Was ist das? - Definition
Spricht ein Arzt von Ödemen, dann meint er damit Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
- Wassereinlagerungen
- Wasser in den Beinen
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
Beim menschlichen Blutkreislauf wird das Blut, das in der Lunge mit Sauerstoff beladen wird, durch die Blutgefäße ins Gewebe transportiert. Die Blutgefäße verzweigen sich immer stärker und erreichen so sämtliche Körperregionen. Der Blutstrom versorgt die Gewebe mit frischem Sauerstoff, Nährstoffen und Flüssigkeit und nimmt verbrauchte Nährstoffe und nicht mehr benötigte Flüssigkeit wieder auf, um sie abzutransportieren. Die aufgenommene Flüssigkeit wird normalerweise weiterverwendet oder über die Nieren ausgeschieden. Auch die Lymphe hat die Aufgabe, Flüssigkeit durch den Körper zu bewegen. Somit findet sich bei einem gesunden Menschen kein überschüssiges Wasser im Gewebe.
Ist ein Teil dieses Mechanismus gestört, sammelt sich Flüssigkeit im Gewebe an, Fachleute sprechen dann von Ödemen. Die Ursachen einer Ödembildung sind sehr verschieden und sind keineswegs immer Hinweis auf eine schlimme Erkrankung:
- Bei einer Entzündung kommt es zur Schwellung der Haut im entzündeten Bereich. Die Schwellung entsteht durch Flüssigkeitseinlagerung.
- Menschen mit Krampfadern beobachten besonders abends eine Schwellung der Beine, meist im Knöchelbereich. Sie kommt dadurch zustande, dass die krankhaft erweiterten Venen (Krampfadern) das Blut nur schlecht aus den Beinen zum Herzen abtransportieren können.
- Beinödeme sind ein typisches Zeichen einer Herzschwäche, vor allem des rechten Herzens. In der rechten Herzhälfte wird das Blut aus dem Körperkreislauf gesammelt und in die Lunge gepumpt. Bei einer Rechtsherzschwäche ist der rechte Herzteil nicht mehr in der Lage alles ankommende Blut weiterzupumpen. Folge ist ein "Stau" vor dem rechten Herzen und damit im Körper. Durch den Blutstau wird vor allem in den unteren Körperpartien, also in den Beinen, Wasser aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe gedrückt, es bilden sich Ödeme.
- Bei einer Nierenschwäche kann die Niere keinen Urin mehr bilden, das Wasser staut sich im Körper und führt zu Ödemen.
- Klappt der Abfluss der Lymphflüssigkeit nicht richtig, staut sich diese im Gewebe. Man spricht dann von einem Lymphödem. Ursache kann eine generelle Lymphabflussstörung sein, aber auch eine Operation, wenn beispielsweise viele Lymphgefäße entfernt werden mussten und somit die Lymphe aus dem betroffenen Bereich nicht mehr abfließen kann.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Ödeme führen zu einer schmerzlosen, nicht geröteten Schwellung. Auf Grund der Schwerkraft zeigen sich Ödeme zuerst in den herabhängenden Körperteilen, also in den Beinen, besonders im Knöchelbereich. Die Betroffenen beklagen besonders abends ein "Schweregefühl" in den Beinen. Erkennbar sind Ödeme an der bleibenden "Delle" nach dem Eindrücken der geschwollenen Körperregion. Einen Sonderfall stellen die Lymphödeme dar. Bei ihnen ist keine Delle eindrückbar.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Verlauf und Komplikationen sind je nach Ursache der Ödembildung unterschiedlich:
- Klingt die Entzündung ab, verschwindet auch die örtliche Ödembildung.
- Ein chronisches Beinödem infolge von Krampfadern führt zur Ausdünnung der Haut, es kann zu Geschwüren, dem "offenen Bein" kommen.
- In schweren Fällen einer Rechtsherzschwäche bilden sich Ödeme am Rumpf oder sogar in inneren Organen, z.B. dem Magen oder der Leber.
- Schreitet eine Nierenschwäche fort, kann es zur "Überwässerung" des Körpers mit Bildung von Lungen- oder einem Hirnödem kommen. Dies ist aber dank der heute möglichen Dialyse, der "Blutwäsche", selten geworden.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Damit nicht zuviel Wasser in das Gewebe gelangt, sind im Blut bestimmte Eiweißkörper, welche Wasser an sich binden und somit im Gefäßsystem "zurückhalten". Bei einem Mangel an diesem Eiweiß kommt es zum Austritt von Wasser ins Gewebe. Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Ödemen tritt das Wasser aber in den Bauchraum aus. Man spricht von "Bauchwassersucht" oder Aszites. Ursache ist meist eine Leberzirrhose, eine Krankheit, bei der die Leber nicht mehr richtig arbeitet und deshalb die Eiweißkörper nicht mehr bilden kann.
Bei Hungersnöten kann sich in Folge einer extremen Mangelernährung ebenfalls eine Aszites bilden, weil die Nahrung nicht genug Nährwert enthält und die Leber deswegen kein Eiweiß bilden kann.
Bei einer Glomerulonephritis, einer Entzündung der Nierenköperchen, verliert man zuviel Eiweiß über den Urin. Folge sind auch hier Ödeme, sie zeigen sich besonders im Gesichtsbereich.
Verhaltenstipps
- Bei Krampfadern und dem Lymphödem funktioniert der Rückfluss von Blut oder Lymphflüssigkeit zum Herzen nicht mehr richtig. Deshalb muss dieser durch eine konsequente Kompressionstherapie, z.B. mit Hilfe von Kompressionsstrümpfen unterstützt werden.
- Bei Krampfadern gilt des Weiteren die einfache Regel: "Sitzen, Stehen schlecht, lieber Laufen, Liegen". Denn langes Stehen oder Sitzen behindert den Rückfluss, während er durch Laufen oder Liegen (mit angehobenen Beinen) gebessert wird.
- Es gibt auch pflanzliche Zubereitungen, zum Beispiel aus rotem Weinlaub oder Rosskastanie, die bei Krampfadern ebenfalls unterstützend wirken können.
- Bei einer Rechtsherzschwäche sollte das Körpergewicht regelmäßig kontrolliert werden. Steigt es an, ist es ein Hinweis darauf, dass man vermehrt Wasser im Körper einlagert.
Bearbeitungsstand: 23.07.2012
Quellenangaben:
Thews, Mutschler, Vaupel, Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Menschen, WVG, (2007), 5. Aufl. - Mutschler, Arzneimittelwirkungen, Wiss.Verl.-Ges., (2008), Aufl. 9 - Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.