Was ist das? - Definition
Der Sammelbegriff Sepsis bezeichnet Krankheitszustände, bei denen aus einer zunächst lokalen Infektion Erreger wie Bakterien oder Pilze in die Blutbahn eindringen und sich so im ganzen Körper verteilen können (septische Generalisation).
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
- Septikämie
- Blutvergiftung
- SIRS
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Bei einer Sepsis werden von einer lokalen Infektion permanent oder periodisch Krankheitserreger (Bakterien oder Pilze) in die Blutbahn geschwemmt und verursachen neue Krankheitsherde. In kurzer Zeit können eine Vielzahl von Organen betroffen werden und in eine lebensbedrohliche, den gesamten Körper betreffende (generalisierte) Krankheit münden.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Erste Symptome sind schnelle, hohe Fieberschübe (über 40 Grad Celsius), einhergehend mit Schüttelfrost und eingeschränktem Allgemeinbefinden, bis zur Bewusstlosigkeit. Das Herz rast (Tachykardie), der Blutdruck fällt (Hypotonie). Oft kommen Kopfschmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit hinzu. Der Patient fühlt sich "todkrank". Bei Kindern können Fieberkrämpfe auftreten. Die Haut ist grau-bläulich marmoriert. Manchmal treten kleine Blutungen an den Fingern, Zehen und in den Augen auf (septische Mikroembolien).
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Durch die Streuung der Keime in den Körper und der daraus folgenden Krankheitsherde wächst die Krankheitsbelastung auf den gesamten Organismus. Immer mehr Organe werden befallen und sind in ihrer Arbeit behindert oder fallen komplett aus. Es kommt in der Folge zu einem sogenannten Multiorganversagen. Ab einer bestimmten Belastungssituation kann der Körper nicht mehr von sich ausheilen. Eine frühzeitige Therapie mit hochdosierten Antibiotika ist notwendig.
Was rät die Großmutter? - Hausmittel und Verhaltenstipps
- Achten Sie auch bei kleinen Infektionen auf eine gute Wundhygiene.
- Bei chronischen oder sich ausbreitenden Infektionen sollte frühzeitig ein Arzt zu Rate gezogen werden.
Bearbeitungsstand: 24.07.2012
Quellenangaben:
Mutschler, Arzneimittelwirkungen, Wiss.Verl.-Ges., (2008), Aufl. 9 - Hahn, Kaufmann, Schulz, Suerbaum, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer, (2009), 6.Auflage - Nagel, Gürkov, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Elsevier (Urban & Fischer), (2009), 2. Auflage
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Blutvergiftung (Sepsis): Behandlung
Bei einer Blutvergiftung (Sepsis) ist eine rasche Behandlung besonders wichtig – denn die Erkrankung kann schnell voranschreiten und lebensbedrohlich sein. Häufig ist eine Therapie im Krankenhaus notwendig, dabei kann es auch erforderlich sein, dass der Patient auf der Intensivstation behandelt wird.
Eine Sepsis kann ganz unterschiedlich verlaufen. Es gibt zwar keine hundertprozentige Heilungschance, aber: Je eher die Behandlung beginnt, desto günstiger ist die Prognose!
Die Behandlung der Blutvergiftung setzt an mehreren Punkten an:
- Wichtigster Schritt ist, die Infektionsquelle zu beseitigen, das heißt: Der eigentliche Auslöser der Sepsis muss gefunden und behandelt werden. Der Auslöser kann zum Beispiel eine Wunde sein, die von Bakterien infiziert ist.
- Darüber hinaus zielt die Therapie darauf ab, den Patienten körperlich zu stabilisieren, die Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu verhindern.
Behandlung der Ursachen
Um den Krankheitsprozess zu stoppen, wird man versuchen, die Ursache der Blutvergiftung ausfindig zu machen und die verursachenden Krankheitserreger – häufig sind es Bakterien – zu bekämpfen. Dabei gilt: Je schneller eine Blutvergiftung behandelt wird, desto besser!
