Was ist das? - Definition
Beim Sjögren-Syndrom handelt es sich um eine chronische Entzündung von Tränen- und Speicheldrüsen. Oft sind auch die Schleimdrüsen des Magen-Darm-Trakts, der Harn- und Geschlechtsorgane und der Atemwege betroffen.
Das Sjögren-Syndrom kann allein (primäres Sjögren-Syndrom) oder als Begleiterkrankung einer anderen Erkrankung (sekundäres Sjögren-Syndrom) auftreten.
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Das Sjögren-Syndrom tritt bevorzugt bei Frauen mittleren Alters auf.Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung. Das heißt, dass das Abwehrsystem des Körpers bestimmte körpereigene Substanzen wie Fremdstoffe behandelt und Abwehrstoffe ("Autoantigene") gegen diese entwickelt. Die genaue Ursache dafür ist nicht bekannt. Beim Sjögren-Syndrom vermutet man, dass eine Virusinfektion der Auslöser sein könnte.
Durch die Autoimmunreaktion kommt es zur Entzündung und Zerstörung der Tränen- und Speicheldrüsen. Diese produzieren weniger oder gar kein Sekret mehr, was zu trockenen Augen und trockenem Mund führt. Oft sind auch weitere Schleimhäute oder Organe betroffen.
Das sekundäre Sjögren-Syndrom tritt oft im Zusammenhang mit einer rheumatischen Gelenkentzündung auf, aber auch ein Zusammenhang mit einer Hepatitis (Leberentzündung) oder einer Leberzirrhose ist möglich.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Beim Sjögren-Syndrom gibt es zwei Hauptsymptome, die auch als "Leitsymptome" bezeichnet werden:
- trockene Augen mit Fremdkörpergefühl, Brennen und Rötung der Augen
- trockener Mund mit Schwierigkeiten, trockene oder klebrige Nahrung zu schlucken, Heiserkeit und Hustenreiz.
Diese Symptomatik wird auch als "Sicca-Syndrom" bezeichnet.
Von der Austrocknung können noch weitere Schleimhäute betroffen sein. Dies führt zum Beispiel zu Verdauungsstörungen, Brennen beim Wasserlassen oder Trockenheit und Juckreiz im Genitalbereich. Darüber hinaus treten häufig wiederkehrende Schwellungen der Speicheldrüsen, insbesondere der Ohrspeicheldrüse auf.
Begleitend kann es zu rheumatischen Beschwerden wie Gelenkentzündungen (Arthritis) kommen. Auch allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Fieber sind möglich.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Der Verlauf der Erkrankung ist schleichend. Meist sind die trockenen Augen oder der trockene Mund, oft beides zusammen, frühe Symptome. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung kommen weitere Symptome wie Geschmacksstörungen und Geschwüre der Mundschleimhaut hinzu.
Innere Organe wie Niere oder Lunge können beteiligt sein, auch eine Entzündung der Blutgefäße ist möglich.
Die Krankheit schreitet normalerweise nur langsam voran, eine akute Verschlechterung in Schüben ist selten.
Die Krankheit kann nur vom Arzt erkannt werden, etwa halbjährliche Kontrolluntersuchungen sind nötig.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Sowohl das trockene Auge als auch die Mundtrockenheit können andere Ursachen haben. Mundtrockenheit kann durch bestimmte Medikamente, Entzündungen der Speicheldrüse, sowie durch Bestrahlung oder Auszehrung ausgelöst werden und ist im hohen Lebensalter häufig. Auch das trockene Auge tritt im Alter häufig auf, kann aber ebenfalls durch Medikamente, Vitamin A-Mangel und trockene Luft ausgelöst werden. Eine HIV-Infektion kann durch den Befall des Drüsensystems von stark ausgetrockneten Schleimhäuten begleitet sein.
Die Unterscheidung kann nur durch den Arzt erfolgen.
Verhaltenstipps
- Anwendung von Augentropfen ("künstliche Tränen").
- Augen nicht reiben, da es dadurch zu Infektionen kommen kann.
- Augen durch eine (Sonnen-) Brille vor Wind schützen, damit sie nicht noch stärker austrocknen.
- Augen regelmäßig kurz schließen, um weiteres Austrocknen zu vermeiden.
- Viel trinken, dadurch werden die Schleimhäute befeuchtet und die Nahrungsaufnahme erleichtert.
- Kaugummikauen regt die Speicheldrüsen zur Produktion an und bewirkt, dass der Mund nicht so stark austrocknet.
- Bei sehr trockenem Mund hilft die Anwendung von künstlichem Speichel.
- Auf ausreichende Luftfeuchtigkeit achten.
Bearbeitungsstand: 26.07.2012
Quellenangaben:
Thews, Mutschler, Vaupel, Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Menschen, WVG, (2007), 5. Aufl. - Mehrle, Augenheilkunde, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 8.Auflage - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.