06.10.2020
Schon frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Darmmikrobiom mit dem Alter verändert. Außerdem ist bekannt, dass es eine Kommunikation zwischen Darm und Gehirn gibt, die „Darm-Hirn-Achse“. Wie sehr die Darmflora mit dem Gehirn zusammenhängt, haben nun Forscher aus Florenz gezeigt: Nachdem sie Kot von älteren auf jüngere Mäuse übertragen hatten, veränderte sich deren Mikrobiom. Außerdem stellten die Forscher fest, dass die jungen Mäuse Probleme bekamen, sich in einem Labyrinth zurechtzufinden und sich den richtigen Weg zu merken – etwas, was jüngeren Mäusen normalerweise leicht fällt. Angst, Neugier und die Bewegungsaktivität der Tiere veränderten sich nicht. Die verringerte Lernfähigkeit ging mit Veränderungen in Teilen des Gehirns einher, die für Lernen und Gedächtnis verantwortlich sind.
Darmflora beeinflusst auch das Gehirn
„Die Ergebnisse zeigen, dass altersbedingte Veränderungen im Darmmikrobiom das Zentralnervensystem verändern können“, sagt Studienautor Prof Claudio Nicoletti. Die Ergebnisse liefern damit eine Basis für die Entwicklung von Therapien, die die Darmflora von Senioren wieder „verjüngen“ und damit auch ihre geistige Leistungsfähigkeit verbessern könnten. „Es bleibt jedoch abzuwarten, ob eine Transplantation von jungen Spendern die geistige Funktion bei älteren Empfängern tatsächlich wiederherstellen kann“, gibt Nicoletti zu bedenken.
Die gezielte Veränderung des Mikrobioms spielt in der Medizin schon länger eine Rolle, beispielsweise zur Therapie bei schweren Darminfektionen. Nun wollen die Forscher auch die Wirksamkeit bei der Bekämpfung von altersbedingten Erkrankungen näher untersuchen.
ZOU