte Ursache wie eine Hirnblutung oder eine andere neurologische Erkrankung hindeuten.
Bei Kopfschmerzen sollten Sie ärztlichen Rat suchen, wenn …
- plötzlich stärkste, ungewohnte Kopfschmerzen („Vernichtungskopfschmerz“) auftreten. Dies kann ein Hinweis auf ein Hirnblutung (Aneurysma) sein.
- Kopfschmerzen mit neurologischen Symptomen wie Sehstörungen, Lähmungen, Sprachproblemen oder Bewusstseinsstörungen einhergehen.
- die Kopfschmerzennach einer Kopfverletzung auftreten oder zunehmen. Dann sind sie ein mögliches Anzeichen für eine Gehirnerschütterung oder Blutung.
- Fieber, Nackensteifigkeit und Übelkeit gleichzeitig auftreten, kann dies ein Hinweis auf eine Hirnhautentzündung (Meningitis) sein.
- Kopfschmerzen immer wieder ohne erkennbare Ursache auftreten oder sich verschlimmern. Chronische oder unerklärliche Kopfschmerzen sollten ärztlich abgeklärt werden.
Diagnose von Migräne
Die Diagnose von Kopfschmerzen und Migräne basiert im ersten Schritt auf einer detaillierten Befragung, körperlichen Untersuchungen und – falls nötig – im zweiten Schritt auf weiterführender Diagnostik. Ziel ist es, Migräne von anderen Kopfschmerzarten abzugrenzen und gefährliche Ursachen auszuschließen.
Erste Diagnoseschritte:
- Befragung zu den Symptomen
- Unterscheidung der Kopfschmerzart – Spannungskopfschmerz, Migräne oder andere Formen
- Lebensstil und Trigger – Ernährung, Schlaf, Stress, Hormonveränderungen oder Medikamente als mögliche Auslöser
- Körperliche Untersuchung – Prüfung von Reflexen, Augenbewegungen, Nackensteifigkeit oder anderen Auffälligkeiten
Weiterführende Diagnoseschritte:
- MRT oder CT des Kopfes zum Ausschluss von Hirnblutungen, Tumoren oder anderen strukturellen Erkrankungen.
- EEG (Elektroenzephalografie), falls ein Zusammenhang mit epileptischen Anfällen vermutet wird.
- Liquorpunktion (Nervenwasser-Untersuchung), falls eine Hirnhautentzündung oder andere neurologische Erkrankungen ausgeschlossen werden müssen.
Therapie: So lässt sich Migräne behandeln
Migräne erfordert eine individuelle Therapie, die sowohl akute Anfälle behandelt als auch vorbeugende Maßnahmen umfasst.
Akuttherapie von Migräne
- Triptane (z. B. Sumatriptan, Rizatriptan) sind speziell für Migräne entwickelte Medikamente, die die Attacke abbremsen.
- NSAR (Ibuprofen, Naproxen, ASS) können bei milden bis mittelschweren Anfällen helfen.
- Antiemetika (z. B. Metoclopramid, Domperidon) lindern Übelkeit und fördern die Aufnahme von Schmerzmitteln.
- Dunkler, ruhiger Raum und Schlaf, die Reizreduktion hilft, die Attacke schneller abklingen zu lassen.
Vorbeugung und Langzeittherapie von Migräne
- Medikamente wie Betablocker, Antiepileptika oder CGRP-Antikörper können die Häufigkeit und Intensität der Anfälle reduzieren.
- Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus spielt eine wichtige Rolle.
- Entspannungstechniken und Stressmanagement wie Autogenes Training, Meditation oder Progressive Muskelentspannung können helfen.
- Ernährung und Trigger-Management hilft durch die Vermeidung bestimmter Lebensmittel und die Einhaltung regelmäßiger Mahlzeiten.
- Ein Kopfschmerztagebuch hilft, Muster zu erkennen.
Was die Apotheke rät
- Schmerzmittel sollten nicht öfter als an 10 Tagen pro Monat eingenommen werden, um Medikamenten-Übergebrauchskopfschmerzen zu vermeiden.
- Ein Migränetagebuch führen, um Trigger zu erkennen.
- Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfen kann bei leichten Anfällen helfen.
- Auf regelmäßige Mahlzeiten und eine Trigger-freie Ernährung achten.
- Magnesiumpräparate können helfen, Migräneanfälle zu reduzieren, besonders bei einem bekannten Mangel.
- Coenzym Q10 und Vitamin B2 (Riboflavin) haben in Studien eine mögliche vorbeugende Wirkung gezeigt.
- Pflanzliche Schlafmittel können helfen, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu stabilisieren und Schlafmangel als Trigger zu vermeiden.
Migräne kurz zusammengefasst
- Migräne ist eine neurologische Erkrankung mit starken Kopfschmerzen und häufig anderen Begleiterscheinungen.
- Migräne findet anfallsartig statt und wird häufig durch bestimmte Trigger ausgelöst.
- Die Identifikation von Triggern kann helfen, Anfälle zu reduzieren.
- Migräne bedarf einer individuell angepassten Therapie.
Quellen
Zuletzt aktualisiert: 08.04.2025
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