Krankheitserreger ausschalten
Die Therapie beginnt meist schon, bevor der genaue Erreger im Labor festgestellt wurde. Nachdem dem Patienten Blut abgenommen wurde, wird der behandelnde Arzt so rasch wie möglich hoch dosierte Antibiotika oder andere Medikamente gegen Krankheitserreger über eine Infusion verabreichen. Dabei wird er ein Medikament auswählen, dass gegen möglichst viele unterschiedliche Erreger wirkt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Therapie anschlägt.
Parallel dazu wird im Labor analysiert, welcher Erreger tatsächlich für die Blutvergiftung verantwortlich ist, sodass der Arzt seine Behandlung im Nachhinein gegebenenfalls anpassen und verbessern kann.
Fokussanierung: Den Infektionsherd beseitigen
Der eigentliche Krankheitsherd kann sich überall im Körper befinden und muss möglichst umgehend vollständig beseitigt werden. Mediziner bezeichnen dies als Fokussanierung. Je nachdem, wo sich der Infektionsherd befindet, können verschiedene chirurgische Eingriffe nötig sein. So kann es beispielsweise sein, dass verunreinigte Implantate oder Katheter zu einer bakteriellen Infektion geführt haben und ersetzt werden müssen. Hat sich eine Wunde infiziert, muss sie möglicherweise geöffnet, von entzündetem oder abgestorbenem Gewebe befreit und gespült werden. Kann der Infektionsherd nicht gefunden oder beseitigt werden, verschlechtert das in der Regel die Prognose.
Behandlung der Symptome / Vorbeugen von Komplikationen
Eine Sepsis kann gefährlich sein und im schlimmsten Fall zu einem multiplen Organversagen führen, das heißt, dass mehrere Organe nicht mehr funktionieren.
Ist der Patient in einem schlechten Zustand, können intensivmedizinische Maßnahmen notwendig sein, so etwa zur Kreislaufstabilisierung: Bei zu niedrigem Blutdruck können Flüssigkeitsinfusionen hilfreich sein, um den Blutdruck zu erhöhen (sog. Volumenersatztherapie). Reicht diese Maßnahme nicht aus, können zusätzlich Medikamente verabreicht werden, die die Blutgefäße verengen.
Je nachdem, zu welchen körperlichen Beeinträchtigungen die Blutvergiftung führt, werden die Ärzte versuchen, die Organfunktionen aufrechtzuerhalten, zu unterstützen oder auch kurzfristig zu ersetzen. So muss der Patient unter Umständen zusätzlichen Sauerstoff erhalten oder vollständig künstlich beatmet werden. Durch einen septischen Schock kann der Blutzuckerwert durcheinandergeraten, in diesem Fall kann der Blutzucker durch die Gabe von Insulin gesenkt werden. Auch kann zum Beispiel eine Dialyse (Blutwäsche) nötig sein, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten.
Blutvergiftung rechtzeitig erkennen
Eine Blutvergiftung ist immer eine ernstzunehmende Erkrankung, die trotz intensiver Behandlung häufig tödlich endet. Je schneller die Sepsis erkannt und behandelt wird, desto besser. Folgende Beschwerden können auf eine Blutvergiftung hinweisen, vor allem, wenn sie in Kombination auftreten:
- Fieber über 38 Grad oder unerklärliche Untertemperatur von 36 Grad oder darunter
- erhöhter Plus
- Verwirrtheit
- niedriger Blutdruck
- schnelle Atmung
- blasse oder graue Gesichtsfarbe
Zögern Sie bei solchen Symptomen nicht, einen Notarzt zu rufen oder den Arzt aufzusuchen!
Quellen:
• Herold, G.: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2017
• Scholten, H.: Sepsis: Der heimliche Killer. Pharmazeutische Zeitung online, Ausgabe 15/2016
• Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: 2016)
• Leitlinien der Deutschen Sepsis-Gesellschaft und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin: Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Sepsis. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 079/001 (Stand: Februar 2010)
© aponet.de
Letzte Aktualisierung: November 2016